Vor wenigen Tagen sind die letzten Gerüste an der Kirche Sankt Nikolai Kitzen abgebaut worden. Damit endet eine mehr als 14 Jahre andauernde Bautätigkeit an dem denkmalgeschützten Bauwerk. Vor rund 14 Jahren drohte der Kirche, deren Bau wohl vor 875 Jahren begonnen wurde, der totale Verfall. Ingrid Riedel und Siegwald Bilesch nahmen sich der damals herrenlosen Kirche an, gründeten den Förderverein, der Kirche erwarb, und die Stiftung und leiteten die Sanierung in die Wege. Das Ergebnis ist ein innen wie außen wieder schick und standhaft gemachtes Bauwerk.
Die Sanierung des Turms war die letzte Etappe des Mammutprojektes. Hier ein fotografischer Rundgang um die komplett sanierte Kirche.
Der Umschlag des mehr als 230 Jahre alten Briefes.
War es eine stürmische Nacht? Oder hat der Wind tagsüber heftig geblasen? Auf jeden Fall hat der Sturm ordentlich an der Kirche Kitzen gerüttelt und erhebliche Schäden angerichtet, möglicherweise am 15. März 1793 oder in der Nacht zum 16. März. Es könnte aber auch ein paar Tage zuvor gewesen sein. Genau wissen wir es nicht.
Jedenfalls hat der Merseburger Domkämmerer Melchior Balthasar Segnitz am Sonntag, dem 17. März 1793 an den Kitzener Pastor Funkens einen Brief geschrieben, um dessen Brief zu beantworten, der ihm am Sonnabend zuvor (oder vielleicht auch schon eine Woche früher) zugegangen war. Darin entschuldigt sich Segnitz, dass er nicht gleich am Sonnabend dem Boten eine Antwort mitgegeben hat, da ihn andere wichtige Geschäfte daran gehindert haben. Auf jeden Fall sagte er dem Kitzener Pastor zu, dass er unaufschiebbare Reparaturen sofort ausführen lassen kann und für die aufschiebbaren einen Kostenvoranschlag nach Merseburg senden soll. Darüber hinaus geht es in jenem Brief noch um einige Schuldenangelegenheiten, die aber offenbar weniger mit der Geschichte der Kirche Kitzen zu tun haben.
Seite 1 des Briefes
Nach knapp 232 Jahren ist jener Brief wieder in Kitzen angekommen, irgendwie auf wundersame Weise. Was Pastor Funkens seinerzeit mit dem Brief gemacht hat, wird wohl im Dunkeln bleiben. Jedenfalls ist er nicht in einem der Kirchenarchive gelandet. Im vorigen Jahr hat ihn ein Berliner Online-Antiquariat bei E-Bay angeboten. Markus Cottin, der Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek in Merseburg, hat ihn entdeckt und bei Ingrid Riedel, der Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Kitzen, nachgefragt, ob der Verein Interesse an dem Brief haben würde. Ingrid Riedel sagte Ja und Cottin ersteigerte das alte Dokument. Im Januar 2025 hat er es an den Verein übergeben.
Nach 230 Jahren noch immer recht gut erhalten: Seite 2 des Briefs.
Der Brief ist offensichtlich gut gelagert worden. Denn das mehr als 200 Jahre alte Schriftstück ist gut erhalten, die schwarze Tinte hebt sich klar vom Papier ab, vorausgesetzt, man kann die alte Schrift auch wirklich lesen.
„Gut! das Sie sogleich die Fenster wieder machen laßen. Wenn der Schaden am Kirch Dach unaufschieblich ist, so laßen Sie es auch machen. Wo nicht, so schicken Sie mir einen Anschlag der Reparatur-Kosten und Materialien.“ So heißt es in dem Brief.
Die „Übersetzung“ des Briefs in für die Allgemeinheit lesbare Schrift, aber in der damals gebräuchlichen Ausdrucksweise und Rechtschreibung.
