Bei Elstertrebnitz sprudelt Wasser aus dem Tagebau Profen in den Floßgraben. Es ist die Quelle für den Abschnitt, der auch durch Kitzen und Eisdorf führt.
Dem Elsterfloßgraben droht die Trockenlegung. Wenn die Mibrag aufgrund des politisch gewollten Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen für die Stromerzeugung 2030 mit der Kohleförderung in Profen aufhört, wird auch kein Wasser mehr in den Floßgraben eingeleitet. Das erfolgt bislang über eine „Quelle“ bei Elstertrebnitz. Von dort führt der Floßgraben an Werben vorbei, mitten durch Kitzen, weiter nach Eisdorf, ins sachsen-anhaltische Kleingörschen und über Lützen bis in den Raum Schladebach/Kötzschau.
Frank Thiel vor einem Jahr beim Vortrag in Kitzen.
Mit einer Neun-Punkte-Erklärung hat der Förderverein Elsterfloßgraben seinen Standpunkt zum langfristigen Erhalt des Floßgrabens als Technisches Denkmal und als Ökosystem deutlich gemacht. Das Floßgrabensystem wurde vor rund 450 Jahren gebaut, um Brennholz aus dem Vogtland zu den Salinen bei Schladebach und Kötzschau sowie nach Leipzig zu transportieren. Dank der Initiative des Vereins sind heute wieder Abschnitte zwischen dem thüringische Crossen und Schleckweda im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis sowie eben der bei Elstertrebnitz beginnende Graben erhalten und führen auch Wasser.
Vor einem Jahr hat der Vereinsvorsitzende Frank Thiel in Kitzen bei einer Veranstaltung des Kulturfördervereins über das Projekt gesprochen. Klar ist, dass für den Erhalt die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt an einem Strang ziehen müssen und nach Ansicht des Floßgrabenvereins auch verantwortlich für den Erhalt sind. Thiel sagt, es sei nicht hinnehmbar, dass die Landesregierung Sachsen-Anhalt die Absicht geäußert habe, den Floßgraben zu beseitigen. „Das ist ein Verstoß gegen den Denkmal- und Naturschutz“, sagt Thiel. In allen drei Bundesländern sei der Floßgraben in die Listen der Technischen Denkmale aufgenommen.
Ist der Teich an der Feuerwehr Kitzen bedroht, wenn über den Floßgraben kein Wasser mehr fließt?
Dies und weitere Argumente pro Elsterfloßgraben stehen auch in der Erklärung der 4. Elsterfloßgrabenkonferenz, die am 26. März dieses Jahre stattgefunden hat. Um vor allem die Landesregierung in Sachsen-Anhalt zu bewegen, sich für den Graben und seiner Wasserführung zu engagieren, sammelt der Verein jetzt auch Unterschriften von Bürgern. Entsprechende Listen sowie die Erklärung und weitere Informationen sind unter www.elsterflossgraben.com zu finden beziehungsweise stehen zum Download zur Verfügung.
Der Kulturförderverein, so erklärte Vorsitzende Ingrid Riedel, unterstützt das Engagement des Floßgrabenvereins nachdrücklich. Während der nächsten Veranstaltung des Kitzener Kulturfördervereins am 27. April in der Kirche Sankt Nikolai werden deshalb Kopien der Erklärung sowie Unterschriftenlisten ausliegen. Wem der Erhalt des Grabens am Herzen liegt, kann sich in die Listen eintragen. Die Unterschriftslisten werden dann an den Floßgrabenverein übermittelt.
Thomas Vogler gab Einblicke in das Leben von Rudolph Sack und die Entwucklung von BBG.
Kleinschkorlopp oder Löben? Wo nun alles seinen Anfang nahm, darüber lässt sich trefflich streiten. Rudolph Sack erblickte 1824 in Kleinschkorlopp das Licht der Welt, aber in Löben baute er 1850 gemeinsam mit dem Dorfschmied Klopp den ersten deutschen Pflug aus Eisen. Was heute so normal klingt, war damals eine Sensation und sollte die Landwirtschaft revolutionieren und wenige Jahre später in die Gründung einer nunmehr 162 Jahre anhaltenden Industrietradition münden. Sack gründete 1863 in Leipzig-Plagwitz die Landmaschinenfabrik Rudolph Sack.
