Wie ein Hurrican

Stefan Keil und Una in der Kitzener Kirche

Das ist gerade noch einmal gut gegangen, zumindest für Fans der Musik von Neil Young. Weil man den im nächsten Jahr 80 Jahre alt werdenden Kanadier nicht immer und überall im Konzert erleben kann, finden Musiker und Bands, die die Songs von Young covern, überall ihr Publikum, zuletzt am 25. August auch in den Kitzener Kirche. Stefan Keil interpretierte zusammen mit Una fast zweieinhalb Stunden lang (mit kleiner Pause) Songs von Neil Young und begeisterte rund 130 Gäste.

Stefan Keil

Dabei hätte es für Stefan Keil auch ganz anders kommen können. „Ein Onkel von mir ist Bernd Ulrich, der zusammen mit seinem Bruder die Amigos bildet. Er hat mir angeboten, eben bei den Amigos mitzuspielen“, sagte Keil im Pausengespräch beim Kitzener Konzert. Nichts zu sagen gegen die volkstümlichen Schlager der Amigos, die genauso ihre Fans haben und finden, aber für Neil-Young-Interpretationen wäre eine herausragende Stimme verloren gegangen.

Im Grunge-Stil an der E-Gitarre

Stefan Keil, Jahrgang 1970, hat bereits als Kind zusammen mit Vater und Schwester musiziert, dann in einer Band gespielt und in den 1990er Jahren die Musik von Neil Young für sich entdeckt. Wie er sie interpretiert, ist hörens- und sehenswert. Googelt man seinen Namen, dann tauchen im Internet Texte auf, die Keil als eine der besten Neil-Young-Stimmen in Europa bezeichnen. „Vom Neil-Young-Fanclub Deutschland habe ich vor einigen Jahren eine E-Mail bekommen. Du bist Deutschlands beste Neil-Young-Stimme, stand darin.“ Er habe das damals gar nicht so ernst genommen. Aber bei einem Konzert in Ulm wenig später sei jenes Fanclub-Mitglied zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, warum er auf die Mail nie geantwortet habe. „Ich konnte ihm nur sagen, dass ich das damals als Fake eingeordnet habe. Aber nach der neuerlichen Bestätigung, habe ich mich noch nachträglich über das Feedback gefreut.“

Begeisterter Beifall im vollen Haus

Die Titel, die Keil und Una ausgesucht haben, waren ein schöner Querschnitt vom Schaffen des großen Vorbildes. Like A Hurrican, Heart Of Gold, Mother Earth, Old Man, Rockin` In The Free World und viele andere fanden ebenso Anklang wie vielleicht etwas unbekanntere Titel wie California Sunset oder This Old House. Was Keils Auftritt stimmig machte, war nicht nur der Gesang, sondern auch sein Instrumentenspiel, egal ob mit der Akustik-Gitarre oder der elektrischen (im Stil des unter anderem von Neil Young perfekt interpretierten Grunge) sowie am E-Bass.

Una ist die Background-Stimme und kennt viele Geschichten über Neil Young

Zwischen den Songs erzählte Una, die sich intensiv mit der Biografie Neil Youngs und seinen Konzerten beschäftigt hat und die Background Stimme bildet, fast zu jedem Titel eine Geschichte, die den Kanadier dem Publikum näher brachte. Beispielsweise jene von einer Zugabe Neil Youngs bei einem Live-Auftritt auf der Berliner Waldbühne, wo er eine dreißigminütige Gala-Version von Like A Hurrican gab, die der Berliner Tagespiegel damals vor elf Jahren als magisch beschrieben hat. Keil gab seine eigenen zehnminütige Version zum Besten, die die Besucherinnen und Besucher förmlich von den Sitzen riss.

Und über allem schwebte noch ein Musiker, der offenbar großen Anteil an der Entwicklung des Young-Interpreten Stefan Keil hatte. Gitarrist und Bassist Peter Müller (1959 – 2016) war langjähriger musikalischer Begleiter, Freund und Mentor für Keil. Bis heute gehören zahlreiche Einspiele von Peter Müller mit Gitarre und Bass zum musikalischen Hintergrund der Auftritte. „Peter Müller ist auch nach seinem Tod weiter unsere Band“, sagte Una. Letztlich stand das Publikum und klatschte begeistert, rief nach Zugaben, die Stefan Keil gerne gab. Unter anderem mit Pocahontas und The Needle And The Damage Done. Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug. Und während das Publikum nach Hause ging, noch immer den Hurrican im Kopf, packten Stefan und Una ihren kleinen Tourbus, um zum nächsten Konzert Richtung Ostseeküste aufzubrechen. Vielleicht führt sie der Weg irgendwann noch einmal zurück nach Kitzen.

