Auf der Zielgeraden

Der Kirchturm ist eingerüstet.

Selbst der längste UItra-Marathon hat irgendwann ein Ende. Die seit 14 Jahren mit viel Kraft, langem Atem und Stehvermögen organisierte Sanierung der Kirche Sankt Nikolai Kitzen ist ein solcher Ultra-Marathon. Und jetzt kommen die Beteiligten auf die Zielgerade. Der ursprünglichste Gebäudeteil, der Turm, wird von außen samt Dach und Turmuhr in Ordnung gebracht.

Der Turm ist, wie weithin zu sehen, eingerüstet, und auf den Laufplanken des Gerüsts wird Schwerstarbeit geleistet. Denn eben mal schnell mit dem Hammer den Putz abschlagen, das geht nicht.  Was zuletzt vor gut 35 Jahren als äußere Schicht aufgetragen wurde, erweist sich als stark betonhaltig und leistet damit der schweren Technik der Handwerker knallharten Widerstand. Dennoch, das Ende ist absehbar.

Das Entfernen des Putzes ist für die Bauhandwerker eine harte Arbeit.

Dieser letzte Abschnitt der Kirchensanierung musste aufgrund der zu sehr unterschiedlichen Zeiten erfolgten Fördermittelzusagen in zwei Teilen absolviert werden. Gerade für die umfangreichen Außenarbeiten war der Förderverein auf Hilfe aus EU-Programmen angewiesen. Die zuständigen Gremien hatten sich gerade wieder auf eine neue Periode für die Jahre 2023 bis 2027 festgelegt. „Aus Erkenntnissen früherer Verfahren war absehbar, dass wir die Zusagen und damit das Geld aus dem europäischen Förderprogramm LEADER erst Anfang 2024 erhalten würden“, sagt Fördervereinsvorsitzende Ingrid Riedel.

So kam es, dass die Innensanierung des Turms bereits 2022 erfolgte, dann aber zwangsweise eine Lücke auftrat und die Fortsetzung außen erst jetzt beginnen konnte. Zum Glück konnten Mittel aus der Denkmalpflege bis in dieses Jahr mitgenommen werden. „Denn wird sind immer auf einen Mix aus Fördermitteln angewiesen“, sagt Ingrid Riedel. „Das Geld für die Turmsanierung kommt aus dem schon erwähnten LEADER-Programm, aber zu großen Teilen auch aus dem Bundes- und Landesdenkmalschutz sowie von privaten Stiftungen.“

Sobald also der jetzige Putz abgeschlagen ist, bekommt der Turm als äußere Schicht einen Schlämmputz, also einen Dünnschichtputz wie ihn schon die anderen Wände der Kirche erhalten haben. Die Mauerwerkstruktur bleibt somit sichtbar. Damit wohl auch eine Entdeckung, die beim Entfernen des Putzes jetzt gemacht wurden. Unterhalb der Schallläden, die den Glockenklang optimieren sollen, gab es in früheren Zeiten einmal Fenster, die zugemauert worden sind. Wann das war, welchem Zweck die Fenster gedient haben und warum sie irgendwann dauerhaft geschlossen wurden, bleibt indes unklar.

Die Schallläden werden übrigens im Juli ausgebaut und aufgearbeitet. Der nächste große Schritt ist für August geplant. Dann wird das Dach abgedeckt und bekommt die schon auf den anderen Dächern der Kirche verwendeten roten Ziegel. Das ist dann auch der Moment, in dem sich herausstellen wird, ob es nicht doch noch Unwägbarkeiten gibt. Sicher scheint schon, dass am Dachstuhl Zimmermannsarbeiten notwendig sind. Zu dem Zeitpunkt lässt sich laut Ingrid Riedel aber auch erst begutachten, ob das Gebälk des Glockenstuhls optimal positioniert ist. Es darf der Mauer wegen der mögliche Übertragung von Schwingungen nicht zu nahe platziert sein.

Der Glockenstuhl ist übrigens der obere Teil des Holztragegerüsts, das den gesamten Turm durchzieht und offenbar von 1635 stammt. Zumindest haben dendrochronologische Untersuchungen ergeben, dass das Holz in jenem Jahr geschlagen wurde. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg (1618 -1648) musste der Turm, der als ältester Teil der Kirche gilt, erneuert werden.