Hübsch zu lesen ist auch die ausgesprochene Höflichkeit, mit der sich Segnitz an Funkens wendet. Die Anrede ist geradezu entzückend: „Seiner des Herrn Pastors Magister Funkens, Hochwohlehrwürdigen in Hohenlohe. Hochwohlehrwürdiger Herr, Hochgeehrtester Herr Magister.“
Und am Schluss, nicht weniger entzückend: „Empfehlen Sie mich dero Frau Liebste! Ich bin mit vollkommener Hochachtung Ew. Hochwohlerwürden ergebenster Diener.“
Welchen Weg der Brief in den 230 Jahren zurückgelegt hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Der Berliner Online-Antiquar Theodor Schmidt hat ihn zusammen mit 2000 weiteren Briefen auf einem Flohmarkt am Berliner Ostbahnhof erstanden. „Das waren acht Aktenordner aus dem Nachlass eines Briefsammlers, die dort angeboten wurden“, erzählt er in einem Telefonat. Nach Durchsicht dieser 2000 Schreiben habe er 70 aussortiert, von denen er angenommen habe, dass es dafür Interessenten geben könnte. „Zwei Drittel davon habe ich mittlerweile verkauft“, sagt Schmidt. Wie der Brief zu dem Sammler, der nicht mehr befragt werden kann, gekommen ist, könne er nicht sagen. „Aus meinen Erfahrungen weiß ich allerdings, dass Pfarrer solche Schreiben als ihr persönliches Eigentum betrachtet haben, so dass sie nicht in Kirchenarchiven gelandet sind, sondern eben in der Familie aufgehoben wurden.“
Ähnlich sieht das auch Markus Cottin. Er sei immer auf der Spur von alten Dokumenten, die sich mit dem Merseburger Dom befassen. Daher habe er beim Internetportal Ebay einen permanenten Suchauftrag eingerichtet unter den Stichworten Sammeln, Seltenes, Merseburg. „Das meiste, was dabei angezeigt wird, sind Postkarten aus jüngerer Zeit. Da viele Touristen nach Merseburg und in den Dom kommen, werden auch viele derartige Dinge angeboten. Zirka 20 Treffer habe ich jeden Tag. Und manchmal sind eben auch interessante Briefe wie jener von 1793 dabei“, erzählt Markus Cottin. Aufgrund seiner Erfahrung kann er die vor mehr als 200 Jahren verwendete Kanzleischrift, in der der Domkämmerer geschrieben hat, lesen und „übersetzen“. Das hat er mit dem besagte Brief gemacht. Etwa eine Stunde habe er dafür gebraucht. Den vorausgegangenen Brief von Pastor Funkens an den Domkämmerer habe er allerdings nicht finden können. Der sei offenbar nicht im Domarchiv gelandet.
Was aber nun tun mit einem solchen alten Dokumente. „Ich denke, wir sollten den Brief zeigen“, sagt Ingrid Riedel. So weit, so gut. Aber in welcher Form. Darüber wird man sich im Verein noch ein paar Gedanken machen müssen. Denn das schon gealterte Papier würde wohl den schwankenden Temperatur- und den unklaren Feuchtigkeitsverhältnissen in der Kirche nicht lange standhalten. Also wird es darauf hinauslaufen, eine Kopie des Originalbriefes zu zeigen. Über das Wann und Wie wird noch zu entscheiden sein.
Allerdings dürfte es noch eine Menge anderer Dokumente zur Kitzener Kirche geben. Sie gehören laut Ingrid Riedel zum Kirchenarchiv, das im Pfarrhaus gelagert ist. Was dort zu finden sein könnte, das wartet noch auf die Erforschung. Nach Auskunft von Markus Cottin gibt es auch im Domarchiv Dokumente zur Kitzener Kirche wie zum Neuaufbau des Altars Ende des 18. Jahrhunderts. Aber das wäre dann schon wieder eine neue Geschichte.
Eins der Zifferblätter für die neue Turmuhr wird für den Transport nach oben schützend eingepackt.
Noch steht das Gerüst am Kirchturm. Aber im Dezember wird es abgebaut und dann ist aus drei Richtungen die neue Turmuhr zu sehen. 1,34 Meter mal 1,34 Meter messen die drei neuen Zifferblätter, die – wie auch schon früher – nach Norden, Süden und Osten zeigen und weithin sichtbar die Uhrzeit kundtun werden. Am Freitag (22. November) wurden sie zusammen mit dem neuen elektrischen Uhrwerk im Kirchturm installiert. Noch in der Woche vor dem 1. Advent wird sich allerdings Turmuhren-Techniker Mike Scholze ein weiteres Mal auf den Turm begeben müssen, um an den Zifferblättern Stunden- und Minutenzeiger anzubringen und dann die Uhr einzuschalten. Damit bekommt die Sanierung der Kirche das I-Tüpfelchen aufgesetzt. Die mehr als ein Jahrzehnt andauernde bauliche Erneuerung des 800 Jahren alten denkmalgeschützten Bauwerks endet. Der Förderverein der Kirche Sankt Nikolai hatte dies initiiert und organisiert.
So rundum komplett wird die Sache voraussichtlich im kommenden Jahr, wenn die mehr als 100 Jahre alte Orgel wieder eingebaut werden kann, die derzeit in Verantwortung der Kirchgemeinde restauriert wird.
Vorbereitungsarbeiten für die Installation der Zifferblätter: Mike Scholze (knieend) und Bodo Götze.
Begleitet war die Erneuerung der Kirche von einem schier endlosen Kampf ums Geld, das über Spenden und Fördermittel aufgebracht werden musste. Ingrid Riedel, die Vorsitzende des Fördervereins, und ihr Mann Siegwald Bilesch können davon ein Lied singen. Schlussendlich trieb Ingrid Riedel auch noch 10.000 Euro Fördergeld von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz speziell für die Uhr auf. Der Verein brachte weitere 5000 Euro auf, so dass die neue Turmuhr finanziert werden konnte.
Mit dem Turmuhrentechniker Mike Scholze aus Klinga, einem Ortsteil der Gemeinde Parthenstein im Landkreis Leipzig, hat der Verein einen renommierten Fachmann gewinnen können. Er zeichnet unter anderen für die neue Rathausuhr in Großenhain verantwortlich und wartet regelmäßig eine der bekanntesten Uhren von Leipzig. Regelmäßig steigt er aufs Kroch-Hochhaus am Leipziger Augustusplatz hinauf, um das dortiger Uhrwerk instand zu halten, das die beiden Glockenmänner antreibt.