Am Schluss hielt es niemanden mehr auf seinem Platz
Stefan und Una verabschieden sich, vielleicht bis zu einem nächsten Mal
Wahre Fans von Neil Young zeigen das auch

Saxofonistinnen blasen zum Besucherrekord

Isabell Rose, Corinna Stieler, Luci Lux und Alexandra Michaelis (v.l.) – das sind Die Sax´n

Es gibt Sachen, von denen kann man einfach nicht genug bekommen. Auch wenn die Saxofonistinnen des Ensembles „Die Sax´n“ bereits zweimal während der vergangenen Jahre in Kitzen zu Gast waren, sprengten sie dieses Mal fast die Möglichkeiten des Fördervereins in Bezug auf die maximale Besucherzahl. Nahezu 200 Musikfreunde wollten sich den Auftritt der vier Damen mit ihren Blasinstrumenten nicht entgehen lassen. So viel Andrang gab es noch nie bei einem Konzert des Fördervereins. Für die Organisatoren bedeutete das, jede Menge zusätzliche Stühle herbeizuschaffen, um allen Interessenten Platz zu gewähren.

Bis in den kleinsten Winkel standen die Stühle für die zahlreichen Besucher.

Und der Andrang war mehr als berechtigt, denn zu schön war einfach, was Alexandra Michaelis (Sopransaxofon), Luci Lux (Tenorsaxofon), Corinna Stieler (Baritonsaxofon), Isabell Rose (Altsaxofon) sowie René Scipio (Moderation und Percussion) zu bieten hatten. Filmmusiken waren dieses Mal angesagt und das Enseble spannte einen weiten Bogen über die zurückliegenden 60 Jahre Filmmusikgeschichte, angefangen mit „Frühstück bei Tiffany“ von 1962 über „Dirty Dancing“ aus dem Jahre 1987 bis hin zu „Moulin Rouge“ von 2001.

René Scipio führte launig durchs Programm und sorgte am Schlagzeug für zusätzlichen Rhythmus.

Mit der Titelmusik aus „Mission Impossible“ schlichen sich die vier Saxofonistinnen nach und nach auf die Bühne, heizten immer mehr ein und versetzten das Publikum gut zwei Stunden lang in Entzücken, um es mit einem furiosen „Always look on the bright side of life“ von Monty Python als dritte Zugabe aus dem Konzert zu entlassen. Dazwischen gab es jede Menge Klassiker wie „Time of my life“ aus Dirty Dancing mit dem unvergessene Patrick Swayze. Wer bei dem Stück die Augen zugemacht hat, konnte ihn glatt noch einmal mit Jennifer Grey tanzen sehen.

Applaus ohne Ende gab es am Schluss der Vorstellung, die erst nach drei Zugaben ihr Finale hatte.

Großartig auch die Interpretation von „Lady Marmelade“. Der Titel sorgte schon 1974 in der Originalversion der Girlband Labelle für Furore und wurde 2001 im Film „Moulin Rouge“ in einer Interpretation mit Christina Aguilera, Lil´Kim, Mýa und Pink erneut zu einem großen Erfolg. Wie bei nahezu allen Stücken ging ein Raunen der Wiedererkennung auch bei der Ankündigung von „Love and Marriage“ durch die Zuschauerreihen, kann sich doch beinahe jeder an den kultigen Damenschuhverkäufer Al Bundy und seinen Familie aus der mehr als 250 Folgen umfassenden US-Sitcom-Serie „Eine schrecklich nette Familie“ erinnern. Nur bei der Frage von René Scipio, wer denn die Originalversion der Titelmusik gesungen hat, stutzte mach Besucher. Frank Sinatra war es. Dass Die Sax´n in Kitzehn auftreten, sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, die Ensemblemitglieder sind bereit dazu und das Publikum zeigte mit seinem Beifalls nachdrücklich, dass es für den vierten Auftritt bereit ist.