Zu den Kuriositäten der Baugeschichte der Kirche gehört die Sache mit den vor zwei, drei Jahren entfernten Zugbändern. Sie sollten eigentlich nur für gut ein Jahr die Turmstabilität nach der letzten umfangreicheren Sanierung unterstützen. Der Turm hat ein doppeltes Mauerwerk, der Raum dazwischen wurde mit anfallendem Material wie Bauschutt verfüllt. Erst Ende der 1980er Jahre wurde ein neues Verfahren angewandt und ein stabile Mischung zwischen die Wände gefüllt. Im Zuge der politischen Veränderungen und den für zwei Jahrzehnte ungeklärten Eigentumsverhältnissen an der Kirche geriet die Funktion der Zugbänder in Vergessenheit.

Gut zu erkennen sind die Konturen der einstigen Fenster unterhalb der Schallläden.

Der Schlusspunkt hinter der Turmsanierung wird der Einbau der erneuerten Turmuhr samt drei neuen Zifferblättern sein. „Die neuen Zifferblätter und die Zeiger werden ähnlich wie die bisherigen aussehen“, erklärt Ingrid Riedel. Damit bleibt die bekannte Optik erhalten. Verändern wird sich allerdings etwas an der Platzierung der Zifferblätter. Das auf der Südseite und das auf der Ostseite, die gleichzeitig aus Richtung Friedhof zu sehen sind, werden etwa auf eine Höhe gebracht. Das dritte Blatt auf der Nordseite wird seine bisherige Position behalten. Eingebaut wird im Übrigen eine elektrisch gesteuerte Uhr.

Schlussendlich soll laut Ingrid Riedel im November die Kirchensanierung beendet sein. 280.000 bis 300.000 Euro wird die Turmsanierung dann gekostet haben. Im Frühjahr 2025 sollte auch die Orgel wieder eingebaut, gestimmt und zu hören sein.

Wiener Klassik begeistert Publikum

Das Leipziger Symphonie Orchester in der Kitzener Kirche.

Das Leipziger Symphonie Orchester (LSO) hat wieder gehalten, was es verspricht: nämlich sein Publikum zu begeistern. Am 15. Juni bot es in der Kirche Sankt Nikolai unter dem Dirigat von Robbert van Steijn Wiener Klassik. Van Steijn hatte Musik von Wolfgang Amadeus Mozert, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn ausgewählt, um die Gäste zu verzaubern. Bei den Beethovschen Romanzen für Violine und Orchester in G-Dur und F-Dur gelang es Denis Loznykov als Solist mit der Geige, zwei besondere Glanzpunkte zu setzen.

Denis Loznykow brillierte als Solist. (Fotos Karin Weigenand)

Die Gunst, gemeinsam zuzuhören

Der Leipziger Kammerchor beim Konzert in der Kitzener Kirche.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld

Die Trägen die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Beim gemeinsame Singen mit dem Publikum kam auch die Gitarre zum Einsatz.

Nun ja, ein Besuch in der Kirche Kitzen ist vielleicht noch nicht die weite Welt. Aber herauszukommen aus den eigenen vier Wänden, unter Menschen zu sein, an einem herrlichen Frühlingstag einem Frühlingskonzert zu lauschen, das ist schon ein wenig von dem, was der Dichter Joseph von Eichendorff (1788 – 1857) vor mehr als 200 Jahren meinte. In der Vertonung von Theodor Fröhlich (1803 – 1836) gehörte das Lied zum Programm des Kammerchors Leipzig, das er am Sonntag, dem 28. April 2024, in der Kitzener Kirche zu Gehör brachte. Rund 80 Besucher wollten sich das Konzert unter dem Motto „Nun will der Lenz uns grüßen“ nicht entgehen lassen. Und sie kamen offenbar auf ihre Kosten, wie der Beifall bis hin zum Erklatschen einer Zugabe zeigte.

Georg Mogwitz dirigierte das Konzert.

