Kunstauktion für den Turm

Im Anschluss an das Konzert am 25. September werden sechs Bilder von Karl-Heinz Georgi sowie vier Holzschnitte von Jiang Bian-Harbort versteigert. Der Erlös der Versteigerung kommt vollständig der in diesem Herbst beginnenden Turmsanierung zugute.

Jiang Bian-Harbort wurde 1976 in Shi Jia Zhuang in der VR China geboren, hat an der Hochschule für bildende Kunst in Dresden Malerei und Grafik sowie Bildhauerei studiert. An der Technischen Hochschule Dresden absolvierte sie zudem ein Studium in Kunstgeschichte. Sebastian Harbort wurden 1976 in Dresden geboren, lernte und arbeitete als Stukkateur und hat an der Hochschule für bildende Kunst Dresden Theaterplastik studiert. Das Künstlerpaar lebt und arbeitet mit seinen Kindern seit vielen Jahren in Kitzen.

Der Musiker Karl-Heinz Georgie war 43 Jahre lang als 1. Solotrompeter des Gewandhausorchester tätig und weiß nicht nur mit seinem Blasinstrument brillant umzugehen, sondern versteht sich auch auf verschiedene Techniken der Malerei. Beim Tag des offenen Denkmals in der Kirche Kitzen waren zahlreiche Bilder von seiner Hand zu sehen. Sechs davon hat er für die Auktion ausgewählt. Es handelt sich um Acryl- und Ölmalerei.

Georgi hat von 1974 bis 1979 an der Leipziger Hochschule für Musik studiert. Er hat später auch an der Hochschule gelehrt. Konzertreisen haben ihn durch die ganze Welt geführt. Als Maler ist er Autodidakt.

Diese Holzschnitte von Jiang Bian-Harbort und Sebastian Harbort werden versteigert:

Jiang Bian-Harbort: Frau mit Schwänen, 28x38cm, Holzschnitt, Mindestgebot 60 Euro
Jiang Bian-Harbort: Miss America, 30×40, Holzschnitt, Mindestgebot 80 Euro
Sebastian Harbort: Sonntagsspaziergang , 32x46cm, Holzschnitt, Mindestgebot 80 Euro
Sebastian Harbort: Am Strand, 30x40cm, Holzschnitt, Mindestgebot 60 Euro

Die Bilder von Karl-Heinz Georgie, die zur Versteigerung gebracht werden:

Mindestgebot 100 Euro
Mindestgebot 125 Euro
Mindestgebot 140 Euro
Mindestgebot 125 Euro
Mindestgebot 140 Euro
Mindestgebot 120 Euro

Schautag am Denkmal

Große Resonanz bekam Ingrid Riedel bei der Führung durch die Kirche.

„Oh, ich habe gedacht, mit einem ordentlichen Anstrich war das Wesentliche geschafft, damit die Kirche wieder schön aussieht.“ Der Besucher am Tag des offenen Denkmals in der Kirche Kitzen musste nach der Führung um und durch das Bauwerk seine Meinung gründlich revidieren. Die Vorsitzende des Fördervereins für das Kulturdenkmal Kirche Sankt Nikolai Kitzen Ingrid Riedel hatte während der öffentlichen Führung am 11. September, dem Tag des offenen Denkmals, vor gut 40 bis 45 Teilnehmern ausführlich über die Historie der Kirche, aber vor allem über die aufwändigen Sanierungsarbeiten während der zurückliegenden zehn Jahre informiert. 1,5 Millionen Euro sind seither in die Restaurierung der Kirche geflossen. Ein großer Teil davon waren Fördermittel, aber der finanzielle Eigenanteil zum Beispiel aus Spenden sowie die immensen Eigenleistungen haben sich mittlerweile auch schon zu mehreren hunderttausend Euro summiert.

Die Ausstellungen stießen auf viel Interesse.