Den Bogen vom deutschen Pflug-Pionier bis zur heutigen Landmaschinenproduktion unter dem Markennamen Amazone bei BBG Leipzig spannte bei einem Vortrag am 23. März im Kitzener Kulturhaus Thomas Vogler. Vogler hat sei komplettes berufliches Leben in verschiedenen Funktionen bei Bodenbearbeitungsgeräte (BBG) in Leipzig verbracht. Der Mann vom Jahrgang 1954 erlebte nicht nur die Entwicklung des bedeutendsten Landmaschinenherstellers der DDR, sondern war ebenso Zeitzeuge des Fast-Untergangs von BBG nach 1990 sowie der Wiederauferstehung ab Ende der 1990er Jahre mit der Übernahme des Betriebes durch das renommierte Landmaschinenunternehmen Amazone der Industrieellenfamilie Dreyer aus dem niedersächsischen Hasbergen-Gaste bei Osnabrück.
Vogler, der für den erkrankten Siegfried Pögel beim Vortrag eingesprungen war, schilderte, wie aus dem Volkseigenen Betrieb BBG mit 4100 Beschäftigten bis 1998 noch rund 90 Mitarbeiter übriggeblieben waren. Mit denen begann Amazone, nachdem eine frühere Privatisierung von BBG mit einem anderen Partner gescheitert war, den Aufbau einer neuen Produktionsstätte an der Rippachtalstraße in Leipzig. Viele Menschen aus Kitzen und Umgebung kennen das Gelände, an dem sie bei Fahrten nach Leipzig vorbeikommen. Der Investition von rund 65 Millionen Euro lässt Amazone derzeit laut Vogler noch einmal 12 Millionen Euro folgen, um das traditionsreiche Leipziger Werk mit mittlerweile fast 500 Beschäftigten weiter auszubauen.
Gut besucht war der Vortrag im Kitzener Kulturhaus.
Die Amazonenwerke wurden nur zwei Jahrzehnte nach Sacks Landmaschinenbau gegründet. Mit der Übernahme haben sich zwei geschichtsträchtige Unternehmen zusammengefunden. Die Sacksche Fabrik war immerhin in den 1930er Jahren der größte Pflug- und Drillmaschinenhersteller der Welt.
Ein kurzer Film, der allerdings schon zehn Jahre zuvor gedreht worden ist, veranschaulichte die Entwicklung der beiden Landmaschinenunternehmen bis hin zum gemeinsamen Weg. Die Amazonenwerke werden in der vierten Generation von der Familie Dreyer geführt. Da bleibt offenbar Geschichtsbewusstsein bewahrt, den neben dem Firmennamen Amazone ist beim Leipziger Werk der Name BBG erhalten geblieben, wie man den Firmen- und Bauschildern am Betriebsgelände in der Rippachtalstraße entnehmen kann.
Für die gut 50 Besucher des Vortrags im Kulturhaus Kitzen waren die 60 Minuten ein kurzweiliger Ausflug in die hiesige Geschichte des Landmaschinenbaus. Auch wenn sich mancher womöglich etwas mehr über die Geschichte von Rudolph Sack und seiner Nachkommen gewünscht hätte. Dass Inhalte dazu recht knapp ausfielen, war sicher auch dem Wechsel des Referenten geschuldet. Vogler hatte seinen Vortrag mehr auf BBG ausgelegt. Sein Leben bei und mit BBG bis zu seiner Pensionierung hat er in seinem Buch „Die BBG, mein Leben“ niedergeschrieben.
Der Gedenkstein für Rudolph Sack in Löben.
Allerdings gab und gibt es verschiedene Aktivitäten, die Erinnerung an Rudolph Sack zu pflegen. In Löben gibt es seit dem September vorigen Jahres einen Gedenkstein für den Erfinder und Unternehmer. In der VDI-Garage an der Leipziger Karl-Heine-Straße, die sich in einem 1912 erbauten Gebäude der Sackschen Fabrik befindet, wird das Andenken von Rudolph Sack gepflegt. Seit 2018 steht dort auch eine 1906 von Adolf Lehnert gestaltete Büste. Seit Dezember 2000 gibt es wieder einen Rudolph-Sack-Straße in Leipzig. Die Fröbelstraße wurde damals umbenannt. Die Erinnerung an den Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782 – 1852) ist mit einem Straßennamen im heute zu Leipzig gehörenden Wiederitzsch dennoch erhalten geblieben. Das frühere Anwesen der Familie Sack in Leipzig, das sich im Robert-Koch-Park befindet, rückt mittlerweile in den Fokus eines Vereins, der es erhalten möchte. Mehr dazu ist in einer Broschüre mit dem Titel „Ein Schloss in Grünau“ zu lesen, die der Kitzener Bodo Götze am Ende des Vortrags vorstellte. Unter anderem geht es den Initiatoren darum, den Robert-Koch-Park in Paul-Sack-Park umzubenennen. Der 1923 gestorbene Sohn von Rudolph Sack hatte seinerzeit den Park gestalten lassen.