Unter der musikalischen Leitung von Georg Mogwitz boten die 25 Sängerinnen und Sänger zahlreiche bekannte Frühlingslieder die das Publikum wie bei „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder „Komm, lieber Mai und mache“ mitsingen konnte. Zum Programm gehörten zudem Liedkompositionen von Joseph Haydn (1732 – 1809), Claudio Monteverdi (1567 – 1643) oder Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und anderen. Fast 90 Minuten lang unterhielt die Gruppe „Andate“ (eine von zwei Formationen des Leipziger Kammerchors) das Publikum mit ihrem Gesang sowie netten Rezitationen. Unter anderen mit dem Gedicht „Der Veilchenpflücker“ von Anna Löhn-Siegel (1830 – 1904, hier zum Nachlesen), was zu manchem herzhaften Lacher führte.

Gut besucht war das Konzert.

Vor Beginn des Konzerts konnte Ingrid Riedel, Vorsitzende des Förderverein der Kirche Sankt Nikolai Kitzen, einige angenehme Ausblicke für den Fortgang der Sanierung des Bauwerks verkünden. Wenig Tage vor der Veranstaltung erreichte den Verein die dringend erwartete Fördermittelzusage, um die Außensanierung des Turms ab Mai in Angriff nehmen zu können. Zudem ist von der Kirchengemeinde alles in die Wege geleitet, damit die Orgel voraussichtlich gegen Ende des Jahre 2024  wieder eingebaut werden kann. Übrigens veranstaltet die Gemeinde am 9. Mai, 9.30 Uhr, ab Pfarrhof einen Spendenlauf zugunsten der Orgelsanierung. Bei einer Startgebühr von 10 Euro wird gelaufen oder gewalkt (Erwachsene fünf Kilometer, Kinder bis 12 Jahre einen Kilometer). Meldungen für den Spendenlauf bitte an claudia-lange@freenet.de oder telefonisch unter 017622377288.

Leckere Kuchen, gebacken von zahlreichen Kitzenerinnen, boten Gerlinde Wippert (l.), Hilde Grewe (M.) und weitere ehrenamtliche Mitstreiterinnen an.

Pilger in Kitzen

Ingrid Riedel erzählte den Besuchern von der Historie der Kirche Kitzen und der Sanierung.

Es muss nicht unbedingt Santiago de Compostela am Ende des Jakobsweg sein, wenn man einmal pilgern will. Es kann auch einmal Kitzen mit seiner Kirche Sankt Nikolai sein, das man sich als Ziel auswählt. So tat es eine kleine Gruppe aus der katholischen Gemeinde Sankt Bonifatius Leipzig, die sich am Sonnabend, dem 13. April, von Markkleeberg aus auf den rund 20 Kilometer langen Fußweg machte.

Gäste und Gastgeber bei der Andacht.

„Pfarrer Christoph Baumgartner und ich wandern beziehungsweise pilgern sehr gern, um das Gemeindegebiet kennenzulernen“, sagt Gemeindemitglied Michael Kehr auf die Frage, wie es denn zum Ziel Kitzen gekommen ist. Der Raum Pegau gehöre mit zu Bonifatius-Gemeinde. „Drei- bis viermal im Jahr machen wir uns deshalb zu verschiedenen Zielen in der Region auf den Weg. Zehn bis 15 Gleichgesinnte kommen dann jeweils zusammen“, erzählt Kehr weiter. Bei einer dieser Pilgertouren waren die Teilnehmer in der nach dem Brand von 2015 wieder sanierten Kirche Tellschütz. „Dort haben wir auch von den Sanierungsarbeiten an der Kitzener Kirche erfahren und uns gesagt, dass das ein weiteres interessantes Ziel unserer Pilgertouren sein könnte.“

Pfarrer Christoph Baumgartner begleitete den musikalischen Teil der Andacht auf der Gitarre.

Der Kontakt zur Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Ingrid Riedel war schnell hergestellt und ein Termin ausgemacht. Nach der Ankunft in Kitzen gestalteten Michael Kehr, seine Frau Katrin, Pfarrer Baumgartner und andere Gemeindemitglieder eine kurze Andacht in der Kirche. Es wurde, begleitet vom Pfarrer auf der Gitarre, gesungen, und es gab die ein oder andere lehrhafte Geschichte zu hören. Jene zum Beispiel von der Grille, die den ganzen Sommer über musiziert, aber nicht für die Winterzeit vorgesorgt hatte. Beim Hirschkäfer und bei der Maus wurde sie in der kalten Jahreszeit abgewiesen. Erst der blinde Maulwurf nahm sie auf, weil ihn ihre Musik den Sommer über erfreut hatte.