Auch wenn der Besucherstrom an dem Tag verhalten begann, schlussendlich waren doch jede Menge Einwohnerinnen und Einwohner, aber auch Besucherinnen und Besucher von außerhalb gekommen. Neben der Führung hatten auch die drei Ausstellungen in der Kirche große Anziehungskraft. Das waren einmal die Fotoausstellung über die ehemalige Kitzener Schule, zum anderen der Bildervergleich „Kitzen 1962 – Kitzen 2022“. Ein Video vom Tag des offenen Denkmals in Kitzen gibt es hier.

Interessiert zeigten sich die Gäste ebenso an den Malereien von Karl-Heinz Georgi. Angesichts der Resonanz am Denkmalstag und beeindruckt von der bisherigen Sanierungsleistung sowie der bevorstehenden Erneuerung des Kirchturms entschloss er sich, sechs seiner Bilder zugunsten der Finanzierung der Turmsanierung versteigern zu lassen. Die Auktion wird am 25. September im Anschluss an das für den Tag geplante Konzert stattfinden. Spontan haben sich auch die in Kitzen lebenden und arbeitenden Künstlerin Jiang Bian-Harbort und Sebastian Harbort entschlossen, für die Auktion Holzschnitte aus ihrem Schaffen zur Verfügung zu stellen. Ausführliche Informationen gubt es im Beitrag Kunstauktion für den Turm.

Sebastian Harbort (2.v.l.) und Jiang Bian-Harbort (3.v.r. im Gespräch mit Pegaus Bürgermeister Frank Rösel) zeigten Kunstwerke aus ihrem Schaffen.
Kunsthandwerk in der Pfarrscheune.

Erstmals hatte der Förderverein anlässlich des Denkmaltags auch Anbieter von Kunsthandwerk gewinnen können. Das war eine große Bereicherung für den Tag, auch wenn die Kauflaune der Besucherinnen und Besucher eher verhalten ausfiel. Was man vom Kuchenbuffet nicht sagen konnte. Traditionell fanden die Backwaren aus den Küchen zahlreicher Förderer und Freunde des Vereins reißend Absatz. Vom Publikum mit viel Applaus begleitet wurde ein tänzerischer Gruß für Siegwald Bilesch, der drei Tage zuvor seinen 85. Geburtstag gefeiert hatte und zu den Hauptmatadoren des Fördervereins gehört.

Am Kuchenbuffet.
Ingrid Riedel und Siegwald Bilesch beim Anschnitt der Geburtstagstorte.
Gruppenbild mit den Tänzerinnen der Show-Tanzgruppe.
Bei Kaffee und Kuchen ließ es sich gut plaudern.

Was für eine Stimme!

Jens Theilig im Kitzener Pfarrhof.

Was für ein Abend! Was für eine Stimme! Der Crimmitschauer Jens Theilig begeisterte am Abend des 21. August sein Publikum im Pfarrhof der Kirche Sankt Nikolai Kitzen. Ihn zum Kultursonntag zu engagieren, war ein echter Glücksgriff des Fördervereins. Der Tenor, der in Leipzig eine klassische Gesangsausbildung absolviert hat, zeigte sich in verschiedenen musikalischen Richtungen zu Hause: Klassik, Musical, Rock, Kirchenlieder, Pop-Balladen. Wem dieses Konzert entgangen ist, der hat etwas verpasst.

Theilig, der in seiner Heimatstadt gemeinsam mit seiner Frau Georgia, die ihn begleitete und für den guten Ton sorgte, ein Brautmodengeschäft betreibt und außerdem für ein Wirtschaftsunternehmen tätig ist, zeigte sich im ersten Konzertteil eher von der nachdenklich-besinnlichen Seite. Der Auftakt mit Solveigs Song, der ursprünglich aus der Feder von Edvard Grieg (1843 – 1907) stammt und vor einigen Jahren vom Musikprojekt Schiller adaptiert und eingespielt wurde, ließ erahnen, was das Publikum in den kommenden zwei Stunden stimmlich erwarten sollte. Weiter ging es unter anderem mit „Halleluja“, was zum Beispiel Leonard Cohen zu eindrucksvoll interpretiert hat, mit Peter Gabriels „Book of Love“ sowie selten gespielte Balladen von Udo Jürgens. Mit „My Way“ von Frank Sinatra, allerdings in einer Version von Elvis Presley, ging es in eine kurze Pause.