Bodo Götze zeigt die Broschüre zum einstigen Anwesen der Familie Sack in Leipzigh-Grünau.
Vor wenigen Tagen sind die letzten Gerüste an der Kirche Sankt Nikolai Kitzen abgebaut worden. Damit endet eine mehr als 14 Jahre andauernde Bautätigkeit an dem denkmalgeschützten Bauwerk. Vor rund 14 Jahren drohte der Kirche, deren Bau wohl vor 875 Jahren begonnen wurde, der totale Verfall. Ingrid Riedel und Siegwald Bilesch nahmen sich der damals herrenlosen Kirche an, gründeten den Förderverein, der Kirche erwarb, und die Stiftung und leiteten die Sanierung in die Wege. Das Ergebnis ist ein innen wie außen wieder schick und standhaft gemachtes Bauwerk.
Die Sanierung des Turms war die letzte Etappe des Mammutprojektes. Hier ein fotografischer Rundgang um die komplett sanierte Kirche.
Der Umschlag des mehr als 230 Jahre alten Briefes.
War es eine stürmische Nacht? Oder hat der Wind tagsüber heftig geblasen? Auf jeden Fall hat der Sturm ordentlich an der Kirche Kitzen gerüttelt und erhebliche Schäden angerichtet, möglicherweise am 15. März 1793 oder in der Nacht zum 16. März. Es könnte aber auch ein paar Tage zuvor gewesen sein. Genau wissen wir es nicht.
Jedenfalls hat der Merseburger Domkämmerer Melchior Balthasar Segnitz am Sonntag, dem 17. März 1793 an den Kitzener Pastor Funkens einen Brief geschrieben, um dessen Brief zu beantworten, der ihm am Sonnabend zuvor (oder vielleicht auch schon eine Woche früher) zugegangen war. Darin entschuldigt sich Segnitz, dass er nicht gleich am Sonnabend dem Boten eine Antwort mitgegeben hat, da ihn andere wichtige Geschäfte daran gehindert haben. Auf jeden Fall sagte er dem Kitzener Pastor zu, dass er unaufschiebbare Reparaturen sofort ausführen lassen kann und für die aufschiebbaren einen Kostenvoranschlag nach Merseburg senden soll. Darüber hinaus geht es in jenem Brief noch um einige Schuldenangelegenheiten, die aber offenbar weniger mit der Geschichte der Kirche Kitzen zu tun haben.
Seite 1 des Briefes
Nach knapp 232 Jahren ist jener Brief wieder in Kitzen angekommen, irgendwie auf wundersame Weise. Was Pastor Funkens seinerzeit mit dem Brief gemacht hat, wird wohl im Dunkeln bleiben. Jedenfalls ist er nicht in einem der Kirchenarchive gelandet. Im vorigen Jahr hat ihn ein Berliner Online-Antiquariat bei E-Bay angeboten. Markus Cottin, der Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek in Merseburg, hat ihn entdeckt und bei Ingrid Riedel, der Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Kitzen, nachgefragt, ob der Verein Interesse an dem Brief haben würde. Ingrid Riedel sagte Ja und Cottin ersteigerte das alte Dokument. Im Januar 2025 hat er es an den Verein übergeben.
Nach 230 Jahren noch immer recht gut erhalten: Seite 2 des Briefs.
Der Brief ist offensichtlich gut gelagert worden. Denn das mehr als 200 Jahre alte Schriftstück ist gut erhalten, die schwarze Tinte hebt sich klar vom Papier ab, vorausgesetzt, man kann die alte Schrift auch wirklich lesen.
„Gut! das Sie sogleich die Fenster wieder machen laßen. Wenn der Schaden am Kirch Dach unaufschieblich ist, so laßen Sie es auch machen. Wo nicht, so schicken Sie mir einen Anschlag der Reparatur-Kosten und Materialien.“ So heißt es in dem Brief.
Die „Übersetzung“ des Briefs in für die Allgemeinheit lesbare Schrift, aber in der damals gebräuchlichen Ausdrucksweise und Rechtschreibung.