Eine Blume als Dank für die Gastfreundschaft und ihren Vortrag überreichte Michaelk Kehr am Ende an Ingrdi Riedel.

Danach gab Ingrid Riedel einige Einblicke in die Geschichte der Kitzener Kirche und vor allem in die seit 2010 laufenden Erneuerungsarbeiten, die mit der Turmsanierung in diesem Jahr und dem Wiedereinbau der Orgel ihren Abschluss finden sollen. Mit großem Interesse nahmen die Gäste zur Kenntnis, dass bereits mehr als 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des Bauwerks investiert wurden.

Zum Schluss der Begegnung gab es noch von Ingrid Riedel selbst gebackenen Kuchen und Kaffee, ehe sich die Besucher wieder auf den Heimweg machten. Allerdings nicht noch einmal zu Fuß. „Wir haben am Freitagabend Autos in Kitzen abgestellt“, sagte Kehr lachend. 20 Kilometer Fußmarsch an dem Sonnabend seien genug gewesen für den Pilgertag.

Wir brauchen den Graben

Der Saal im Kulturhaus war rappelvoll beim Vortrag über den Elsterfloßgraben.
Engagierter Streiter für den Erhalt des Floßgrabens: Vereinsvorsitzender Dr. Frank Thiel in der Kluft der Flößer und mit Flößerhaken.

Frank Thiel führte die rund 120 Besucher, für die extra noch Stühle aus den Räumen im Erdgeschoss nach oben in den Saal geholt werden mussten, im Laufe seines Vortrages in die Entstehungszeit des Floßgrabensystems im ausgehenden 16. Jahrhundert zurück. Gleichzeitig zeigte er auf, welchen Wert der Graben heute noch hat, auch wenn die Holzflößerei seit mehr als 150 Jahren Geschichte ist.

Was ist Norweschendier?

Kein Zweifel, das war ä gomisches Brogramm.

Das war ganz scheen gohmisch. Klaus Petermann aus Leipzig fragte beim Kultursonntag des Fördervereins Kirche Kitzen am 25. Februar sein Publikum: Genn Sie sächs´sch? Nadierlich genn mr das, meente ´s Bublikum, um nicht trotzdem herzlich zu lachen über das, was Petermann vorzutragen hatte. Es war eben gohmisch. Ganz egal, ob Petermann kurze Stücke von sächsischen Mundartdichtern/-dichterinnen wie – wer hätte es erwartet – Lene Voigt vortrug, oder über die eine oder andere Besonderheit der sächsischen Mundart kalauerte. Zum Beispiel bei: gohmisch. Man müsse dazu wissen, dass im Sächsischen das K zum G wird, zum weichen G bekanntlich. „Nur in einem Fall bleibt es beim harten K“, meinte Petermann, nämlich beim Wort Karasche! (Für diejenigen, für die Sächsisch Fremdsprache ist: Garage. Das ist der Zeitpunkt, wo nun auch jener Teil des Publikums lacht.)

Es gibr Dickdärme, Dünndärme, Schweinedärme, aber auch Kerschdärme. Fast jedes Dorf hat einen an seiner Kirche.

Wer nun denkt, er hat das Prinzip des Sächsischen verstanden, muss kurz darauf seinen Irrtum eingestehe. Spätestens bei Norweschendier. Bei dem ein oder anderen geht da die Gedankenblitz-Glühlampe oder heutzutage -LED an: „Nur wegen dir“, heißt das. Welch Fehler. Es handelt sich um den Elch, das Norweschendier – das Norwegentier. Man kann schon allerhand lernen bei Petermann, der übrigens gelernter Lehrer unter anderem für Deutsch ist. Deshalb gibt es auch noch gleich eine weitere Lektion. „Häää?“ Petermann: „Häää? Das ist im Sächsischen ein vollständiger Satz.“ Die Übersetzung ins Hochdeutsche lautet: „Sie werden entschuldigen, was haben Sie da eben gesagt?“

Da darf natürlich auch Antwort auf die folgende Frage gesucht werden: Worüber spricht der Sachse, wenn er von Gendern redet? Nadierlich über eenen, der mit´m Gahn umgibbt! Muss ich das jetzt näher erklären? Nee, lieber nicht! Petermanns Publikum, wenigstens die deutliche Mehrheit, war im Bilde. Genau wie bei ägyptisch, weil das ä Disch is, der gibbelt – ä Gibbdisch äben.