Teil zwei begann mit zwei Klassikern der DDR-Rockgeschichte. Theilig machte beide zu Höhepunkten seines Vortrags. Zuerst sang er „Als ich fortging“ von der Gruppe Karussell. Neben „Am Fenster“ von City und „Über sieben Brücken“ von Karat vielleicht eins der eindrucksvollsten deutschen Lieder der ausklingenden 1970er und der 1980er Jahre. Wer möchte, kann hier noch einmal hineinhören in ein kleines Musikvideo von dem Abend: Als ich fortging.

Das Publikum geizte nicht mit Beifall.

Wie gut dieser Song ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, wer ihn in den zurückliegenden Jahren alles interpretiert hat: Rosenstolz, Jose Carreras, Sarah Connor, Heinz Rudolf Kunze, Tokio Hotel und viele andere. Karats „Schwanenkönig“ war anschließend ebenso beeindruckend vorgetragen wie „In the Ghetto“ von Elvis Presley oder „Circle of Live“ aus Elton Johns Musical „König der Löwen“. Es folgte neben anderen zwei Lieder aus den Musical „Les Miserables“ und in die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit hinein ließ Jens Theilig „Amazing Grace“ erklingen, jenes alte Kirchenlied aus der Feder des während eines Sturms auf dem Atlantik bekehrten Sklavenhändlers John Newton (1725 – 1807), von dem es unzählige Versionen vor allem aus England und Schottland gibt.

Da war es schließlich kein Wunder, dass sich das Publikum mit lautem Beifall und Bravo-Rufen eine Zugabe „erbettelte“ und schließlich mit dem Ohrwurm „Sierra Madre“ in die Nacht und auf den Heimweg entlassen wurde.

Den Ton mischte Georgia Theilig.

Der Turm wird saniert

Endlich, endlich, möchte man sagen, aber ohne jeden Vorwurf. Endlich kommt er dran. Der Turm der Kirche Sankt Nikolai Kitzen wird saniert. Nach der aufwändigen Erneuerung der Kirche – erinnert sei an die Stichworte Dach, Trockenlegung, Putz, Bänke, Fenster, Patronatsloge – in den vergangenen zehn Jahren, bietet sich bislang dem Betrachter ein harter Kontrast zwischen dem hell strahlenden kreuzförmigen Bau und dem grauen, verwitterten Mauerwerk des Turms. Das soll sich nun bis Ende nächsten Jahres ändern. Die Fördermittelzusagen seien da und die notwenigen Eigenmittel ebenso, sagt die Vorsitzende des Fördervereins der Kreuzkirche Sankt Nikolai Kitzen Ingrid Riedel. Noch vor wenigen Wochen sah es so gar nicht danach aus, aber mittlerweile hat sich Hartnäckigkeit beim Verhandeln mit potenziellen Gelgebern ausgezahlt. Doch der Reihe nach.

Kontrast zwischen dem Turm und dem Rest der Kirche.

Ein Jahr nach der Antragstellung für Fördermittel zur Turmsanierung beim Landesamt für Denkmalpflege kam im Juni 2022 erst einmal ein ernüchternder Bescheid. Ja, es gebe Fördermittel, hieß es, aber deren Summe könne nur 55 Prozent der geplanten Baukosten abdecken. „Das war für unseren Verein vollkommen inakzeptabel, denn Eigenmittel in einem derartigen Umfang hat unser Verein nicht“ berichtet Ingrid Riedel. Die Gesamtinvestition für die Turmsanierung beläuft sich auf immerhin 260.000 bis 280.000 Euro. „Für uns hätte das bedeutet, mehr als 130.000 Euro Eigenmittel aufzubringen. Das war illusorisch“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Nachdem sie die schlechte Nachricht habe ein paar Tage sacken lassen, sei ihr der Gedanke gekommen, ob es nicht möglich sein könnte, mit einer veränderten Strategie für den Ablauf der Turmsanierung mehr Entgegenkommen bei den sächsischen Denkmalpflegern bekommen zu können.