Hübsch zu lesen ist auch die ausgesprochene Höflichkeit, mit der sich Segnitz an Funkens wendet. Die Anrede ist geradezu entzückend: „Seiner des Herrn Pastors Magister Funkens, Hochwohlehrwürdigen in Hohenlohe. Hochwohlehrwürdiger Herr, Hochgeehrtester Herr Magister.“
Und am Schluss, nicht weniger entzückend: „Empfehlen Sie mich dero Frau Liebste! Ich bin mit vollkommener Hochachtung Ew. Hochwohlerwürden ergebenster Diener.“
Welchen Weg der Brief in den 230 Jahren zurückgelegt hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Der Berliner Online-Antiquar Theodor Schmidt hat ihn zusammen mit 2000 weiteren Briefen auf einem Flohmarkt am Berliner Ostbahnhof erstanden. „Das waren acht Aktenordner aus dem Nachlass eines Briefsammlers, die dort angeboten wurden“, erzählt er in einem Telefonat. Nach Durchsicht dieser 2000 Schreiben habe er 70 aussortiert, von denen er angenommen habe, dass es dafür Interessenten geben könnte. „Zwei Drittel davon habe ich mittlerweile verkauft“, sagt Schmidt. Wie der Brief zu dem Sammler, der nicht mehr befragt werden kann, gekommen ist, könne er nicht sagen. „Aus meinen Erfahrungen weiß ich allerdings, dass Pfarrer solche Schreiben als ihr persönliches Eigentum betrachtet haben, so dass sie nicht in Kirchenarchiven gelandet sind, sondern eben in der Familie aufgehoben wurden.“
Ähnlich sieht das auch Markus Cottin. Er sei immer auf der Spur von alten Dokumenten, die sich mit dem Merseburger Dom befassen. Daher habe er beim Internetportal Ebay einen permanenten Suchauftrag eingerichtet unter den Stichworten Sammeln, Seltenes, Merseburg. „Das meiste, was dabei angezeigt wird, sind Postkarten aus jüngerer Zeit. Da viele Touristen nach Merseburg und in den Dom kommen, werden auch viele derartige Dinge angeboten. Zirka 20 Treffer habe ich jeden Tag. Und manchmal sind eben auch interessante Briefe wie jener von 1793 dabei“, erzählt Markus Cottin. Aufgrund seiner Erfahrung kann er die vor mehr als 200 Jahren verwendete Kanzleischrift, in der der Domkämmerer geschrieben hat, lesen und „übersetzen“. Das hat er mit dem besagte Brief gemacht. Etwa eine Stunde habe er dafür gebraucht. Den vorausgegangenen Brief von Pastor Funkens an den Domkämmerer habe er allerdings nicht finden können. Der sei offenbar nicht im Domarchiv gelandet.
Was aber nun tun mit einem solchen alten Dokumente. „Ich denke, wir sollten den Brief zeigen“, sagt Ingrid Riedel. So weit, so gut. Aber in welcher Form. Darüber wird man sich im Verein noch ein paar Gedanken machen müssen. Denn das schon gealterte Papier würde wohl den schwankenden Temperatur- und den unklaren Feuchtigkeitsverhältnissen in der Kirche nicht lange standhalten. Also wird es darauf hinauslaufen, eine Kopie des Originalbriefes zu zeigen. Über das Wann und Wie wird noch zu entscheiden sein.
Allerdings dürfte es noch eine Menge anderer Dokumente zur Kitzener Kirche geben. Sie gehören laut Ingrid Riedel zum Kirchenarchiv, das im Pfarrhaus gelagert ist. Was dort zu finden sein könnte, das wartet noch auf die Erforschung. Nach Auskunft von Markus Cottin gibt es auch im Domarchiv Dokumente zur Kitzener Kirche wie zum Neuaufbau des Altars Ende des 18. Jahrhunderts. Aber das wäre dann schon wieder eine neue Geschichte.
„Guten Abend, schön Abend, es weihnachtet schon …“ Mit diesem Lied und der damit verbundenen Einladung an dieser oder jener Stelle mitzusingen, hatte der Gemischte Chor Neukieritzsch das Publikum sofort auf seine Seite gebracht und den perfekten Einstieg in das traditionelle Adventskonzert des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Kitzen gefunden. Zum zweiten Mal nacheinander bestritt dieser Chor aus dem nur 20 Autominuten entfernten Ort das stets am ersten Advent stattfindende letzte Konzert des Kitzener Kulturjahres – dieses Jahr unter dem Programmtitel „Advent ist ein Leuchten“. Und wie schon im vorigen Jahr wollten sich viele Menschen den besinnlichen Nachmittag nicht entgehen lassen. Rund 100 Besucherinnen und Besucher waren am ersten Adventssonntag gekommen, um erst Kuchen, Kaffee und Glühwein zu naschen und sich anschließend an weihnachtlichen Melodien zu erfreuen.