Die Sachsen haben auch viel aus dem Französischen übernommen. Nun denkt mal nach.

Gut 60 Gäste waren gekommen, um sich in Sächsisch weiterbilden zu lassen. Ein Zertifikat über die bereits besessenen oder neu erworbenen Sprachkenntnisse gab es zwar nicht (auch am Rande von Sachsen eher überflüssig), aber viele Beifall für den Lehrer und jede Menge gute Laune auf dem Heimweg.

Pedermann, mache weider so!

Gerlinde Wippert ausgezeichnet

Landrat Henry Graichen übergibt den Preis an Gerlinde Wippert.

Mit dem Ehrenamtspreis des Landkreises Leipzig ist am Freitag, 19. Januar 2024, Gerlinde Wippert ausgezeichnet worden. Vorgeschlagen hatte das der Förderverein der Kirche Sankt Nikolai Kitzen. Damit ist die Kitzenerin eine von sechs Personen, die beim Neujahrsempfang des Landkreises im Markkleeberger Rathaus für ihr ehrenamtliches Engagement im Jahr 2023 geehrt wurden.

Gerlinde Wippert (M.) mit Laudatorin Ingrid Riedel und Landrat Henry Graichen.

Aber was heißt für 2023? Das ist schließlich nur eins in einer ganzen Reihe von Jahren, in denen Gerlinde Wippert für andere aktiv gewesen ist. Neben ihrem beruflichen Einsatz als Altenbetreuerin in einem Pflegeheim, das sei noch angemerkt. Genau darauf machte Ingrid Riedel, die Vorsitzende des Fördervereins, in der Laudatio auf Gerlinde Wippert aufmerksam. „Seit 2008 leitet sie eine Frauen-Gymnastikgruppe, die sich wöchentlich trifft“, sagte Ingrid Riedel. „Gerlinde ist immer da“, weil sie nicht wie die eine oder andere Kursteilnehmerin dem inneren Schweinehund nachgeben und einfach mal nicht kommen könne. Da zu sein, sei aber nur eine Sache. Um in dem Sinne da sein zu können, muss sie regelmäßig Lehrgänge besuchen, um ihre Lizenz als Übungsleiterin zu erneuern.

Musikalisch umrahmt wurden Empfang und Preisverleihungen von Schülerinnen und Schülern der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig mit einem großartigen Percussion-Programm.

Aber nicht nur beim Sport ist sie da. Als bereits 2005 der Seniorenclub in Kitzen ins Leben gerufen wurde, war sie sofort mit helfenden Händen dabei. Besonders würdigte Ingrid Riedel den Einsatz von Gerlinde Wippert in den Zeiten der Corona-Pandemie. Sie habe Kontakt zu den Senioren gehalten, den ein oder anderen zum Arzt gefahren, Einkäufe erledigt oder „sich auch einmal die Lebensgeschichte einsamer Menschen angehört“.

Wer regelmäßiger Besucher der Kulturveranstaltungen des Fördervereins ist, wird Gerlinde Wippert erst recht kennen. Ist sie es doch, die die Kuchentafel vor den Veranstaltungen organisiert, mit anderen zusammen Kaffee und Kuchen verkauft, abwäscht und saubermacht.

Die Runde der diesjährigen Preisträger mit dem Landrat (l.): (von rechts) Helmut Kuppke von der Freiwilligen Feuerwehr Thräna, Stellvertreterin für Mike Majetschak vom FSV Eintracht Serbitz/Thräna, Gerlinde Wippert, Kai Ludwig vom SV Groitzsch, Viola Heß vom Ringelnatzverein Wurzen sowie Elke Sinn vom Verein zum Wohle der Tiere in Lossa..

Übrigens: Gerlinde Wippert sollte mit der Auszeichnung überrascht werden. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde ein Plan geschmiedet. Sie sei zu einer Kabarettveranstaltung eingeladen, hieß es. Und noch bei Betreten des Lindensaals im Markkleeberger Rathaus glaubte sie daran, wie sie am Abend sagte. Erst als sie auf ihrem Sitzplatz das Faltblatt mit dem Programm für den Neujahrsempfang fand, habe ihr geschwant, dass es womöglich gar nicht um Kabarett gehen könnte.