„Also haben wir ein neues Konzept eingereicht und erneut die Verhandlungen aufgenommen. Die Investitionen wurden auf 2022 und 2023 aufgeteilt.“ 111.000 für die Innensanierung des Turms in diesem Jahr und 155.000 Euro für die Außensanierung im nächsten Jahr. „Parallel dazu haben wir noch Anträge bei der Stiftung Kirchliche Bauten sowie bei der Katharina und Gerhard Hoffmann Stiftung eingereicht“, sagt Ingrid Riedel. Erstere erklärte sich bereit, 20.000 Euro beizusteuern, zweitere sagte weitere 10.000 Euro zu. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat 13.500 Euro zugesagt, in denen 1500 Euro enthalten sind, die Jubilare, zum Beispiel bei runden Geburtstagen, als private Spenden zur Verfügung gestellt haben. Zudem bestehen sehr gute Chancen, aus dem europäischen Leader-Programm im nächsten Jahr Geld zu bekommen. Unter diesen Bedingungen hat nun mittlerweile des Landesamt für Denkmalpflege einen deutlichen höheren Fördersatz zugesagt, so dass unterm Strich der Verein dieses und nächstes Jahr zirka 20.000 Euro an Eigenmitteln auspacken muss, was nach den Worten von Ingrid Riedel möglich ist.

Die Plakette für den Preis im Wettbewerb.

Zumal sich in diesem Jahr neben den Einkünften aus Kulturveranstaltungen sowie diversen Spenden noch ein Wettbewerbsgewinn für die Vereinskasse bemerkbar gemacht hat. Das sächsische Landwirtschaftsministerium veranstaltet einen Wettbewerb um den Simul-Mitmachfonds. Ingrid Riedel hat in ihrem Wettbewerbsbeitrag darüber geschrieben, wie bei der Sanierung der Kirche und der Organisation der Kulturveranstaltungen in Kitzen eine Gemeinschaft von vielen Menschen zusammengewachsen ist. Ergebnis – es gab ein Preisgeld von 5000 Euro.

„Mit unserer neuen Strategie sind wir beim Landesamt für Denkmalpflege auf offene Ohren gestoßen. Ich hatte den Eindruck bei den Gesprächen, dass man in Dresden an der Problemlösung interessiert ist“, lobt Ingrid Riedel. Gelingt es, die notwenigen Handwerkerleistungen rechtzeitig zu binden, dann sollte einer Fertigstellung der Turmsanierung Ende des Jahre 2023 nichts im Wege stehen.

Ursprünglich war man im Förderverein einmal davon ausgegangen, dass sich die Kosten für die Sanierung des Turms auf das Doppelte bis Dreifach der jetzigen Summe belaufen könnte. „Aber da sind wir immer davon ausgegangen, dass etliches Geld für die Stabilität des Turmes ausgegeben werden müsste. Mittlerweile wissen wir aufgrund der Gutachten, dass die Standfestigkeit nicht beeinträchtigt ist“, sagt Ingrid Riedel. So kann also die Sanierung mit deutlich weniger finanziellem Aufwand einem gute Ende zugeführt werden, zumal vorerst auch die Glocken nicht erneuert werden müssen.