Ohne sie geht gar nichts: Die Schar der freiwilligen Helfer.

All das wäre nicht möglich, würde es nicht die große Schar an freiwilligen Helfern geben, die sozusagen hinter den Kulissen und im Umfeld für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen sorgen. Sie machen den Einlass, platzieren die Besucher, sorgen für die Beleuchtung, stehen am Getränkeausschank, verkaufen Kaffee und den von vielen Kitzenrinnen gebackenen und gespendeten Kuchen, schleppen Stühle herbei, waschen das ganze Geschirr ab und machen zum Schluss alles wieder blitzblank sauber! Danke!

Wiener Klassik begeistert Publikum

Das Leipziger Symphonie Orchester in der Kitzener Kirche.

Das Leipziger Symphonie Orchester (LSO) hat wieder gehalten, was es verspricht: nämlich sein Publikum zu begeistern. Am 15. Juni bot es in der Kirche Sankt Nikolai unter dem Dirigat von Robbert van Steijn Wiener Klassik. Van Steijn hatte Musik von Wolfgang Amadeus Mozert, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn ausgewählt, um die Gäste zu verzaubern. Bei den Beethovschen Romanzen für Violine und Orchester in G-Dur und F-Dur gelang es Denis Loznykov als Solist mit der Geige, zwei besondere Glanzpunkte zu setzen.

Denis Loznykow brillierte als Solist. (Fotos Karin Weigenand)

Die Gunst, gemeinsam zuzuhören

Der Leipziger Kammerchor beim Konzert in der Kitzener Kirche.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld

Die Trägen die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Beim gemeinsame Singen mit dem Publikum kam auch die Gitarre zum Einsatz.

Nun ja, ein Besuch in der Kirche Kitzen ist vielleicht noch nicht die weite Welt. Aber herauszukommen aus den eigenen vier Wänden, unter Menschen zu sein, an einem herrlichen Frühlingstag einem Frühlingskonzert zu lauschen, das ist schon ein wenig von dem, was der Dichter Joseph von Eichendorff (1788 – 1857) vor mehr als 200 Jahren meinte. In der Vertonung von Theodor Fröhlich (1803 – 1836) gehörte das Lied zum Programm des Kammerchors Leipzig, das er am Sonntag, dem 28. April 2024, in der Kitzener Kirche zu Gehör brachte. Rund 80 Besucher wollten sich das Konzert unter dem Motto „Nun will der Lenz uns grüßen“ nicht entgehen lassen. Und sie kamen offenbar auf ihre Kosten, wie der Beifall bis hin zum Erklatschen einer Zugabe zeigte.

Georg Mogwitz dirigierte das Konzert.

Unter der musikalischen Leitung von Georg Mogwitz boten die 25 Sängerinnen und Sänger zahlreiche bekannte Frühlingslieder die das Publikum wie bei „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder „Komm, lieber Mai und mache“ mitsingen konnte. Zum Programm gehörten zudem Liedkompositionen von Joseph Haydn (1732 – 1809), Claudio Monteverdi (1567 – 1643) oder Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und anderen. Fast 90 Minuten lang unterhielt die Gruppe „Andate“ (eine von zwei Formationen des Leipziger Kammerchors) das Publikum mit ihrem Gesang sowie netten Rezitationen. Unter anderen mit dem Gedicht „Der Veilchenpflücker“ von Anna Löhn-Siegel (1830 – 1904, hier zum Nachlesen), was zu manchem herzhaften Lacher führte.

Gut besucht war das Konzert.

Vor Beginn des Konzerts konnte Ingrid Riedel, Vorsitzende des Förderverein der Kirche Sankt Nikolai Kitzen, einige angenehme Ausblicke für den Fortgang der Sanierung des Bauwerks verkünden. Wenig Tage vor der Veranstaltung erreichte den Verein die dringend erwartete Fördermittelzusage, um die Außensanierung des Turms ab Mai in Angriff nehmen zu können. Zudem ist von der Kirchengemeinde alles in die Wege geleitet, damit die Orgel voraussichtlich gegen Ende des Jahre 2024  wieder eingebaut werden kann. Übrigens veranstaltet die Gemeinde am 9. Mai, 9.30 Uhr, ab Pfarrhof einen Spendenlauf zugunsten der Orgelsanierung. Bei einer Startgebühr von 10 Euro wird gelaufen oder gewalkt (Erwachsene fünf Kilometer, Kinder bis 12 Jahre einen Kilometer). Meldungen für den Spendenlauf bitte an claudia-lange@freenet.de oder telefonisch unter 017622377288.