Mike Scholze und Ines Gärtner präsentieren eins der neuen Zifferblätter, die in der Werkstatt von Mike Scholze angefertigt wurden. Foto: Bodo Götze
Ganz so hoch hinaus musste Mike Scholze an besagtem Freitag zwar nicht, aber „es war schon eine ziemliche Höhe, die wir bewältigen mussten“, sagte er am Freitagabend nach getaner Arbeit. Zu den Herausforderungen gehörte, die drei Zifferblätter nach oben zu bringen. Mit einer Seilwinde wurden sie vorsichtig im schmalen Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Gerüst emporgezogen. „Zum Glück gab es helfende Hände vom Verein, sonst wäre das unmöglich gewesen“, sagte der Uhrenfachmann. Werner Reutter, Gerd Wippert, Bodo Götze, Bernd Oettel und Siegwald Bilesch waren bei Temperaturen um die null Grad und kaltem Wind zur Stelle, um mit Hand anzulegen. Zur Unterstützung von Scholze war an diesem Tag auch seine Frau Ines Gärtner mitgekommen. Ihr Metier sind eigentlich mehr die Armband- und die Wanduhren, für die sie in Naunhof ein Geschäft betreibt. „Aber da ich ein Ein-Mann-Betrieb bin, hilft sie mir bei solchen Aufträgen wie dem an der Kirche in Kitzen“, erklärte Mike Scholze.
Scholze ist seit zehn Jahren selbstständiger Mechaniker für Turmuhren. „Ich habe den Betrieb 2014 von meinem Schwiegervater übernommen, der mich zuvor auch ausgebildet hat.“ Die neue Turmuhr in Kitzen verfügt über ein elektrisches Uhrwerk, das von einem Funksignal gesteuert wird. Das ist deutlich wartungsärmer als ein mechanisches Werk und laut dem Fachmann auch sehr präzise bei der Zeitanzeige. Er hat übrigens nicht nur die Uhr installiert, sondern die neuen Zifferblätter aus Stahl, Aluminium und Lack sind von ihm angefertigt worden. Wenn voraussichtlich pünktlich zum 1. Advent die Uhr „tickt“, ist Scholzes Arbeit für Kitzen noch nicht gänzlich getan. Er arbeitet noch das alte mechanische Uhrwerk und eins der alten Zifferblätter auf. Sie sollen nach den Worten von Ingrid Riedel als Museumsstücke einen Platz im Turm finden, wo sie zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden können. „Wir wollen zeigen, wie solche Uhrwerke aussehen und wie sie funktioniert haben“, erklärte Riedel.
Gerd Wippert, Bodo Götze und Werner Reutter platzieren das Zifferblatt im schmalen Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Gerüst, damit es vorsichtig empor gezogen werden kann.
Der eingerüstete Turm zeugt vom Fortgang der Sanierungsarbeiten an der Kirche.
Dass der Schlussspurt bei der Sanierung der Kitzener Kirche Sankt Nikolai noch einmal ein echter Kraftakt werden würde, das war abzusehen. Dass aber das Geld nicht reichen könnte, um am Ende noch den Turm in Ordnung zu bringen, bringt auch den besten Plan ins Wanken. Vor dem Förderverein öffnet sich ein Finanzierungslücke. „Die Turmsanierung, für die 160.000Euro eingeplant waren, wird etwa 30.000 Euro teurer“, sagt Ingrid Riedel, Vorsitzende des Fördervereins. Bislang ist unklar, wie das fehlende Geld aufgetrieben werden könnte. Aus den Rücklagen des Vereins ist die Lücke nicht zu schließen. Zusätzliche Fördermittel sind ebenfalls nicht aufzutreiben. „Die Töpfe sind leer“, resümiert die Vereinsvorsitzende. Der Verein setzt nun darauf, dass das Finanzloch mit Hilfe von Spenden gestopft werden kann.
Matthias Sonntag zeigt, wo Risse ausgebessert, Fugen erneuert werden mussten.
Das alles ist nicht schlechter Planung geschuldet, sondern Erkenntnissen, die erst gewonnen werden konnten, nachdem der Putz abgeschlagen war. „Es gibt Mauerwerksrisse, die sich zum Teil über mehrere Stockwerke ziehen. Die wurden nie ausgebessert, sondern mit dem Putz zugedeckt“, erzählt Ingrid Riedel. Zudem seien an mehreren Stellen großflächige Steine entdeckt worden, die nicht mit Mörtel verbunden waren, sondern nur übereinander lagen. Außerdem habe es Stellen gegeben, an denen ganze Steine fehlten. Die Stellen mussten geschlossen werden, um nicht statische Probleme entstehen zu lassen. Zum Glück gab es noch Steine, die von den bisherigen Sanierungsarbeiten übrig waren.
Lieselotte Grundmann bessert das Mauerwerk am Turm aus.