Adventsstimmung beim Konzert

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Traditionell endete mit dem Adventskonzert das Kulturjahr des Fördervereins der Kreuzkirche Sankt Nikolai Kitzen. Erstmals zu einem Auftritt kam am 1. Advent der Gemischte Chor Neukieritzsch nach Kitzen und fand nicht nur ein volles Haus in der Kirche, sondern auch ein dankbares Publikum, das nicht mit Applaus geizte.

Die mehr als 30 Sängerinnen und Sänger des Chors unter der Leitung von Viktor Vetter kamen mit einem umfangreichen Repertoire an weihnachtlichen Weisen. Mit Liedern wie „Sind die Lichter angezündet“, „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“ lud der Chor zum Mitsingen ein. Dazu kamen Lieder, die bereits seit Jahrhunderten in der Adventszeit in den Kirchen gesungen werden wie „Vom Himmel hoch“, „Maria durch den Dornwald ging“ oder „In dulci jubilo“.  Englische, tschechische, spanische und schwedische Weihnachtsmelodien waren zu hören. Rundum waren es mehr als 30 Lieder, die an dem späten Nachmittag in der Kirche Kitzen erklangen.

Mit einer netten Geste sorgte die Vorsitzende des Fördervereins Ingrid Riedel am Schluss des Konzerts für eine Überraschung. Jedes Chormitglied bekam ein Beutelchen mit Weihnachtsplätzchen, die die Landfrauen der Kitzener Gruppe gebacken hatten. Die waren zum Mitnehmen auch am wieder reichlich aufgefahrenen und von fleißigen Bäckerinnen aus dem Ort bestückten nachmittäglichen Kuchenbuffet zu haben und fanden beim Publikum reißenden Absatz. Der Erlös aus der Aktion dient der Sanierung der Kirche.

Stimmgewaltige Operettengala

Anne Wegele überzeugte sowohl bei der Arie des Prinzen Orlowsky aus der Fledermaus als auch bei ihrer Kurt-Weill-Interpretation.

Noch fühlt es sich an, wie der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Der Unterschied: 363 Euro verdunsten nicht einfach. Sie fließen in die Kasse für die Sanierung und den Wiedereinbau der Orgel in der Kirche Sankt Nikolai Kitzen. Rund 75000 Euro wird es kosten, die Orgel wieder erklingen zu lassen. 50000 Euro davon hat die Kirchengemeinde, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, bereits vom Freistaat Sachsen als Förderung zugesagt bekommen. Der Rest muss über Spenden aufgetrieben werden.

Zahlreiche Konzertbesucher fanden den Weg in die Kirche Sankt Nikolai

Die besagten 363 Euro sind der Reinerlös aus den Einnahmen für die Herbstgala der Hochschule für Theater und Musik Leipzig, die Studierende am 22. Oktober in der Kirche beim Kultursonntag des Fördervereins vortrugen. Die Mitglieder der Gesangsklasse von Professorin Ilse-Christine Otto zeigten sich gut geschult, glänzten mit bekannten Operettenmelodien sowie mit einigen mehr oder weniger bekannten Chansons. Begleitet wurden sie am Klavier von Professor Hartmut Hudezeck, der auch für die Einstudierungen gesorgt hatte und sich zudem als kabarettistischer Interpret von Liedern Georg Kreislers (1922 bis 2011) entpuppte. Mit „Eine kleine Gutenachtmusik“, basierend auf der mozartschen Melodie der „Kleinen Nachtmusik“, beschrieb er Eindrücke eines Konzertbesuchs und löste beim Publikum in der gut besuchten Kirche jede Menge Heiterkeit aus.

Bruno Szabo bei seinem Auftritt mit dem Chanson „Mein Hund beißt jede schöne Frau ins Bein“

Dafür sorgten auch die jungen Sängerinnen und Sänger mit Liedern aus Johann Strauß` „Die Fledermaus“, Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“ oder Carl Zellers „Der Vogelhändler“, Franz Lehars „Paganini“ und „Die lustige Witwe“. Zudem gab es Chansons wie „Der Abschiedsbrief“ von Kurt Weill, „Aloisi“ von Hermann Leopoldi oder „Mein Hund beißt jede schöne Frau ins Bein“ von Kurt Schwabach.