Mit der Geige begeistert

Ilia Foiguel. Foto: Karola Modl

Jede Menge Applaus zwischendurch und am Schluss gab es für Ilia Foiguel. Der laue Sommerabend am Sonntag, dem 31. Juli, kühler Wein, Bier und Bratwurst trugen sicher auch noch dazu bei, dass es ein lauschiger musikalischer Abend im Pfarrhof an der Kirche Sankt Nikolai wurde. Ilia Foiguel begeisterte die gut 65 Besucher mit Melodien wie Strangers in the night des legendären Sängers Frank Sinatra oder der Moonlight Serenade des nicht weniger legendären Komponisten und Orchesterchefs Glen Miller. Aber auch Auszüge aus den Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms sowie Melodien aus Anatevka (Der Fiedler auf dem Dach) und anderes mehr fanden Anklang beim Publikum.

Das Publikum war angetan vom Geigenspiel. Foto: Karola Modl

Von Petuschki nach Kitzen oder wie

Gut 50 Besucher kam auf die Kulturhausterrasse

Von Moskau nach Kitzen oder von Kitzen nach Petuschki oder wo sind wir oder wohin fahren wir. Manch einem der gut 50 Besucher des Sommertheaters auf der Terrasse des Kitzener Kulturhauses am 23. Juli schwirrte wohl der Kopf. Schließlich war sich selbst der Hauptakteur nicht klar, wo er sich befand. Der Schauspieler Kay Liemann aus Leipzig kam mit dem Ein-Personen-Stück „Die Reise nach Petuschki“ nach Kitzen. Was heißt aber Ein-Personen-Stück. Er hatte Unterstützung, musikalische Begleitung von Philipp Rücker, der Klarinette, Saxophon und Flöte mitgebracht hatte und auch ein schauspielerisches Kabinettstück in der Rolle eines trunken Schaffners ablieferte, der die Strafe für nicht vorhandene Fahrkarten in Gramm Alkohol kassierte.

Kay Liemann alias Wenja Jerofejew

Wenedikt „Wenja“ Jerofejew will vom Kursker Bahnhof in Moskau zu seiner Geliebten ins zwei Zugstunden entfernte Petuschki fahren. Sein Reisegepäck: ein Köfferchen voll Wodka. Im zunehmenden Rausch reflektiert er sein Leben im Sozialismus der Sowjetunion der 1960er Jahre. Ob das nun zwangsläufig in den Alkoholismus führen musste, das sei einmal dahingestellt. Aber weiß man etwas um die Person des Autors, der eben Wenedikt Jerofejew (1938 – 1990) ist, der wegen seines nicht dem Sozialismus angepassten Verhaltens keinen Fuß in der sowjetischen Gesellschaft fassen konnte, ahnt man zumindest, warum Leben, speziell seins, im Alkoholismus enden kann.

Philipp Rücker

So urkomisch Wenjas Monologe im Rausch sind, so traurig sind sie. Die gesanglichen Zwischenstücke heiterten allerdings immer wieder auf. Ob es des zusätzlichen Wodka-Ausschanks bedurft hätte, darf jeder für sich selbst entscheiden.

Im Laufe des Stücks, das eigentlich ein Roman oder nach russischer Interpretation ein Poem ist, wird immer unklarer, wo sich Wenja gerade befindet: in Petuschki, auf einer Unterwegsstation, schon wieder in Moskau. Oder ist gar nicht erst losgefahren vom Kursker Bahnhof. Genauso wenig klar ist am Ende des Stücks, ob er wirklich oder nur in seiner Alkoholfantasie gemeuchelt wird, ob sich lediglich sein Bewusstsein für immer verabschiedet. In Kitzen war er jedenfalls, das haben gut 50 Zeugen gesehen.

Das Publikum wurde mit einbezogen.

Jerofejews Buch erschien übrigens in den 1970er Jahren erstmals in Israel und in einer französischen Ausgabe. In der Sowjetunion wurde es laut Wikipedia erstmals 1988 gedruckt.