Der Neukieritzscher Chor beim Auftritt am ersten Advent.
Unter der Leitung von Viktor Vetter, der als Pianist sowie früherer Kantor und nun im Ruhestand als Chorleiter sein Leben der Musik gewidmet hat, boten 31 Sängerinnen und Sänger ein gut gemischtes Programm. Das reichte von bekannten und in vielen Familien gesungenen Melodien wie dem Eröffnungslied bis hin zu Liedern, die seit Jahrhunderten in der Weihnachtszeit in den Kirchen erklingen. Dabei blieb der Chor nicht im deutschsprachigen Raum. So erklangen Lieder aus Frankreich, Spanien, Schweden und England. 31 Melodien ganz unterschiedlicher Art erklangen, meist vom gesamten Chor dargeboten, mal nur von der Männergruppe oder der Frauengruppe interpretiert oder als Instrumentalstück mit Flöte, Gitarre und Akkordeon gespielt. Hier noch ein kleines Video vom Adventskonzert, das Karin Weigenand zusammengestellt hat.
Viktor Vetter leitet den Chor.
Die Besucher bedankten sich für den Auftritt mit viel Applaus, erklatschten sich auch noch eine Zugabe. Der Förderverein hatte noch für jedes Chormitglied ein kleine Überraschung parat. Es gab je ein Beutelchen mit Plätzchen, die die Mitglieder der Landfrauengruppe gebacken hatten. Schließlich bedankte sich die Vorsitzende des Fördervereins Ingrid Riedel am Ende des Jahres bei allen ehrenamtlichen Helfern, die zum Gelingen der Veranstaltungen beitragen.
Die Instrumentalgruppe des Chors.
Das sind zahlreichen Frauen und Männern um Gerlinde Wippert, die Kaffee kochen, Kuchen verkaufen, Geschirr spülen und Kirche sowie Pfarrscheune wieder blitzsauber machen, die für den Ausschank von Wein und anderen Getränken sorgen, Tische und Stühle aufstellen und wieder wegräumen und die Bühne in der Kirche auf- und abbauen. Speziellen Dank richtete Ingrid Riedel auch an die viele Kitzenerinnen, die für die Veranstaltungsnachmittage Kuchen backen. „Auf diese Weise tragen sie im Jahr zu einem Erlös von rund 4000 Euro ein“, sagte die Vereinsvorsitzende, der wiederum in den Etat des Vereins einfließt, aus dem die notwenigen Eigenanteile für die Finanzierung der Sanierung kommen, ohne die der Verein keine Fördermittel beanspruchen könnte.
Isabell Gärtner moderierte das Programm.Einen großen Korb mit Plätzchen brachte Viktor Johannsen, worin sich für jedes Chormitglied ein Beutelchen befand.Setzten auch diesen Auftritt in der Kirche ins rechte Licht: Ralf Pappert und Thomas Glück.
Eins der Zifferblätter für die neue Turmuhr wird für den Transport nach oben schützend eingepackt.
Noch steht das Gerüst am Kirchturm. Aber im Dezember wird es abgebaut und dann ist aus drei Richtungen die neue Turmuhr zu sehen. 1,34 Meter mal 1,34 Meter messen die drei neuen Zifferblätter, die – wie auch schon früher – nach Norden, Süden und Osten zeigen und weithin sichtbar die Uhrzeit kundtun werden. Am Freitag (22. November) wurden sie zusammen mit dem neuen elektrischen Uhrwerk im Kirchturm installiert. Noch in der Woche vor dem 1. Advent wird sich allerdings Turmuhren-Techniker Mike Scholze ein weiteres Mal auf den Turm begeben müssen, um an den Zifferblättern Stunden- und Minutenzeiger anzubringen und dann die Uhr einzuschalten. Damit bekommt die Sanierung der Kirche das I-Tüpfelchen aufgesetzt. Die mehr als ein Jahrzehnt andauernde bauliche Erneuerung des 800 Jahren alten denkmalgeschützten Bauwerks endet. Der Förderverein der Kirche Sankt Nikolai hatte dies initiiert und organisiert.
So rundum komplett wird die Sache voraussichtlich im kommenden Jahr, wenn die mehr als 100 Jahre alte Orgel wieder eingebaut werden kann, die derzeit in Verantwortung der Kirchgemeinde restauriert wird.
Vorbereitungsarbeiten für die Installation der Zifferblätter: Mike Scholze (knieend) und Bodo Götze.