Großes Erschrecken gab es auch, als im Zuge der Turmsanierung jetzt erstmals der Dachstuhl beziehungsweise die Auflagen für den Dachstuhl sichtbar wurden. „Diese Stellen waren bislang nicht zugänglich“, erklärt Ingrid Riedel. Wie sich zeigte, sind die Dachbalken auf der Westseite unter anderem durch Witterungseinflüsse völlig marode. Zudem ist das Mauerwerk an der Traufe an vielen Stellen regelrecht zerbröselt. Auch das musste nun zusätzlich erneuert werden.
Hier musste das Mauerwerk an der Traufe erneuert werden.
Nachdem die Zimmerleute ihre Arbeit getan hatten, sind derzeit die Putzer am Werk. Sie sind erst einmal damit beschäftigt, die Schadstellen zu beseitigen. Matthias Sonntag, Lieselotte Grundmann und Florens Schmidt, die zurzeit am Turm arbeiten, kommen von der Leipziger Firma DPS Denkmalpflege Putz & Stuck GmbH. Das 1998 gegründete Unternehmen ist aus dem schon zu DDR-Zeiten bekannten VEB Denkmalpflege hervorgegangen. Die Firma hat laut ihrer Website in der Vergangenheit an renommierten Projekten wie der Leipziger Thomaskirche oder dem Gebäude des Bundesverwaltungsgerichts (ehemaliges Reichsgericht, Dimitroffmuseum) sowie der Nikolaikirche in Leipzig gearbeitet.
Der junge Leipziger Florens Schmidt absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Firma DPS, das er mit Hilfe der Jugendbauhütte Görlitz vermittelt bekam.
Jetzt die Arbeiten zu unterbrechen, um sie im nächsten Jahr eventuell mit zusätzlichen Fördermitteln zu finanzieren, sei keine Alternative, erklärt Ingrid Riedel. Allein die zusätzliche Standzeit für die Gerüste würde Unmengen an Geld verschlingen. „Die Hoffnung besteht nun darin, dass mit Hilfe von Spenden zusätzliche Mittel aufgetrieben werden“, sagt sie. Jeder Beitrag sei willkommen, der Verein ist berechtigt, Spendenquittungen auszustellen.
Gespendet werden kann mit dem Verwendungszweck „Turmsanierung“ an den Förderverein der Kirche Sankt Nikolai.
Von der obersten Etage des Gerüstes eröffnet sich bei klarem Wetter ein weiter Blick ins Land bis hin zum 17 Kilometer Luftlinie entfernten Völkerschlachtdenkmal.
Selbst der längste UItra-Marathon hat irgendwann ein Ende. Die seit 14 Jahren mit viel Kraft, langem Atem und Stehvermögen organisierte Sanierung der Kirche Sankt Nikolai Kitzen ist ein solcher Ultra-Marathon. Und jetzt kommen die Beteiligten auf die Zielgerade. Der ursprünglichste Gebäudeteil, der Turm, wird von außen samt Dach und Turmuhr in Ordnung gebracht.
Der Turm ist, wie weithin zu sehen, eingerüstet, und auf den Laufplanken des Gerüsts wird Schwerstarbeit geleistet. Denn eben mal schnell mit dem Hammer den Putz abschlagen, das geht nicht. Was zuletzt vor gut 35 Jahren als äußere Schicht aufgetragen wurde, erweist sich als stark betonhaltig und leistet damit der schweren Technik der Handwerker knallharten Widerstand. Dennoch, das Ende ist absehbar.
Das Entfernen des Putzes ist für die Bauhandwerker eine harte Arbeit.
Dieser letzte Abschnitt der Kirchensanierung musste aufgrund der zu sehr unterschiedlichen Zeiten erfolgten Fördermittelzusagen in zwei Teilen absolviert werden. Gerade für die umfangreichen Außenarbeiten war der Förderverein auf Hilfe aus EU-Programmen angewiesen. Die zuständigen Gremien hatten sich gerade wieder auf eine neue Periode für die Jahre 2023 bis 2027 festgelegt. „Aus Erkenntnissen früherer Verfahren war absehbar, dass wir die Zusagen und damit das Geld aus dem europäischen Förderprogramm LEADER erst Anfang 2024 erhalten würden“, sagt Fördervereinsvorsitzende Ingrid Riedel.
So kam es, dass die Innensanierung des Turms bereits 2022 erfolgte, dann aber zwangsweise eine Lücke auftrat und die Fortsetzung außen erst jetzt beginnen konnte. Zum Glück konnten Mittel aus der Denkmalpflege bis in dieses Jahr mitgenommen werden. „Denn wird sind immer auf einen Mix aus Fördermitteln angewiesen“, sagt Ingrid Riedel. „Das Geld für die Turmsanierung kommt aus dem schon erwähnten LEADER-Programm, aber zu großen Teilen auch aus dem Bundes- und Landesdenkmalschutz sowie von privaten Stiftungen.“
Sobald also der jetzige Putz abgeschlagen ist, bekommt der Turm als äußere Schicht einen Schlämmputz, also einen Dünnschichtputz wie ihn schon die anderen Wände der Kirche erhalten haben. Die Mauerwerkstruktur bleibt somit sichtbar. Damit wohl auch eine Entdeckung, die beim Entfernen des Putzes jetzt gemacht wurden. Unterhalb der Schallläden, die den Glockenklang optimieren sollen, gab es in früheren Zeiten einmal Fenster, die zugemauert worden sind. Wann das war, welchem Zweck die Fenster gedient haben und warum sie irgendwann dauerhaft geschlossen wurden, bleibt indes unklar.