Kay Liemann, der aufgrund seines Alters den real existierenden Sozialismus der DDR oder der Sowjetunion nicht erlebt hat, fand den Stoff dennoch faszinierend. „Mein Professor hat mir das Buch geschenkt und ich war sofort begeistert“, sagte er nach der Veranstaltung. Ob es allen Gästen des Abends ebenso ging? Die einen sagen so, die anderen sagen so.

FC Liverpool in Kitzen

Gospel Changes in der Kitzener Kirche.

Halleluja! Der Ausruf des Jubels nach der Fastenzeit, wenn eben wieder gejubelt wird in der Kirche – das gehört ins Repertoire eines Gospel-Chores. Des Jubels wegen, aber weil es vielleicht der älteste Song der Menschheitsgeschichte ist. Das Halleluja wird seit 2000 Jahren gesungen. Der kanadischen Sänger und Songwriter Leonard Cohen (1934 – 2016) hat 1984 eine legendäre Version herausgebracht, für die er in zwei Jahren mehr als 80 Strophen geschrieben haben soll, wie auf der Internetseite evangelisch.de nachzulesen ist. Sechs davon enthält die Songfassung, die in der Regel auf seinen Alben auftaucht. Einige davon, aber auch andere hat der Leipziger Chor Gospel Changes in sein Programm aufgenommen, mit dem er gut anderthalb Stunden lang das Publikum am 22. Mai in der Kitzener Kirche begeisterte. Was als einer der bekanntesten Titel der Worldmusic in die Musikgeschichte eingegangen ist, lässt sich eben auch gut für ein Gospelkonzert adaptieren. Schließlich gibt es seit der Erstveröffentlichung 1984 ohnehin mehr als 100 Coverversionen.

Chorleiter Maik Gosdzinski

Aber nicht allein damit löste Gospel Changes Beifallsstürme aus, die letztlich in Standing Ovations mündeten. Bereits zweimal war der Chor in den vergangen Jahren in Kitzen zu Gast und bewies da schon und erst recht beim dritten Mal seine Wandlungs- und Entwicklungsfähigkeit. Auch wenn der Klangkörper aktuell mit einer etwas kleineren Besetzung auftrat als zum Beispiel 2018 bei seinem davor liegenden Gastspiel in Kitzen, tat das weder der Klangfülle noch der Begeisterung im Publikum Abbruch. „Wir haben einerseits viele Auftritte zu bestreiten, andererseits können es auch nicht immer alle Sängerinnen und Sänger zeitlich einrichten“, begründete Chorleiter Maik Gosdzinski den höchstens optisch ins Auge fallenden Personalengpass.

Therese Galetzka (r.) gehört zur Chorleitung und zu den herausragenden Stimmen im Chor.

War das musikalische Angebot ohnehin fesselnd, so ließ der Chor einige Male zusätzlich aufhorchen. Urplötzlich fühlte sich das Publikum ins Fußballstadion versetzt. „You´ll never walk alone“ singen die Fans des englischen Erstligisten FC Liverpool (mittlerweile auch von andere Fußballklubs) nicht nur bei den Heimspielen des englischen Vizemeisters. „You´ll never walk alone“ (Du wirst nie allein gehen), das aus dem Musical „Carousel“ stammt, ließ Gospel Changes eben auch in einer für einen Gospelchor adaptierten Version erklingen und manch einer im Publikum sang oder summte mit. Anleihe für sein Konzertprogramm nahm der Chor genauso beim US-amerikanischen Rockstar Bruce Springsteen, der den Song „O Mary don´t you weep“ (Oh Mary weine nicht) 2006 berühmt gemacht hat und den zuvor auch schon unter anderen Pete Seeger und Nat King Cole gesungen hatten.

Am Schluss stand das Publikum, erklatschte sich Zugaben, so dass der bezaubernde Nachmittag nicht nach einer guten Stunde wie geplant endete, sondern 100 Minuten dauerte.

Wie lieblich ist der Maien

Der Leipziger Kammerchor in der Kirche Kitzen.