Leckere Kuchen, gebacken von zahlreichen Kitzenerinnen, boten Gerlinde Wippert (l.), Hilde Grewe (M.) und weitere ehrenamtliche Mitstreiterinnen an.

Wir brauchen den Graben

Der Saal im Kulturhaus war rappelvoll beim Vortrag über den Elsterfloßgraben.
Engagierter Streiter für den Erhalt des Floßgrabens: Vereinsvorsitzender Dr. Frank Thiel in der Kluft der Flößer und mit Flößerhaken.

Frank Thiel führte die rund 120 Besucher, für die extra noch Stühle aus den Räumen im Erdgeschoss nach oben in den Saal geholt werden mussten, im Laufe seines Vortrages in die Entstehungszeit des Floßgrabensystems im ausgehenden 16. Jahrhundert zurück. Gleichzeitig zeigte er auf, welchen Wert der Graben heute noch hat, auch wenn die Holzflößerei seit mehr als 150 Jahren Geschichte ist.

Was ist Norweschendier?

Kein Zweifel, das war ä gomisches Brogramm.

Das war ganz scheen gohmisch. Klaus Petermann aus Leipzig fragte beim Kultursonntag des Fördervereins Kirche Kitzen am 25. Februar sein Publikum: Genn Sie sächs´sch? Nadierlich genn mr das, meente ´s Bublikum, um nicht trotzdem herzlich zu lachen über das, was Petermann vorzutragen hatte. Es war eben gohmisch. Ganz egal, ob Petermann kurze Stücke von sächsischen Mundartdichtern/-dichterinnen wie – wer hätte es erwartet – Lene Voigt vortrug, oder über die eine oder andere Besonderheit der sächsischen Mundart kalauerte. Zum Beispiel bei: gohmisch. Man müsse dazu wissen, dass im Sächsischen das K zum G wird, zum weichen G bekanntlich. „Nur in einem Fall bleibt es beim harten K“, meinte Petermann, nämlich beim Wort Karasche! (Für diejenigen, für die Sächsisch Fremdsprache ist: Garage. Das ist der Zeitpunkt, wo nun auch jener Teil des Publikums lacht.)

Es gibr Dickdärme, Dünndärme, Schweinedärme, aber auch Kerschdärme. Fast jedes Dorf hat einen an seiner Kirche.

Wer nun denkt, er hat das Prinzip des Sächsischen verstanden, muss kurz darauf seinen Irrtum eingestehe. Spätestens bei Norweschendier. Bei dem ein oder anderen geht da die Gedankenblitz-Glühlampe oder heutzutage -LED an: „Nur wegen dir“, heißt das. Welch Fehler. Es handelt sich um den Elch, das Norweschendier – das Norwegentier. Man kann schon allerhand lernen bei Petermann, der übrigens gelernter Lehrer unter anderem für Deutsch ist. Deshalb gibt es auch noch gleich eine weitere Lektion. „Häää?“ Petermann: „Häää? Das ist im Sächsischen ein vollständiger Satz.“ Die Übersetzung ins Hochdeutsche lautet: „Sie werden entschuldigen, was haben Sie da eben gesagt?“

Da darf natürlich auch Antwort auf die folgende Frage gesucht werden: Worüber spricht der Sachse, wenn er von Gendern redet? Nadierlich über eenen, der mit´m Gahn umgibbt! Muss ich das jetzt näher erklären? Nee, lieber nicht! Petermanns Publikum, wenigstens die deutliche Mehrheit, war im Bilde. Genau wie bei ägyptisch, weil das ä Disch is, der gibbelt – ä Gibbdisch äben.

Die Sachsen haben auch viel aus dem Französischen übernommen. Nun denkt mal nach.

Gut 60 Gäste waren gekommen, um sich in Sächsisch weiterbilden zu lassen. Ein Zertifikat über die bereits besessenen oder neu erworbenen Sprachkenntnisse gab es zwar nicht (auch am Rande von Sachsen eher überflüssig), aber viele Beifall für den Lehrer und jede Menge gute Laune auf dem Heimweg.