Die Schallläden werden übrigens im Juli ausgebaut und aufgearbeitet. Der nächste große Schritt ist für August geplant. Dann wird das Dach abgedeckt und bekommt die schon auf den anderen Dächern der Kirche verwendeten roten Ziegel. Das ist dann auch der Moment, in dem sich herausstellen wird, ob es nicht doch noch Unwägbarkeiten gibt. Sicher scheint schon, dass am Dachstuhl Zimmermannsarbeiten notwendig sind. Zu dem Zeitpunkt lässt sich laut Ingrid Riedel aber auch erst begutachten, ob das Gebälk des Glockenstuhls optimal positioniert ist. Es darf der Mauer wegen der mögliche Übertragung von Schwingungen nicht zu nahe platziert sein.
Der Glockenstuhl ist übrigens der obere Teil des Holztragegerüsts, das den gesamten Turm durchzieht und offenbar von 1635 stammt. Zumindest haben dendrochronologische Untersuchungen ergeben, dass das Holz in jenem Jahr geschlagen wurde. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg (1618 -1648) musste der Turm, der als ältester Teil der Kirche gilt, erneuert werden.
Zu den Kuriositäten der Baugeschichte der Kirche gehört die Sache mit den vor zwei, drei Jahren entfernten Zugbändern. Sie sollten eigentlich nur für gut ein Jahr die Turmstabilität nach der letzten umfangreicheren Sanierung unterstützen. Der Turm hat ein doppeltes Mauerwerk, der Raum dazwischen wurde mit anfallendem Material wie Bauschutt verfüllt. Erst Ende der 1980er Jahre wurde ein neues Verfahren angewandt und ein stabile Mischung zwischen die Wände gefüllt. Im Zuge der politischen Veränderungen und den für zwei Jahrzehnte ungeklärten Eigentumsverhältnissen an der Kirche geriet die Funktion der Zugbänder in Vergessenheit.
Gut zu erkennen sind die Konturen der einstigen Fenster unterhalb der Schallläden.
Der Schlusspunkt hinter der Turmsanierung wird der Einbau der erneuerten Turmuhr samt drei neuen Zifferblättern sein. „Die neuen Zifferblätter und die Zeiger werden ähnlich wie die bisherigen aussehen“, erklärt Ingrid Riedel. Damit bleibt die bekannte Optik erhalten. Verändern wird sich allerdings etwas an der Platzierung der Zifferblätter. Das auf der Südseite und das auf der Ostseite, die gleichzeitig aus Richtung Friedhof zu sehen sind, werden etwa auf eine Höhe gebracht. Das dritte Blatt auf der Nordseite wird seine bisherige Position behalten. Eingebaut wird im Übrigen eine elektrisch gesteuerte Uhr.
Schlussendlich soll laut Ingrid Riedel im November die Kirchensanierung beendet sein. 280.000 bis 300.000 Euro wird die Turmsanierung dann gekostet haben. Im Frühjahr 2025 sollte auch die Orgel wieder eingebaut, gestimmt und zu hören sein.
Ingrid Riedel erzählte den Besuchern von der Historie der Kirche Kitzen und der Sanierung.
Es muss nicht unbedingt Santiago de Compostela am Ende des Jakobsweg sein, wenn man einmal pilgern will. Es kann auch einmal Kitzen mit seiner Kirche Sankt Nikolai sein, das man sich als Ziel auswählt. So tat es eine kleine Gruppe aus der katholischen Gemeinde Sankt Bonifatius Leipzig, die sich am Sonnabend, dem 13. April, von Markkleeberg aus auf den rund 20 Kilometer langen Fußweg machte.
Gäste und Gastgeber bei der Andacht.
„Pfarrer Christoph Baumgartner und ich wandern beziehungsweise pilgern sehr gern, um das Gemeindegebiet kennenzulernen“, sagt Gemeindemitglied Michael Kehr auf die Frage, wie es denn zum Ziel Kitzen gekommen ist. Der Raum Pegau gehöre mit zu Bonifatius-Gemeinde. „Drei- bis viermal im Jahr machen wir uns deshalb zu verschiedenen Zielen in der Region auf den Weg. Zehn bis 15 Gleichgesinnte kommen dann jeweils zusammen“, erzählt Kehr weiter. Bei einer dieser Pilgertouren waren die Teilnehmer in der nach dem Brand von 2015 wieder sanierten Kirche Tellschütz. „Dort haben wir auch von den Sanierungsarbeiten an der Kitzener Kirche erfahren und uns gesagt, dass das ein weiteres interessantes Ziel unserer Pilgertouren sein könnte.“
Pfarrer Christoph Baumgartner begleitete den musikalischen Teil der Andacht auf der Gitarre.