Mit einem Frühlingskonzert unter dem Motto „Wie lieblich ist der Maien“ wartete der renommierte Leipziger Kammerchor am 1. Mai in der Kirche Kitzen auf. Der Feiertag, der dieses Jahr auf einen Sonntag fiel, war auch der Tag, an dem die traditionelle Radpartie des Siedlervereins Kitzen stattfand und es um die Mittagszeit Hochbetrieb im Gasthof Thesau gab, wobei sich die künftigen Betreiber vorstellten. Dennoch war die Kirche zum nachmittäglichen Konzert gut gefüllt. Der Kammerchor erfreute die Besucher mit einem reichhaltigen musikalischen Angebot. Das reichte von Volksliedern wie „Es klappert die Mühle“, bei denen jeder mitsingen konnte, bis hin zu Liedern Robert Schumanns „So sei gegrüßt viel tausendmal“ oder Claudio Monteverdis „Non giacinti o narcisi“ (Keine Hyazinthen oder Narzissen), bei denen verzückt gelauscht wurde. Dazu kamen Frühlingslieder aus Frankreich, Schweden oder den USA. Das Thema des Konzerts kam in Form des mehr als 400 Jahre alten Liedes „Wie lieblich ist der Maien“ von Johann Steuerlein (1546 – 1616), wofür Martin Behm 1604 den Text verfasst hatte, natürlich auch zu Gehör. Für die Konzertbesucher blieb das Fazit, es hat sich wieder gelohnt, das kulturelle Angebot des Fördervereins Sankt Nikolai Kitzen auch an einem Tag mit vielen anderen Veranstaltungen anzunehmen.

Schöne Stimmen erfüllten den Konzertraum.

Ingrid Riedel, die Vorsitzende des Fördervereins, vearbschiedete den Chor mit einem Blumenstrauß an Chorleiter Georg Mogwitz.

Kein Tacet in munterer Runde

Wolfgang Rögner

Tacet – ein Begriff aus der Musik – bedeutet schweigen. Wolfgang Rögner nannte sein Büchlein so, das er vor einigen Jahren in einer, wie er sagt, kleinen selbst genommenen Auszeit geschrieben hat. Geschwiegen wird darin allerdings nicht. Ganz im Gegenteil, der Dirigent verschiedener Klangkörper und aktuelle Intendant des Leipziger Symphonie Orchesters (LSO) erzählt launige, manchmal auch nachdenklich machende Geschichte aus seinem Leben, aus dem Leben eines Kapellmeisters eben.

Eigentlich habe er das Büchlein mehr für sich selbst geschrieben, erzählt er bei einer Lesung im März zum Auftakt des Kulturjahres im Förderverein Kirche St. Nikolai im Kitzener Kulturhaus. Letztlich aber auch dank einer Bekanntschaft mit dem ehemaligen, mittlerweile gestorbenen künstlerischen Leiter der Porzellanmanufaktur Meißen, Christian Schöppler, der das Büchlein illustrierte, fand „Tacet“ den Weg an die Öffentlichkeit. Und das ist erfreulich.

Dem 1951 in Thüringen geborenen Rögner, Mutter Chorsängerin und Vater Musiklehrer, war die Musik nahe und das Musikstudium folgerichtig. Nach Abschluss des von ihm gewählten Dirigentenstudiums führte ihn der Weg durch zahlreiche Theater, Opernhäuser und Konzertsäle, unter anderem einige Jahre nach den Niederlanden, für gelernte DDR-Bürger alles andere als gewöhnlich.

So hat er schließlich einen enormen Fundus an Erinnerungen zu diversen Anekdoten geformt, garnierte sie mit seinen Lieblings-Kochrezepten sowie mit Gedichten, die er mag. Knapp eine Stunde lang las und erzählte er vor einem gut gelaunten Publikum. Am besten amüsierte es sich über die Theatergeschichten. Zum Beispiel über dieser jenes Sängers am Plauener Theater, der während der Aufführung und seines Gesangs an einer Hochzeitstafel von Mitstreitern darauf aufmerksam gemacht wird, dass seine Hose offen ist. Ohne seinen Gesangspart zu unterbrechen, geht er hinter der Tafel ein wenig in die Knie und schließt fürs Publikum verdeckt die Hose. Was der Sänger nicht bemerkt, er hat das Tafeltuch mit eingeklemmt. Mit dem Ende des Liedes schreibt das Drehbuch seinen Abgang von der Bühne vor. Er geht und reißt die Tischdecke mit sich.