Begleitet war die Erneuerung der Kirche von einem schier endlosen Kampf ums Geld, das über Spenden und Fördermittel aufgebracht werden musste. Ingrid Riedel, die Vorsitzende des Fördervereins, und ihr Mann Siegwald Bilesch können davon ein Lied singen. Schlussendlich trieb Ingrid Riedel auch noch 10.000 Euro Fördergeld von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz speziell für die Uhr auf. Der Verein brachte weitere 5000 Euro auf, so dass die neue Turmuhr finanziert werden konnte.
Mit dem Turmuhrentechniker Mike Scholze aus Klinga, einem Ortsteil der Gemeinde Parthenstein im Landkreis Leipzig, hat der Verein einen renommierten Fachmann gewinnen können. Er zeichnet unter anderen für die neue Rathausuhr in Großenhain verantwortlich und wartet regelmäßig eine der bekanntesten Uhren von Leipzig. Regelmäßig steigt er aufs Kroch-Hochhaus am Leipziger Augustusplatz hinauf, um das dortiger Uhrwerk instand zu halten, das die beiden Glockenmänner antreibt.
Mike Scholze und Ines Gärtner präsentieren eins der neuen Zifferblätter, die in der Werkstatt von Mike Scholze angefertigt wurden. Foto: Bodo Götze
Ganz so hoch hinaus musste Mike Scholze an besagtem Freitag zwar nicht, aber „es war schon eine ziemliche Höhe, die wir bewältigen mussten“, sagte er am Freitagabend nach getaner Arbeit. Zu den Herausforderungen gehörte, die drei Zifferblätter nach oben zu bringen. Mit einer Seilwinde wurden sie vorsichtig im schmalen Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Gerüst emporgezogen. „Zum Glück gab es helfende Hände vom Verein, sonst wäre das unmöglich gewesen“, sagte der Uhrenfachmann. Werner Reutter, Gerd Wippert, Bodo Götze, Bernd Oettel und Siegwald Bilesch waren bei Temperaturen um die null Grad und kaltem Wind zur Stelle, um mit Hand anzulegen. Zur Unterstützung von Scholze war an diesem Tag auch seine Frau Ines Gärtner mitgekommen. Ihr Metier sind eigentlich mehr die Armband- und die Wanduhren, für die sie in Naunhof ein Geschäft betreibt. „Aber da ich ein Ein-Mann-Betrieb bin, hilft sie mir bei solchen Aufträgen wie dem an der Kirche in Kitzen“, erklärte Mike Scholze.
Scholze ist seit zehn Jahren selbstständiger Mechaniker für Turmuhren. „Ich habe den Betrieb 2014 von meinem Schwiegervater übernommen, der mich zuvor auch ausgebildet hat.“ Die neue Turmuhr in Kitzen verfügt über ein elektrisches Uhrwerk, das von einem Funksignal gesteuert wird. Das ist deutlich wartungsärmer als ein mechanisches Werk und laut dem Fachmann auch sehr präzise bei der Zeitanzeige. Er hat übrigens nicht nur die Uhr installiert, sondern die neuen Zifferblätter aus Stahl, Aluminium und Lack sind von ihm angefertigt worden. Wenn voraussichtlich pünktlich zum 1. Advent die Uhr „tickt“, ist Scholzes Arbeit für Kitzen noch nicht gänzlich getan. Er arbeitet noch das alte mechanische Uhrwerk und eins der alten Zifferblätter auf. Sie sollen nach den Worten von Ingrid Riedel als Museumsstücke einen Platz im Turm finden, wo sie zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden können. „Wir wollen zeigen, wie solche Uhrwerke aussehen und wie sie funktioniert haben“, erklärte Riedel.
Gerd Wippert, Bodo Götze und Werner Reutter platzieren das Zifferblatt im schmalen Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Gerüst, damit es vorsichtig empor gezogen werden kann.
Circle of Life, der Kreislauf des Lebens, der ewige Kreis – der Titel, den Jens Theilig seinem musikalischen Gastspiel am Sonntag, dem 27. Oktober 2024, gab, war auch Programm. Leben, Liebe und Abschiede besang der Tenor aus Crimmitschau in fast drei Stunden (abzüglich kleiner Pause) in der Kitzener Kirche. Nach seinem Auftritt im August 2022, den kaum drei Dutzend Besucher damals im Pfarrhof unter freiem Himmel begeistert miterlebten, lockte er im zweiten Anlauf rund 100 Gäste zum sonntäglichen Konzert des Fördervereins in die Kirche. Was er zu bieten hat, schien sich mittlerweile herumgesprochen zu haben. Denn kaum ein Platz auf den Bänken und Stühlen im Kirchenraum blieb leer.
