Was geschieht mit dem Floßgraben, wenn im Tagebau Profen ab 2030 keine Kohle mehr gefördert und die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) dann auch kein beim Bergbau anfallendes Grundwasser bei Elstertrebnitz in den Floßgraben pumpen wird? Ob es im Vorfeld nun ausgerechnet diese Fragestellung war, die zu einem enormen Besucherandrang beim Vortrag des Vorsitzenden des Elsterfloßgraben-Vereins Frank Thiel gesorgt hat? Aber im Verlauf der Veranstaltung im Kitzener Kulturhaus zeigte sich am 24. März, dass es genau die Frage ist, um die es geht. Wer den Graben erhalten will, muss die Frage nach dem Wasser stellen. Und die ist bislang für die Zeit ab 2030 unbeantwortet.
Frank Thiel führte die rund 120 Besucher, für die extra noch Stühle aus den Räumen im Erdgeschoss nach oben in den Saal geholt werden mussten, im Laufe seines Vortrages in die Entstehungszeit des Floßgrabensystems im ausgehenden 16. Jahrhundert zurück. Gleichzeitig zeigte er auf, welchen Wert der Graben heute noch hat, auch wenn die Holzflößerei seit mehr als 150 Jahren Geschichte ist.
Ab 1578 wurden die 55 Kilometer des an der Wasseroberfläche drei Meter breiten Floßgrabens von Poserna bei Weißenfels beginnend, sozusagen bergauf, bis nach Pötewitz (Gemeinde Wetterzeube) an der Weißen Elster südwestlich von Zeitz inklusive Planung gebaut. Bis zu 400 Experten und 1500 Fronarbeiter waren laut Thiel daran beteiligt. Über diesen Graben mit Abzweigen bis nach Halle und Leipzig konnten die aus dem Vogtland via Weiße Elster ankommenden Holzscheite weiterbefördert werden. Eine ingenieurtechnische Leistung von beachtenswerter Güte. Was übrigens schon im 19. Jahrhundert erkannt wurde. Man solle den Floßgraben mehr achten, habe der Zeitzer Chronist Ernst Zergiebel gefordert, wie Thiel sagte.
Der seit 15 Jahren bestehende Elsterfloßgraben-Verein hat sich sozusagen den damaligen Aufruf anlässlich des 300. Jubiläums des Grabenbaus zu eigen gemacht. Ziele wäre es, anlässlich des 450. Jahrestages 2028/2030 sagen zu können, dass der Floßgraben gleich in drei Funktionen Zukunft hat: als Technisches Denkmal, als Naturschutzpfad und als Erholungsweg. Was es dazu braucht, ist die Bemühung, dass drei Bundesländer, vier Landkreise und neun Kommunen nicht nur ein Beknntnis zum Graben abgeben, sondern das Erhaltungsprojekt aktiv unterstützen. Die Mibrag habe sich dazu bekannt, den Weg des Floßgrabens auf den von ihr beanspruchten Flächen nach dem Ende der Kohleförderung wiederherzustellen, sagte Thiel. Auf anderen ehemaligen Bergbauflächen, wo heute die LMBV zuständig ist, habe man dieses Bekenntnis bislang nicht bekommen.
Verliert der Graben sein Wasser, hätte das Auswirkungen auf den Bestand des Kitzener Feuerlöschteichs, um mal ein lokales Beispiel zu nennen. Und was aus der Gehölzreihe entlang des Wasserlaufs etwa zwischen Werben und Kitzen wird, wäre dann auch ungewiss. Immerhin ist man sich dessen lokal durchaus bewusst. Thiel verwies darauf, dass Pegaus Bürgermeister Frank Rösel dem Verein Unterstützung zugesichert hat. Auch anderenorts gebe es Zusagen. Thiel ist und bleibt optimistisch, dass die Wasserfrage auch nach 2030 gelöst werden kann.