Gut gelaunt verfolgte das Publikum im Kitzener Kulturhaus die Lesung.

Wer noch mehr Geschichten kennenlernen will, dem ist das Büchlein zu empfehlen.

Rögner war nicht zum ersten Mal in Kitzen. Zweimal bereits kam er zu Konzerten mit dem LSO in die Kirche und führte jeweils launig durchs Programm. Wenn das Orchester am 19. Juni 2022 zum dritten Mal in Kitzen aufspielt, wird man ihn vermutlich ein weiteres Mal mit begrüßen können.

Eine musikalische Reise

Michael Schönheit und Gotthold Schwarz in der Kirche Kitzen.

Einmal quer durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Diese musikalische Reise unternehmen Gotthold Schwarz und Michael Schönheit seit gut einem Jahr. Der Bassbariton und der Organist beziehungsweise Pianist haben sich zu dem Ausflug entschieden, um einen eigenen Beitrag zum Beethoven-Jahr zu kreieren, das anlässlich dessen 250. Geburtstag 2020 stattfand. Was sie sich ausgedacht und mittlerweile umgesetzt haben, ist dazu einem Dichter gewidmet, der zu den meistgelesenen Schriftstellern seiner Zeit zählte: dem in Hainichen geborenen aber vor allem in Leipzig aktiven gewesenen Christian Fürchtegott Gellert (1715 – 1769). Mit ihrem Programm gastierten Schwarz und Schönheit im November in der Kitzener Kirche und erfreuten an die hundert Besucher. Wie Schönheit sagte, haben die beiden Musiker bei der Zusammenstellung ihres Programms entdeckt, dass Gellerts Texte, meist christlichen Charakters, von einer Vielzahl von Komponisten vertont worden sind. So führte die Reise mit Christian Fürchtegott Gellerts Texten aus Leipzig von den Leipziger Komponisten Johann Friedrich Doles und Johann Adam Hiller zu den beiden Hamburgern Carl Philipp Emanuel Bach und Knut Lambo. Weiter ging es zum Biberacher Kirchenmusiker Justin Heinrich Knecht und zum schweizerischen Tonkünstler und Chorleiter Johannes Schmidlin, um bei Ludwig van Beethoven in Wien zu enden. Während Bach (1714 – 1788), Lambo (1714 – 1783), Doles (1715 – 1797), Hiller (1728 – 1804) und Schmidlin (1722 – 1772) zu den unmittelbaren Zeitgenossen Gellerts gehörten, zeigen Knechts (1752 – 1817) und Beethovens (1770 – 1827) Vertonungen, dass sie auch nach Gellerts Tod von seinen Texten angetan waren.

Gotthold Schwarz (Jahrgang 1952) war von 2016 bis 2021 Thomaskantor Leipzig, hatte sich aber bereits zuvor einen Namen als Sänger gemacht. Michael Schönheit (Jahrgang 1961) ist in Leipzig seit 1986 Gewandhausorganist und seit 1996 Domorganist in Merseburg. Bemerkenswert: Schönheit begleitete Schwarz an einem Hammerflügel, der bereits 1805 von der Firma John Broadwood & Sons in London gebaut und in einer Leipziger Werkstatt restauriert wurde. Ein Flügel von denselben Erbauern befand sich auch im Besitz Beethovens.

Michael Schönheit am mehr als 200 Jahre alten Hammerflügel.
Gotthold Schwarz überzeugte mit seiner Stimme