Mit ihren wunderbaren Stimmen begeisterten die jungen Künstlerinnen und Künstler nicht nur bei ihren Soloauftritten, sondern ebenso als Ensemble.

Auch als Ensemble gaben die Studierenden alles
Leonie Herzog verteilte als Christel von der Post erst einmal „Post“, ehe sie die bekannte Arie aus „Der Vogelhändler“ sang
Markus Haase besang das ungarische Mädel aus „Viktoria und ihr Husar“
Verena Flitsch zeigte sich im Chanson-Fach zu Hause
Hartmut Hudezeck begleitete die Gesangsbeiträge und zeigte sich als kabarettistischer Sänger
„Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ sang Felicia Brembeck
Fridolin Wissemann mit dem Lied des Paganini „Gern hab´ ich die Frau´n geküsst“
Johanna Ihring bei der Arie „Liebe, du Himmel auf Erden“ aus Paganini

Oper in kurz und zu dritt

Brillant an der Harfe – Kerstin Georgi

Ja, das geht. Die sonst von großen Orchestern und auf großen Bühnen gespielte Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck kann man tatsächlich sehr gut in einer Kurzfassung von rund 15 Minuten und in einer Bearbeitung für drei Instrumente – Harfe, Querflöte und Violine – zu Gehör bringen. „Aber das muss unter uns bleiben, sonst kommt irgendwo in den Städten noch jemand auf die Idee, dass große Orchester gar nicht benötigt werden und man die Kosten sparen kann“, sagte Flötist Sören Glasner lachend, der durch das kurzweilige Konzertprogramm am Vorabend des Tages des offenen Denkmals führte.

Sören Glasner ist im Duo Sphärenklänge der Partner von Kerstin Georgi.

Was er zusammen mit der Harfenistin Kerstin Georgi, die zusammen als „Duo Sphärenklänge“ auftreten, unterstützt vom Violinisten Hartmut Preus mit dieser Opernkurzfassung dem Publikum in der Kirche Sankt Nikolai darbot, war einfach nur romantisch und wunderschön. Zumal ja Humperdinck in die Komposition diverse Volkslieder eingearbeitet hat, die jedermann kennt wie „Schwesterlein, komm tanz mit mir“ oder „Ein Männlein steht im Walde“. Damit erreichten die Künstler sicher auch jene im Publikum, die eher nicht zu den Operngängern zählen.

Hartmut Preuss begleitete mit der Violine.

Für ein solches Konzert bearbeitet hat dieses wie auch die anderen Stücke, die normalerweise von größeren Klangkörpern instrumentiert werden, Karl Heinz Georgi. Der ehemalige Solotrompeter des Leipziger Gewandhauses griff zudem bei verschiedenen Liedern als Begleitung selbst zu seinem Instrument. Besonders beim „Neapolitanischen Tanz“ aus Peter Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“ ließ er seine Trompete in schönsten Tönen erklingen.

Karl Heinz Georgi an der Trompete

Ansonsten waren die zu Gehör gebrachten Stücke vor allem auf Harfe und Flöte zugeschnitten. Viele Besucher kannten bis dato die Harfe als eins von vielen Instrumenten innerhalb eines Orchesters. Aber „Sphärenklänge“ stellte dieses Instrumente besonders in den Mittelpunkt. Nicht zuletzt beim „Blumenwalzer“ aus Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ brillierte Kerstin Georgi förmlich auf den Harfensaiten.  

Alle vier Künstler überzeugten ihr Publikum auch mit den vielen anderen Musikstücken von Offenbach, Puccini, Rubinstein und weiteren bekannten Komponisten. In einer kurzen Konzertpause übergab Karl Heinz Georgi dann aus seinem Besitz ein Barockgemälde mit dem biblischen Motiv „Anbetung der Könige“ eines unbekannten Künstlers als Dauerleihgabe an den Förderverein. Das Bild hat mittlerweile seinen Platz in der Kirche gefunden. Sehr zur Freude auch von Pfarrer Oliver Gebhardt, der bei der Übergabe im Zuschauerraum saß, sichtlich angetan vom neuen Schmuck im Gotteshaus.

Die romantische Stimmung des Kozerts wurde mi der Beleuchtung im Kirchenraum unterstrichen.