Geschichte

Eingemeindung vor 100 Jahren

Erst mit der Eingemeindung von Hohenlohe kam Kitzen zu einer Kirche. Allerdings gehörte der alte Ort Kitzen schon immer zum Kirchengebiet. 1913 wurde das bis dahin eigenständige Hohenlohe nach Kitzen eingemeindet. Die Kirche St. Nikolai zu Hohenlohe steht auf einer Anhöhe. Von ihr aus war der gesamte ehemalige Vogteibezirk, der sogenannte „Buddel“, der zum Einzugsgebiet der Kirche gehört, zu überblicken.

Wie alt?

„Wir sind weit entfernt von Ergebnissen. Zum Beispiel, wie alt die Kirche ist. Da haben wir nur vage Vorstellungen.“ Mit diesen Worten eröffnete Thomas Westphalen, Leiter der Abteilung Archäologische Denkmalpflege im sächsichen Landesamt für Archäologie, im September 2013 ein Symposium über die Erkenntnisse aus den Ausgrabungen und weiteren Forschungen zur Kirche Kitzen.

Nun, was für die Archäologen eine vage Vorstellung ist, das ist für den Laien schon mal eine ziemlich konkrete Angabe. Diana Härtrich vom sächsischen Landesamt für Denkmalpflege, hat in einem Vortrag am 23. März 2014 in Kitzen den Zeitpunkt der Entstehung auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts gelegt. Also irgendwann zwischen 1150 und 1200 wurde mit dem Bau begonnen. Mehr als 800 Jahre später erscheint uns das schon eine klare zeitliche Vorstellung. Drei Bauphasen haben die Forscher erkannt. Sie lagen demnach im 12. und im 13. Jahrhundert. So ist der Ursprung romanisch, während die dritte Bauphase bereits in die Zeit der Frühgotik fällt.

1. Bauphase

Die archäologischen Untersuchungen haben zuallerst einmal eine klare Vorstellung davon gebracht, wie der Grundriss der ersten Kirche zu Hohenlohe ausgesehn hat. Wie Diana Härtrich schilderte, war der Kirchenbau für ein Dorf von damals schon ein gewaltiges Bauwerk. Letztlich entstand eine Kirche, die rund 30 Meter lang ist und einen etwa 20 Meter hohen Turm hat. Damit war sie schon ein beachtliches Gebäude. „Es handelt sich um eine Saalkirche mit eingezogenem Chor“, schildert Härtrich. Die auf dem Grundriss rechts (Ostseite)zu erkennende Apsis ist allerdings laut der Denkmalpflegerin lediglich eine Annahme. Einen archäologischen Beweis hat man bislang nicht gefunden, dass der erste Bau eine solche Apsis hatte. Es könnte auch einen geraden Abschluss gegeben haben. Beweise fanden die Wissenschaftler allerdings dafür, dass der Turm mit Doppelarkaden zum Saal hin geöffnet war. Schon damals wurde ein umlaufender Rundbogenfries als architektonische Besonderheit eingearbeitet. Das gilt als sehr aufwändige Arbeit. Die damaligen Eingänge befanden sich an der Süd- und an der Nordseite, unmittelbar am Übergang vom Turm zum Saal als einfache Rechtecke, die mit einem Quersturz oben abgeschlossen waren. Nicht mehr rekonstruierbar ist nach den Worten vo Diana Härtrich, ob die Kirche in der ersten Bauphase Fenster hatte. Der Turm war in der Zeit ein Stockwerk niedriger, als wir ihn heute kennen.