Der Kontakt zur Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Ingrid Riedel war schnell hergestellt und ein Termin ausgemacht. Nach der Ankunft in Kitzen gestalteten Michael Kehr, seine Frau Katrin, Pfarrer Baumgartner und andere Gemeindemitglieder eine kurze Andacht in der Kirche. Es wurde, begleitet vom Pfarrer auf der Gitarre, gesungen, und es gab die ein oder andere lehrhafte Geschichte zu hören. Jene zum Beispiel von der Grille, die den ganzen Sommer über musiziert, aber nicht für die Winterzeit vorgesorgt hatte. Beim Hirschkäfer und bei der Maus wurde sie in der kalten Jahreszeit abgewiesen. Erst der blinde Maulwurf nahm sie auf, weil ihn ihre Musik den Sommer über erfreut hatte.
Eine Blume als Dank für die Gastfreundschaft und ihren Vortrag überreichte Michaelk Kehr am Ende an Ingrdi Riedel.
Danach gab Ingrid Riedel einige Einblicke in die Geschichte der Kitzener Kirche und vor allem in die seit 2010 laufenden Erneuerungsarbeiten, die mit der Turmsanierung in diesem Jahr und dem Wiedereinbau der Orgel ihren Abschluss finden sollen. Mit großem Interesse nahmen die Gäste zur Kenntnis, dass bereits mehr als 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des Bauwerks investiert wurden.
Zum Schluss der Begegnung gab es noch von Ingrid Riedel selbst gebackenen Kuchen und Kaffee, ehe sich die Besucher wieder auf den Heimweg machten. Allerdings nicht noch einmal zu Fuß. „Wir haben am Freitagabend Autos in Kitzen abgestellt“, sagte Kehr lachend. 20 Kilometer Fußmarsch an dem Sonnabend seien genug gewesen für den Pilgertag.
Scheckübergabe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Kitzen.
Ein weiterer Schritt zur kompletten Sanierung der Kirche Sankt Nikolai Kitzen ist getan. In der letzten Juniwoche 2023 wurde die Innensanierung des Turms beendet. Der nächste Schritt ist absehbar, wird aber erst im kommenden Jahr gegangen werden können, weil der Förderverein dafür auf Geld aus dem europäischen LEADER-Programm angewiesen ist. Die notwendigen Weichenstellungen werden aber erst im zweiten Halbjahr 2023 zu erwarten sein.
Der Turm muss noch von außen saniert werden.
Ursache ist, dass gerade eine neue Förderperiode für die Jahre bis 2027 beginnt. Und die Erfahrung aus vorangegangenen Förderzyklen besagt, dass mit der Auszahlung des beantragten Geldes gegen Jahresende oder gar erst 2024 zu rechnen ist.Dafür kam jetzt anderes Geld für die Fortsetzung der Sanierung in die Kasse des Fördervereins. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gab es am 28. Juni 2023 einen Scheck in Höhe von 10000 Euro. Angelika Dörrscheidt, die ehrenamtliche Leiterin des Ortskuratoriums Leipzig übergab die Geldzusage samt symbolischem Scheck im Großformat an die Vorsitzende des Fördervereins Ingrid Riedel. Dieses Geld soll speziell für die Sanierung der Turmuhr eingesetzt werden, sagte Ingrid Riedel.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist seit Beginn der Sanierungsarbeiten an der Kitzener Kirche eine Partnerin des Vorhabens. „Unter anderem hat sie bereits 2010 die Restaurierung des romanischen Südportals mit 18000 Euro gefördert“, erklärte Ingrid Riedel. Seither unterstützte die Stiftung das Kitzener Projekt Kirchensanierung mit mehreren zehntausend Euro. Die 1985 ins Leben gerufene Stiftung ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland, heißt es auf ihrer Homepage. Sie steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Bundespräsidenten. Bislang habe sie vor allem dank der aktiven Mithilfe und Spenden von mehr als 200000 Förderern 6500 Denkmale mit mehr als einer halben Milliarde Euro in ganz Deutschland unterstützen können. Mit der Wiedervereinigung 1990 hat die Stiftung, die damals noch sehr jung war, innerhalb kurzer Zeit auch die Förderung von Baudenkmalen auf dem Gebiet der DDR übernommen, wovon letztlich Kitzen profitiert hat. Mehr zur Stiftung gibt es hier.
Eine Tafel neben dem Südportal gibt neuerdings Auskunft über die institutionellen Untersstützer der Sanierung.
Klappt alles, dann sollte die Kirchensanierung in Kitzen im nächsten Jahr mit der äußerlichen Erneuerung des Turms abgeschlossen werden können. Große Hoffnung gibt es zudem, dass dann auch die 110 Jahre alte Orgel wieder eingebaut werden kann. Sie wurde 1913 von der Orgelbauanstalt Wilhelm Rühlmann aus Zörbig installiert. Die Orgel, die derzeit wegen der Bauarbeiten ausgelagert ist, wieder in Takt zu bringen, hat sich die Kirchgemeinde vorgenommen.
Kitzen hat seit Sonnabend, dem 22. April 2023, eine Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte die Auszeichnung im Namen des Bundespräsidenten an Dr. Ingrid Riedel. Damit wird das Engagement der Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai gebührend gewürdigt.
Ingrid Riedel, die mit ihrem Mann Siegwald Bilesch 1996 nach Kitzen gezogen ist, zeichnet nicht nur für die Sanierung der Kirche verantwortlich, sondern initiierte und initiiert parallel jedes Jahr ein Dutzend Kulturveranstaltungen und engagiert sich bei der Seniorenbetreuung sowie bei den Landfrauen.
