Musical-Melodien und ein vergessenes Kleid

Musical-Konzert in der Kitzener Kirche.

Der ein oder andere mag kein großer Musical-Fan sein, aber wenn man einen bunten Strauß von Melodien aus eben diesem Genre angeboten bekommt, dann wundert man sich doch: schau an, alles irgendwie und irgendwann schon mal gehört. Die Magdeburger Sängerin Juliane Schmidt hatte gut gewählt und ein Potpourri aus mehr als 60 Jahren Musical-Geschichte gemischt und am 1. Juli in der Kirche Kitzen dargeboten. Begleitet wurde sie dabei am Klavier von Mari Zacharias.

Juliane Schmidt sang viele bekannte Melodien.

Und da wären wir schon bei einer weiteren Verwunderung. Währen Juliane Schmidt in einem schicken geblümten Kleid auftrat, setzte sich die Pianistin in einem eher alltäglichen Outfit an ihr Instrument. Warum, das machte Juliane Schmidt kurz vor Konzertende publik: Die Pianistin hatte schlicht und ergreifend und versehentlich das schöne Kleid, das sie beim Konzert tragen wollte, am heimischen Kleiderschrank vergessen. Dem Klavierspiel tat es keinen Abbruch und das Publikum äußerte, wohl auch mit dem Gedanken an die eigene Vergesslichkeit, mit warmherzigem Extrabeifall Verständnis.

Doch zurück zum Musikalischen. Als man hierzulande das Musical noch kaum kannte, kam in den 1960er Jahren der Film „My fair Lady“ in die Kinos mit der unvergessenen Audrey Hepburn als Eliza Doolittle und Rex Harrison als Professor Higgins. Im Westen war das Ende 1964, wann genau er in den DDR-Kinos lief, keine Ahnung. Aber als Teenager schloss ich so erstmals Bekanntschaft mit dem Musikgenre, das allerdings schon in den 1920er Jahren in den USA und in England ein fester Bestandteil der Theater war.

Mari Zacharias begleitete am Klavier.

Aber „My fair Lady“, das 1956 auf New Yorker Bühnen seine Premiere hatte, gilt wahrscheinlich auch für viele andere als der Anfang einer langen Bekanntschaft mit dieser Form des Musiktheaters. Also waren Lieder der Eliza Doolittle auch Teil des Programms in Kitzen. Juliane Schmidt hatte sich die Stücke bis zum Schluss aufgehoben, was denn beim Publikum auch als Höhepunkt ankam. Davor machte sie eine weite musikalische Reise von der Oper „Porgy and Bess“ aus den 1930 Jahren über „Sound oft Music“ und „West Side Story“ aus den 1950er Jahren, über die 60er mit „Hello Dolly“, der „Kleine Horrorladen“ aus den 1980er Jahren bis hin zu „Elisabeth“ (Kaiserin Sissy) aus den 1990ern.

Die Besucher erklatschten sich noch eine Zugabe und lauschten schließlich einem Titel aus der schier unendlichen Kette von Erfolgshits der schwedischen Popband „Abba“. Juliane Schmidt wählte aus dem Repertoire der legendären Gruppe „I have a dream“ und sang es aus dem Musical „Mamma Mia“ in der deutschen Fassung „Mich trägt mein Traum“ und kam sozusagen in der Gegenwart an, auch wenn das Stück bereits an der Schwelle zum neuen Jahrtausend seine Premiere hatte.