
Achtung! Mitdenken! Das ist nun mal beim Kabarettprogramm so. Erst recht, wenn man als Sachse etwas geschwäbelt bekommt. Aber wenigsten sollte man wissen, dass ein hiesiges Haus im Schwäbischen ein Häusle ist. Dann geht der Witz so: Was ist in Schwaben ein kleines, um Hilfe schreiendes Schwein?
Antwort: A Notrufsäule!
Muss man es jetzt noch erklären? Vermutlich nicht, denn die mehr als 120 Besucherinnen und Besucher in der rappelvollen Kitzener Kirche am Sonntag, 27. April, haben es schließlich auch verstanden.

Aber warum wird beim Kultursonntag des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Kitzen plötzlich nicht nur gesächselt, sondern auch geschwäbelt? Weil es Carolin Fischer und Enrico Wirth bei ihrem Programm so wollen. Was sich die Kabarettistin mit Academixer-Vergangenheit ausgedacht hat und für rund 90 Minuten auf die Bühne bringt, heißt: Die Pension zur schwäbischen Jungfrau.

Allerdings steht die nach der „Flucht“ der Inhaberin aus ihrer schwäbischen Heimat im sächsischen Ottendorf-Okrilla. Im „schönen Ottendorf-Okrilla“ wie Carolin Fischer alias Fräulein Fischer immer wieder betont, wenn sie sich am Rezeptions-Telefon ihrer Pension meldet. Das klingelt vier-, fünfmal, was Fräulein Fischer dazu veranlasst, vielsagend zum Pianisten Sven (Enrico Wirth) zu schauen und zu bemerken, dass „heute ganz schön was los ist“.
Sven soll als Pianist für Unterhaltung in der Pension sorgen. Die hat auch tatsächlich einen Gast, einen Dauergast, nämlich Frau Sturm, in die sich Fräulein Fischer verwandelt, indem sie sich einen Hut aufstülpt und eine Stola umwirft. Frau Sturm ist, wen wunderts, ebenso urkomisch wie Fräulein Fischer. Und Frau Sturm geht auf Kreuzfahrt, um am Nordkap die Asche ihres dahingeschiedenen Gatten in den Wind zu pusten. Dafür teilt sie die Asche in drei Häufchen und pustet sie zu entsprechenden Kommentaren an den Dahingeschiedenen in den Wind. Vor allem der dritte hat es in sich. „40 Jahre wolltest du, dass ich dir einen blase“, spricht sie. Jetzt sei es soweit und sie bläst das dritte Häufchen davon.
Ja, es geht auch ein wenig schlüpfrig zu in der Pension zur schwäbischen Jungfrau, ohne aber zotig zu werden. Das trifft auch auf die Einlagen von Enrico Wirth zu, wenn er als Sven zum Beispiel das Liedchen singt, in dem er sinniert, ob es in sei, sich den Sack zu rasieren und wie man dabei aufpassen müsse.

Apropos Sven. Ihn hat Fräulein Fischer aufgelesen. „Den hatten sie während der Corona-Pandemie ausgesetzt“, sagt sie. Und gefunden hat sie ihn an der Autobahnraststätte Dresdner Tor an der A 14 und als mitleidige Seele mit ins schöne Ottendorf-Okrilla genommen. Damit er die Gäste unterhalte. Was er natürlich fleißig tut, zumindest in Bezug auf das Auditorium, das sich allenthalben ausschüttet vor Lachen.

Nicht alles dreht sich ausschließlich um die Pension. Es geht auch ums Leben an sich. Natürlich witzig. Wie hört sich der Hochzeitsantrag eines schwäbischen Bauern an? „Dasch is mei Hof, dasch is mei Vieh, dasch is mei Mutter. Überlegsch dirsch halt!“ Kommt natürlich viel komischer rum, wenn es Fräulein Fischer erzählt.

Ach ja, kurz zu Besuch im Programm ist auch noch die Mutter von Perschilbär. Zumindest nennt sich der Dreijährige so, als ihn die Kindergärtnerin als Neuankömmling nach seinem Namen fragt. Wie, was, nie gehört. Die Mutter, in die sich Carolin Fischer per wasserstoff-blonder Perücke verwandelt, klärt das schließlich auf. Der Kleine heiße Pierre-Gilbert, natürlich französisch gesprochen. Perschilbär eben.
Am Ende gehst du raus aus dem Programm mit ein wenig Schmerzen, nämlich im Zwerchfell vom Lachen. Übrigens, dass die Pension noch nicht so richtig läuft, findet Fräulein Fischer nicht tragisch. „Ich bin schließlich erst drei Jahre am Markt“, sagt sie. Was für Carolin Fischer viel wichtiger sein dürfte, dass es beim Publikum wie geschmiert lief.