Auch wenn Sie einigermaßen sprachlos war, als sie die Einladung zur Ehrung in der Dresdner Staatskanzlei erhielt – dass sie sich diese Auszeichnung redlich verdient hat, steht außer Frage. Ohne ihren Einsatz und den von Siegwald Bilesch stünde die Kirche heute vermutlich weder für Gottesdienste noch für die Vielzahl kultureller Veranstaltung zur Verfügung.
Nach der Auszeichnung in der sächsischen Staatskanzlei: Ingrid Riedel (3.v.l.) und Siegewald Bilesch (2.v.l.) im Kreise von Familienmitgliedern sowie Ministerpräsident Michael Kretschmer (4.v.l.) und Pegaus Bürgermeister Frank Rösel (4.v.r.). Foto: Privat
„Nachdem wir in Kitzen gebaut hatten und eingezogen waren, stand für uns fest, dass wir uns im Ort ehrenamtlich einbringen wollen, wenn wir mal weniger Arbeit haben“, erinnert sich Ingrid Riedel. Einen konkreten Zeitpunkt dafür hatte sie damals aber noch nicht ins Auge gefasst. Der sollte schneller kommen als gedacht, noch bevor sie und ihr Mann wirklich weniger Arbeit im Beruf hatten. „Wir waren 2007 in der Kirche und ziemlich erschrocken und entsetzt über den damaligen baulichen Zustand. Da wir noch kein Projekt für unser geplantes Ehrenamt hatten, entstand die Idee, dass wir uns der Kirche annehmen könnten“, erzählt Ingrid Riedel.
Das war genau zu dem Zeitpunkt, als seitens des Bauordnungsamtes eine Begehung der Kirche geplant war, die mit Sicherheit zu einer Schließung des Gotteshauses wegen Baufälligkeit geführt hätte. „Wir wurden von der Kirchgemeinde gebeten, an der Begehung teilzunehmen und haben das auch getan.“ Die Absicht des Ehepaars, sich der Kirche anzunehmen, verhinderte die Schließung.
Es sollten aber noch einmal drei Jahre vergehen, ehe mit der Sanierung begonnen werden konnte. „Wir hatten ja mit einem solchen Projekt keinerlei Erfahrung.“ Nach und nach gab es jede Menge Erkenntnisgewinne: dass man einen Verein braucht; wie man an Spenden kommt; dass Eigenkapital benötigt wird und wie das zusammenkommen kann (unter anderem aus Einnahmen aus Kulturveranstaltungen und privaten Spenden). Eine der größten Hürden war seinerzeit, dass der Verein aus Sicht des Freistaates Sachsen, der die damals eigentümerlose Kirche in seinem Bestand führte, nicht der neue Eigentümer werden konnte. Aber ohne den Besitz der Kirche, war es aussichtslos Fördermittel zu bekommen. Die rettende Idee war die Gründung einer Stiftung, für die der Verein als Treuhänder fungieren konnte.
Nun, 13 Jahre später, präsentiert sich die Kirche in einem ausgezeichneten Zustand. Und die Sanierung des Turms als Abschluss des Gesamtvorhabens hat begonnen. Die Kirche dient wieder ihrem eigentlichen Zweck und als Ort vieler kultureller Veranstaltung. Damit ist sie zu einer Begegnungsstätte im Ort geworden, in der Menschen aus Kitzen und der Umgebung zusammenkommen, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht.
Allerdings hat auch die Sanierung dazu beigetragen, dass viele Menschen näher zusammengerückt sind. Einerseits ist das der „harte Kern“ im Verein und seinem unmittelbaren Umfeld. Rund 100 Frauen und Männer sind regelmäßig dabei und unterstützen sowohl die Sanierungsarbeiten als auch die Gestaltung der Kultursonntage (oder auch -sonnabende). Die Zahl derjenigen, die entweder direkt mit ihren Spenden und Zustiftungen oder als Besucher der Veranstaltungen mit ihrem Ticketkauf indirekt die Sanierung unterstützen, muss man mittlerweile nach ein paar Tausend rechnen. Auch das ist ein Erfolg, den sich Ingrid Riedel auf die Fahne schreiben kann.
Mit Hilfe des aufgedruckten OR-Codes können Filme über Kitzen von der Plattform Youtube geladen werden. Die Karten haben unterschiedlichen Spendenwert.
Mit einer neuen Idee für die Sammlung von Spenden für die Sanierung des Turms der Kirche Sankt Nikolai Kitzen wartet der Förderverein auf. Am 30. April im Rahmen des Kabarettauftritts können Spendenwillige Karten gegen eine Spende erwerben, die einen QR-Code aufgedruckt haben, mit dessen Hilfe kleine Filme via Youtube geladen werden können. Diese Videos erzählen von verschiedenen Vereinen und Unternehmen im Ort. Initiiert haben das die Kitzener Liane und Steffen Lehmann, die ja bereits Filme über die Arbeit des Fördervereins sowie zur Sanierung der Kirche gedreht haben. Unter anderen sind jetzt Videos zum Radsport in Kitzen, über die Genossenschaft Agrarprodukte Kitzen sowie über den Kaninchenzüchterverein entstanden. Der komplette Erlös dieser Aktion kommt der Turmsanierung zugute.