Das Publikum geizte nicht mit Applaus.
Der Sänger brillierte wiederum. Besonders bei zwei Songs („Stars“ und „I dreamt a dream“) aus dem Musical Les Misérables von Claude-Michel Schönberg ließ er seiner Stimme freien Lauf, was für große Begeisterung im Publikum sorgte. Das hatte er aber schon von Anfang an auf seiner Seite, als er mit Elton Johns „Circle of Life“ aus dem Musical „König der Löwen“ startete. Das Besondere daran, Jens Theilig wurde nie zu Elton John, sondern blieb wie auch in den andere Songs immer Jens Theilig. Ganz gleich, ob er von Electra „Nie zuvor“ sang oder von Karat „Über sieben Brücken“ und „Schwanenkönig“, er wurde weder zu Manuel von Senden noch zu Herbert Dreilich, die in den 1980er Jahren die Sänger der Bands waren.
Theilig ließ sich zusammen mit seinem Publikum durch ein breites musikalisches Spektrum ganz unterschiedlicher Sänger treiben: Louis Armstrong und „What a wonderful world“; Udo Jürgens und „Ich war noch niemals in New York“; Leonard Cohen und „Halleluja“; Elvis Presley und „Falling in Love“; Schandmaul und „Willst du“; Andreas Burani und „Ultraleicht“; Tom Beck und „Pinguine“ und noch viel mehr. Alles berührende Lieder eben über das Leben, die Liebe und die Abschiede, wie sie sich im ewigen Kreislauf wiederfinden.
Einen umfangreichen Teil seines Programms widmete er den Liedern des Österreichers Rainhard Fendrich. Er habe sich in den letzten Jahren sehr mit dessen Musik beschäftigt und „ich habe wunderbare Songs gefunden“, sagte er auf die Frage, woher die Begeisterung für Fendrich denn komme. Fendrich mache eben nicht nur Musik, sondern habe in seinen Texten auch etwas zu sagen, was außerdem perfekt ins programmatische Spektrum des Konzerttitels passte: „Papa“ und „Großvater“, „Der Rattenfänger“ oder „Der Engel“, „Mein Horizont“ und „Du bist schön“ oder „Die Rosen“. Auch wenn Theilig das ein oder andere Lied in österreichischer Mundart sang, blieben Fendrichs Texte wie bei den hochdeutsche Varianten verständlich und aussagekräftig.
Musikalisches Amen von der Kanzel.
So nebenbei erfüllte sich Jens Theilig offenbar noch einen Wunsch: einmal von der Kanzel zu singen. Mit „Amen“ hatte er dazu auch einen passenden Titel zur Hand, der auf Gospel-Music zurückgeht und logischerweise zu den vielgesungenen religiösen Liedern der christlichen Welt gehört. Wie übrigens auch „Amazing Grace“ (Wunderbare Gnade) vom geläuterten Sklavenschiff-Kapitän John Newton (1725 bis 1807), der nach Seenot seines Schiffs im Sturm später Geistlicher wurde, den Sklavenhandel bekämpfte und eben dieses Lied schrieb.
Zum Abschied überreichte Ingrid Riedel, Vorsitzende des Fördervereins, noch ein kleines Präsent.
Jens Theilig verabschiedete sich vom Kitzener Publikum mit der Zugabe „Power of love“ von Frankie goes to Hollywood und dem Versprechen, 2026 wiederzukommen. Darauf kann man sich jetzt schon freuen.
Die vom Förderverein der Kirche Sankt Nikolai in Kitzen organisierten Konzerte fanden und finden gerade in diesem Jahr viele neue Gäste. Offenbar spricht es sich herum, dass es in Kitzen gute Angebote gibt. „Es war ein wunderschönes Konzert mit Jens. Wir waren das erste Mal dabei“, schreibt Gerard Möllmer in einer E-Mail. Zudem lobt er das Kuchen- und Kaffeeangebot. „Wir werden auf jeden Fall im nächste Jahr wieder in die wunderschöne Kirche kommen.“
Der eingerüstete Turm zeugt vom Fortgang der Sanierungsarbeiten an der Kirche.