Pedermann, mache weider so!

Adventsstimmung beim Konzert

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Traditionell endete mit dem Adventskonzert das Kulturjahr des Fördervereins der Kreuzkirche Sankt Nikolai Kitzen. Erstmals zu einem Auftritt kam am 1. Advent der Gemischte Chor Neukieritzsch nach Kitzen und fand nicht nur ein volles Haus in der Kirche, sondern auch ein dankbares Publikum, das nicht mit Applaus geizte.

Die mehr als 30 Sängerinnen und Sänger des Chors unter der Leitung von Viktor Vetter kamen mit einem umfangreichen Repertoire an weihnachtlichen Weisen. Mit Liedern wie „Sind die Lichter angezündet“, „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“ lud der Chor zum Mitsingen ein. Dazu kamen Lieder, die bereits seit Jahrhunderten in der Adventszeit in den Kirchen gesungen werden wie „Vom Himmel hoch“, „Maria durch den Dornwald ging“ oder „In dulci jubilo“.  Englische, tschechische, spanische und schwedische Weihnachtsmelodien waren zu hören. Rundum waren es mehr als 30 Lieder, die an dem späten Nachmittag in der Kirche Kitzen erklangen.

Mit einer netten Geste sorgte die Vorsitzende des Fördervereins Ingrid Riedel am Schluss des Konzerts für eine Überraschung. Jedes Chormitglied bekam ein Beutelchen mit Weihnachtsplätzchen, die die Landfrauen der Kitzener Gruppe gebacken hatten. Die waren zum Mitnehmen auch am wieder reichlich aufgefahrenen und von fleißigen Bäckerinnen aus dem Ort bestückten nachmittäglichen Kuchenbuffet zu haben und fanden beim Publikum reißenden Absatz. Der Erlös aus der Aktion dient der Sanierung der Kirche.

Stimmgewaltige Operettengala

Anne Wegele überzeugte sowohl bei der Arie des Prinzen Orlowsky aus der Fledermaus als auch bei ihrer Kurt-Weill-Interpretation.

Noch fühlt es sich an, wie der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Der Unterschied: 363 Euro verdunsten nicht einfach. Sie fließen in die Kasse für die Sanierung und den Wiedereinbau der Orgel in der Kirche Sankt Nikolai Kitzen. Rund 75000 Euro wird es kosten, die Orgel wieder erklingen zu lassen. 50000 Euro davon hat die Kirchengemeinde, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, bereits vom Freistaat Sachsen als Förderung zugesagt bekommen. Der Rest muss über Spenden aufgetrieben werden.

Zahlreiche Konzertbesucher fanden den Weg in die Kirche Sankt Nikolai

Die besagten 363 Euro sind der Reinerlös aus den Einnahmen für die Herbstgala der Hochschule für Theater und Musik Leipzig, die Studierende am 22. Oktober in der Kirche beim Kultursonntag des Fördervereins vortrugen. Die Mitglieder der Gesangsklasse von Professorin Ilse-Christine Otto zeigten sich gut geschult, glänzten mit bekannten Operettenmelodien sowie mit einigen mehr oder weniger bekannten Chansons. Begleitet wurden sie am Klavier von Professor Hartmut Hudezeck, der auch für die Einstudierungen gesorgt hatte und sich zudem als kabarettistischer Interpret von Liedern Georg Kreislers (1922 bis 2011) entpuppte. Mit „Eine kleine Gutenachtmusik“, basierend auf der mozartschen Melodie der „Kleinen Nachtmusik“, beschrieb er Eindrücke eines Konzertbesuchs und löste beim Publikum in der gut besuchten Kirche jede Menge Heiterkeit aus.

Bruno Szabo bei seinem Auftritt mit dem Chanson „Mein Hund beißt jede schöne Frau ins Bein“

Dafür sorgten auch die jungen Sängerinnen und Sänger mit Liedern aus Johann Strauß` „Die Fledermaus“, Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“ oder Carl Zellers „Der Vogelhändler“, Franz Lehars „Paganini“ und „Die lustige Witwe“. Zudem gab es Chansons wie „Der Abschiedsbrief“ von Kurt Weill, „Aloisi“ von Hermann Leopoldi oder „Mein Hund beißt jede schöne Frau ins Bein“ von Kurt Schwabach.