Jede Menge Holz musste im Turm erneuert werden und die Arbeiten sind noch nicht beendet.
Wenn sich am 30. April die Kitzener Kirche wieder für die Besucher der nächsten Kulturveranstaltung öffnet, wird nicht viel zu sehen sein vom Fortgang der Sanierung. Die Besucher des Kabarettauftritts von Carolin Fischer und Heike Ronniger können nur ahnen, dass es Fortschritte gibt. Um etwas zu sehen, müssten sie einen Blick durch die verschlossene Tür zum Turmaufgang werfen können. Denn dahinter sieht man jede Menge neues Holz. Doch der Anblick ist nicht übermäßig spektakulär, obwohl bereits eine Menge Arbeit hineingesteckt wurde.
Bereits im November des vorigen Jahres haben die Tätigkeiten begonnen. Die ersten Handwerker im Turm waren die Putzer, die aber wegen der jahreszeittypischen sinkenden Temperaturen nicht lange arbeiten konnten. Wenigstens konnten die Zimmerleute hinein, um damit zu beginnen, große Teile der Holzkonstruktion des Turms zu erneuern. Während die Putzer witterungsbedingt auf ihren nächsten Auftritt warten mussten, sollten die Zimmerer ab Januar weiterarbeiten. „Aber die Firma hat wegen diverser Krankheitsfälle absagen müssen“, berichtet die Vorsitzende des Fördervereins von Sankt Nikolai Ingrid Riedel. Die steigenden Außentemperaturen gaben Hoffnung, dass die Putzer wieder anfangen könnten, doch sie waren auf anderer Baustellen gebunden. Wenigstens rückten im Februar die Zimmerleute erneut an. „Sie konnten zwar auch nicht lange bleiben, haben aber die Holzsanierung im Erdgeschoss des Turms in guter Qualität abgeschlossen“, resümiert Ingrid Riedel.
So weit, so gut! Aber nun klemmt die Säge. Denn die nächsten Arbeiten wurden auf Mai verschoben. Das wäre kein Beinbruch, wenn da nicht Terminzwänge bei der Finanzierung wären. „Wir haben das Problem, dass die Fördermittel, mit denen die Arbeiten bezahlt werden, bis Ende Mai abgerufen werden müssen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Schaffen die Handwerker das?
Die Putzfirma klagt über Personalengpässe, will dennoch ab 17. April weitermachen. Auch wenn die Putzarbeiten im Erdgeschoss und in der ersten Etage abgeschlossen sind, darüber sind noch drei weitere Turmetagen zu bearbeiten. „Wir setzen jetzt darauf, dass unsere freiwilligen Helfer einspringen, um die Einrichtung der Baustelle zu unterstützen, damit die Putzer Zeit für die eigentlichen Arbeiten gewinnen“, hofft Ingrid Riedel. Klappt alles, könnten die Putzarbeiten bis Anfang Mai abgeschlossen werden. Dann könnten auch die Zimmerleute ihren Job bis Ende Mai erledigt haben. „Aber das wird für uns eine große Herausforderung an die Organisation sein“, stellt Ingrid Riedel fest. Sie spricht von einem schwierigen Akt, zumal zum Schutz vor Dreck und Staub das Innere der Kirche abgedeckt werden muss. Aber immerhin, die Chance besteht, die Innensanierung des Turms in diesem Frühjahr abschließen zu können.
Blick in das bereits sanierte Innere der Kirche.
Die Außensanierung dagegen wird aller Wahrscheinlichkeit erst im nächsten Jahr erfolgen können. „Wir haben zwar bereits bewilligte Fördermittel aus der Denkmalpflege, aber die reichen nicht aus“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Gebraucht wird ebenso Geld aus dem europäischen Förderprogramm für den ländlichen Raum. Und bei LEADER, wie das Programm abgekürzt heißt, beginnt gerade jetzt die neue Förderperiode für die Jahre 2023 bis 2027. Aus Erfahrung von mehr als zehn Jahren Kirchensanierung weiß Ingrid Riedel, dass eine neue Förderperiode auch immer mit gewissen Anlaufschwierigkeiten verbunden ist, zumal die gewöhnlich im März liegende Antragszeit auf voraussichtlich Juli verschoben wurde. „Das würde bedeuten, dass die Arbeiten frühestens im September oder Oktober beginnen und damit vor dem Winter nicht abgeschlossen werden könnten“, sagt sie. Dann wäre es nötig, zweimal die Gerüste aufzubauen oder sie über den Winter stehen zu lassen, was in beiden Fällen unnötige Kosten verursachen würde. Ohnehin sind die Preise für die verschiedenen Bauarbeiten gegenüber 2021 um 30 bis 50 Prozent gestiegen.
Also wäre ein Beginn der Außensanierung im Frühjahr 2024 sinnvoll. Allerdings müssten dafür die bewilligten Denkmalpflegemittel von 2023 auf 2024 verschoben werden. „Ich hoffe, dass wir das verhandeln können“, sagt Ingrid Riedel.