
Am Schluss gab es stehend Beifall. Die mehr als 70 Besucher in der Kitzener Kirche Sankt Nikolai waren begeistert vom Auftritt des Leipziger Symphonieorchesters (LSO) am Freitag, dem 16. Mai 2025. Die Veranstaltung des eigentlich Kultursonntag heißenden Programms des Fördervereins musste aus terminlichen Gründen auf einen Freitagabend verlegt werden. Aber beide Seiten, Verein wie Orchester, wollten den Auftritt des Klangkörpers auch in diesem Jahr. Und so kamen die Musikerinnen und Musiker eben an einem Freitagabend nach Kitzen. Durchaus eine Herausforderung für das Orchesters, war es an dem Tag doch bereits der zweite Auftritt.

Wie im vorigen Jahr stand das Konzert unter dem Motto „Wiener Klassik“, aber die ist schier unerschöpflich. Mit der Sinfonie Nr. 30 C-Dur und dem Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur (Alleluja) von Joseph Haydn sowie der Sinfonie Nr. 29 A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart bescherte das LSO dem Kitzener Publikum Neues gegenüber dem vorjährigen Auftritt und einen beschwingten Frühlingsabend. Dirigent Robbert van Steijn führte die Musikerinnen und Musiker zur Höchstleistung, was bei den Besuchern mit viel Beifall honoriert wurde.

Herausragend war der Auftritt von Cellist Matthias Gagelmann im Konzert für Violoncello und Orchester. Gagelmann spielte den Solopart mit traumwandlerischer Sicherheit, was die Zuhörer zu Beifallstürmen hinriss. Das Besondere dieses Konzerts ist, dass es eins von nur zwei Konzerten für Violoncello und Orchester ist, die tatsächlich Haydn zuzuschreiben sind. Wie die Sinfonie Nr. 30 entstand es in der ersten Hälfte der 1760er Jahre. 200 Jahre galt es als verschollen, ehe es laut Wikipedia ein Musikforscher 1961 im Prager Nationalmuseum entdeckte. Hat man das Konzert gehört, ahnt man auch als musikalischer Laie, dass das ein herausragender Fund für die Musikwelt war.

Gagelmann hat seit mehr als 30 Jahren ein Engagement beim LSO, spielt aber auch mit vielen anderen Klangkörpern zusammen. Aus der schwäbischen Provinz stammend führte in sein Weg über das kanadische Toronto, wo er auch einen Teil seines Musikstudiums absolvierte, in den Leipziger Raum. Wie er selbst über sich auf den Internetseiten des LSO schreibt, bekam seine Frau 1992 ein Engagement an der Chemnitzer Oper, was für das Paar mit drei Kindern ausschlaggebend gewesen sei, Sachsen zum Lebens-Mittelpunkt zu machen.

Am Rande gab es vor dem Konzert, in der Pause und nach dem letzten verklungenen Ton Gelegenheit zum geselligen Beisammensein und Gesprächen zwischen den Musikfreunden, trotz kühler Temperaturen und ein paar Regentropfen. Mitglieder des Fördervereins hatten Leinwandpavillons aufgebaut, den Grill angeheizt und einen Getränkeausschank eröffnet. Das gab den Besuchern die Möglichkeit zu einem begeisterten Austausch über die soeben gehörten drei Musikstücke. Orchester und Besucher gingen im Übrigen in der Gewissheit auseinander, dass das Leipziger Symphonieorchester auch im nächsten Jahr wieder einen Stopp in Kitzen einlegen wird.