Mit ihren wunderbaren Stimmen begeisterten die jungen Künstlerinnen und Künstler nicht nur bei ihren Soloauftritten, sondern ebenso als Ensemble.

Auch als Ensemble gaben die Studierenden alles
Leonie Herzog verteilte als Christel von der Post erst einmal „Post“, ehe sie die bekannte Arie aus „Der Vogelhändler“ sang
Markus Haase besang das ungarische Mädel aus „Viktoria und ihr Husar“
Verena Flitsch zeigte sich im Chanson-Fach zu Hause
Hartmut Hudezeck begleitete die Gesangsbeiträge und zeigte sich als kabarettistischer Sänger
„Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ sang Felicia Brembeck
Fridolin Wissemann mit dem Lied des Paganini „Gern hab´ ich die Frau´n geküsst“
Johanna Ihring bei der Arie „Liebe, du Himmel auf Erden“ aus Paganini

Oper in kurz und zu dritt

Brillant an der Harfe – Kerstin Georgi

Ja, das geht. Die sonst von großen Orchestern und auf großen Bühnen gespielte Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck kann man tatsächlich sehr gut in einer Kurzfassung von rund 15 Minuten und in einer Bearbeitung für drei Instrumente – Harfe, Querflöte und Violine – zu Gehör bringen. „Aber das muss unter uns bleiben, sonst kommt irgendwo in den Städten noch jemand auf die Idee, dass große Orchester gar nicht benötigt werden und man die Kosten sparen kann“, sagte Flötist Sören Glasner lachend, der durch das kurzweilige Konzertprogramm am Vorabend des Tages des offenen Denkmals führte.

Sören Glasner ist im Duo Sphärenklänge der Partner von Kerstin Georgi.

Was er zusammen mit der Harfenistin Kerstin Georgi, die zusammen als „Duo Sphärenklänge“ auftreten, unterstützt vom Violinisten Hartmut Preus mit dieser Opernkurzfassung dem Publikum in der Kirche Sankt Nikolai darbot, war einfach nur romantisch und wunderschön. Zumal ja Humperdinck in die Komposition diverse Volkslieder eingearbeitet hat, die jedermann kennt wie „Schwesterlein, komm tanz mit mir“ oder „Ein Männlein steht im Walde“. Damit erreichten die Künstler sicher auch jene im Publikum, die eher nicht zu den Operngängern zählen.

Hartmut Preuss begleitete mit der Violine.

Für ein solches Konzert bearbeitet hat dieses wie auch die anderen Stücke, die normalerweise von größeren Klangkörpern instrumentiert werden, Karl Heinz Georgi. Der ehemalige Solotrompeter des Leipziger Gewandhauses griff zudem bei verschiedenen Liedern als Begleitung selbst zu seinem Instrument. Besonders beim „Neapolitanischen Tanz“ aus Peter Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“ ließ er seine Trompete in schönsten Tönen erklingen.

Karl Heinz Georgi an der Trompete

Ansonsten waren die zu Gehör gebrachten Stücke vor allem auf Harfe und Flöte zugeschnitten. Viele Besucher kannten bis dato die Harfe als eins von vielen Instrumenten innerhalb eines Orchesters. Aber „Sphärenklänge“ stellte dieses Instrumente besonders in den Mittelpunkt. Nicht zuletzt beim „Blumenwalzer“ aus Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ brillierte Kerstin Georgi förmlich auf den Harfensaiten.  

Alle vier Künstler überzeugten ihr Publikum auch mit den vielen anderen Musikstücken von Offenbach, Puccini, Rubinstein und weiteren bekannten Komponisten. In einer kurzen Konzertpause übergab Karl Heinz Georgi dann aus seinem Besitz ein Barockgemälde mit dem biblischen Motiv „Anbetung der Könige“ eines unbekannten Künstlers als Dauerleihgabe an den Förderverein. Das Bild hat mittlerweile seinen Platz in der Kirche gefunden. Sehr zur Freude auch von Pfarrer Oliver Gebhardt, der bei der Übergabe im Zuschauerraum saß, sichtlich angetan vom neuen Schmuck im Gotteshaus.