2. Bauphase

Diese zweite Bauphase wird von den Wissenschaftlern zwischen 1200 und 1220 eingeordnet. Dass es nach diesem Umbau eine Apsis gegeben hat, konnten die Archäologen bei ihren Ausgrabungen nachweisen, sagte Diana Härtrich. Auch die plastischen Dekore an den Portalen lassen sich in diesen Zeitraum einordnen. Anhand dieser Details gelang die Einordnung in die genannte Zeitschiene. Das südliche Portal ist ja in den vergangenen Jahren restauriert worden. Das Nordportal ist gut erhalten, weil dieser Bereich durch eine angebaute Eingangshalle geschützt ist. In dieser Bauphase ist auch wieder der Rundbogenfries aufgegriffen worden, was heute noch von außen zu sehen ist. Laut der Wissenschaftlerin ist es selten, dass so eine architektonische Besonderheit erhalten bleibt, weil sie zerstörischen Witterungseinflüssen ausgesetzt ist.

3. Bauphase

Die dritte Bauphase wird auf den Zeitraum zwischen 1230 und 1250 datiert.Der Chorraum wurde verlängert, die Apsis wieder entfernt und ein gerader Abschluss geschaffen. Bemerkenswert ist, dass der Chorraum elf Fenster bekommen hat, je vier auf der Süd- und der Nordseite sowie die drei heute noch vorhandenen spitzbogigen Fenster hinter dem Altar. Die Bestätigung für die je vier Fenster an den Seiten haben die Forscher mit einem zugemauerten Fenster im Bereich der später angebauten Sakristei gefunden.

Spätere Bauarbeiten

In dem Bild sind die Grundrisse der drei Bauphasen übereinander gelegt und zeigen die Veränderungen, vor allem auch der Größe der Kirche. In späteren Jahrhunderten gab es weitere Veränderungen. Aber die waren nicht so gravierend wie die in den ersten drei Bauphasen währen der 100 Jahre im 12. und 13. Jahrhundert. (Die Zeichnungen wurden vom Landesamt für Denkmalpflege angefertigt).

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts ist an der Südseite des Chorraumes die Sakristei angebaut worden. Noch heute findet sich an ihrer Südseite gotisches Steinbildwerk mit Maßwerkverziehrung. Allerdings ist das inzwischen stark verwittert. Möglicherweise gehörte es zu den ehemaligen Chorschranken. Die Chorschranken trennten den Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum ab.

An der Nordseite des Chorraumes befand sich seit langer Zeit die „Kitzner Kapelle“. Das war die Patronatsloge der Rittergutsbesitzer von Kitzen. Der heute zu sehende Bau stammt von 1822. Das weist auch die Jahreszahl über dem Eingang aus. Ebenso ist dort das Wappen des damaligen Rittergutsbesitzers zu sehen. Die Verbindung von Kapelle und Chorraum wurde bei der Entfernung der baufälligen Emporen verschlossen.

Die Orgel

Im Gottesdienst oder auch bei Konzerten erklingt eine pneumatische Orgel mit 16 Registern, die vom Zörbiger Orgelbauer Wilhelm Rühlmann (1842 bis 1922) errichtet wurde. Rühlmann lernte bei seinem Vater das Orgelbauhandwerk und war 1860 Geselle beim Weißenfelser
Friedrich Ladegast

(1818 bis 1905), der zu den bedeutendsten deutschen Orgelbauern gezählt wird. Unter anderen stammt der Neubau der Orgel von 1853 im Merseburger Dom von Ladegast. Rühlmann baute neben anderen zum Beispiel die Orgeln in der St.-Agnus-Kirche in Köthen und der Lutherkirche in Bad Kösen.

Die Bilder zeigen die Orgel auf der Empore genau gegenüber dem Altarraum mit dem Altar und den dahinter befindlichen schmalen hohen Fenstern.

Die ursprüngliche Orgel der Kitzener Kirche stammte aus dem Jahr 1680. Sie ist nicht mehr vorhanden. Das jetzige Instrument stammt von 1913 und wurde im September 2003 gereinigt und instandgesetzt. Derzeit wird wieder für die Reparatur der Orgel gesammelt. Wegen der Bauarbeiten kann sie ohnehin nicht genutzt werden.