Die romantische Stimmung des Kozerts wurde mi der Beleuchtung im Kirchenraum unterstrichen.

Electra bis Santana – ab in die 70er und 80er

Capriccio überzeugte mit seinen Interpretationen von Musiklegenden.

Wie oft ärgert man sich, wenn im Radio tolle Rockballaden erklingen, aber die Rundfunkversion gerade mal 3:30 Minuten lang ist. Das ist eben das Schöne an Livekonzerten, da gibt es die komplette Version, auch wenn sie sechs, sieben oder gar acht Minuten lang ist. Vor allem in der Zugabe von Capriccio beim Konzert in Kitzen am 26. August hatte man gar den Eindruck, als wollten Sängerin Sabine Waszelewski und Gitarrist Klaus-Jürgen Dobeneck „Black Magic Woman“ von Carlos Santana und „Hotel California“ von den Eagles gar nicht enden lassen. Was um 19 Uhr mit dem Karat-Song „König der Welt“ begonnen hatte, endete 22 Uhr mit eben diesen beiden Zugaben. Auch wenn sich Besucher und Künstler zwischendurch noch ein Gläschen Wein holen konnten, allein die Zeitspanne zeigte, das Dessauer Duo spulte nicht einfach ein Song-Nummernprogramm ab, sondern zelebrierte jeden Titel mit großem Engagement. Und die Legenden, von denen sie die Musik seit 15 Jahren spielen, haben genau das verdient.

Sabine Waszelewski

Im ersten Teil ihres Programms waren es Ostrock-Legenden, denen sie sich widmeten. Karat eben mit dem schon erwähnten „König der Welt“, „Der blaue Planet“ und „Blumen aus Eis“ sowie „Albatros“. Jener Titel war zugleich eine Reminiszenz an den im Juni dieses Jahre gestorbenen Komponisten und Karat-Keyboarder Ulrich „Ed“ Swillms. Nahtlos der Übergang zu Veronika Fischer mit „Wenn ich eine Schneeflocke wär´“ und „Auf der Wiese“. Nahtlos schon deshalb, weil sie mit dem früheren Karat-Frontmann Herbert Dreilich und auch Swillms eine gemeinsame Vergangenheit bei der Band Panta Rhei in der ersten Hälfte der 1970er Jahre verbindet. Bevor es in die Pause ging, gab es dann neben Puhdy- und Stern-Meißen-Hits noch zwei legendäre Balladen, die zum Besten des sogenannten Ostrocks gehören: „Nie zuvor“ von Electra und „Am Fenster“ von City. Letzteres ging auch ohne Geige. Dobeneck interpretierte diesen Part mit der Querflöte wunderbar.

Klaus-Jürgen Dobeneck

„Ich versuche Klaus-Jürgen ja immer wieder zu überzeugen, mehr mit der Querflöte zu machen, weil das so toll kling“, sagte Sabine Waszelewski beim Pausenplausch. Und prompt begann Teil zwei mit einem Dobeneckschen Flötensolo. Da muss er sich nicht verstecken, wie später auch sein Flöteneinsatz auf den Spuren von Ian Anderson beim Jethro-Tull-Titel „Locomotive Breath“ zeigte. Der Konzertteil nach der Pause war internationalen Stars gewidmet wie Uriah Heep (Free me), Sutherland Brothers (Arms of Mary), Fleetwood Mac (Dreams) oder Pink Floyd (Another Brick in the Wall) – alles aus den 1970er Jahren. Noch weiter zurück ging es sogar beim Song „Don’t let me be misunderstood“, der in der Version von Nina Simone schon 1964 erklang und mit der Interpretation von Santa Esmeralda in den 1970er Jahren bekannt und später unter anderen von Joe Cocker, Gary Moor, John Legend und Lana del Rey gecovert wurde. Im Grunde hätte Capriccio jeden Titel ihres Programms ans Ende ihrer Playlist setzen können, um reichlich Applaus einzuheimsen. Das Duo tat es mit „Simply the Best“ der unvergessenen Tina Turner und traf den Nerv der zahlreichen Besucher in der Kitzener Kirche, das Waszelewski und Dobeneck ohne die schon erwähnte Zugabe nicht ziehen lassen wollte.

Begeisterter Applaus für Capriccio