Dass der Schlussspurt bei der Sanierung der Kitzener Kirche Sankt Nikolai noch einmal ein echter Kraftakt werden würde, das war abzusehen. Dass aber das Geld nicht reichen könnte, um am Ende noch den Turm in Ordnung zu bringen, bringt auch den besten Plan ins Wanken. Vor dem Förderverein öffnet sich ein Finanzierungslücke. „Die Turmsanierung, für die 160.000Euro eingeplant waren, wird etwa 30.000 Euro teurer“, sagt Ingrid Riedel, Vorsitzende des Fördervereins. Bislang ist unklar, wie das fehlende Geld aufgetrieben werden könnte. Aus den Rücklagen des Vereins ist die Lücke nicht zu schließen. Zusätzliche Fördermittel sind ebenfalls nicht aufzutreiben. „Die Töpfe sind leer“, resümiert die Vereinsvorsitzende. Der Verein setzt nun darauf, dass das Finanzloch mit Hilfe von Spenden gestopft werden kann.
Matthias Sonntag zeigt, wo Risse ausgebessert, Fugen erneuert werden mussten.
Das alles ist nicht schlechter Planung geschuldet, sondern Erkenntnissen, die erst gewonnen werden konnten, nachdem der Putz abgeschlagen war. „Es gibt Mauerwerksrisse, die sich zum Teil über mehrere Stockwerke ziehen. Die wurden nie ausgebessert, sondern mit dem Putz zugedeckt“, erzählt Ingrid Riedel. Zudem seien an mehreren Stellen großflächige Steine entdeckt worden, die nicht mit Mörtel verbunden waren, sondern nur übereinander lagen. Außerdem habe es Stellen gegeben, an denen ganze Steine fehlten. Die Stellen mussten geschlossen werden, um nicht statische Probleme entstehen zu lassen. Zum Glück gab es noch Steine, die von den bisherigen Sanierungsarbeiten übrig waren.
Lieselotte Grundmann bessert das Mauerwerk am Turm aus.
Großes Erschrecken gab es auch, als im Zuge der Turmsanierung jetzt erstmals der Dachstuhl beziehungsweise die Auflagen für den Dachstuhl sichtbar wurden. „Diese Stellen waren bislang nicht zugänglich“, erklärt Ingrid Riedel. Wie sich zeigte, sind die Dachbalken auf der Westseite unter anderem durch Witterungseinflüsse völlig marode. Zudem ist das Mauerwerk an der Traufe an vielen Stellen regelrecht zerbröselt. Auch das musste nun zusätzlich erneuert werden.
Hier musste das Mauerwerk an der Traufe erneuert werden.
Nachdem die Zimmerleute ihre Arbeit getan hatten, sind derzeit die Putzer am Werk. Sie sind erst einmal damit beschäftigt, die Schadstellen zu beseitigen. Matthias Sonntag, Lieselotte Grundmann und Florens Schmidt, die zurzeit am Turm arbeiten, kommen von der Leipziger Firma DPS Denkmalpflege Putz & Stuck GmbH. Das 1998 gegründete Unternehmen ist aus dem schon zu DDR-Zeiten bekannten VEB Denkmalpflege hervorgegangen. Die Firma hat laut ihrer Website in der Vergangenheit an renommierten Projekten wie der Leipziger Thomaskirche oder dem Gebäude des Bundesverwaltungsgerichts (ehemaliges Reichsgericht, Dimitroffmuseum) sowie der Nikolaikirche in Leipzig gearbeitet.
Der junge Leipziger Florens Schmidt absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Firma DPS, das er mit Hilfe der Jugendbauhütte Görlitz vermittelt bekam.
Jetzt die Arbeiten zu unterbrechen, um sie im nächsten Jahr eventuell mit zusätzlichen Fördermitteln zu finanzieren, sei keine Alternative, erklärt Ingrid Riedel. Allein die zusätzliche Standzeit für die Gerüste würde Unmengen an Geld verschlingen. „Die Hoffnung besteht nun darin, dass mit Hilfe von Spenden zusätzliche Mittel aufgetrieben werden“, sagt sie. Jeder Beitrag sei willkommen, der Verein ist berechtigt, Spendenquittungen auszustellen.
Gespendet werden kann mit dem Verwendungszweck „Turmsanierung“ an den Förderverein der Kirche Sankt Nikolai.
Von der obersten Etage des Gerüstes eröffnet sich bei klarem Wetter ein weiter Blick ins Land bis hin zum 17 Kilometer Luftlinie entfernten Völkerschlachtdenkmal.
Das ist gerade noch einmal gut gegangen, zumindest für Fans der Musik von Neil Young. Weil man den im nächsten Jahr 80 Jahre alt werdenden Kanadier nicht immer und überall im Konzert erleben kann, finden Musiker und Bands, die die Songs von Young covern, überall ihr Publikum, zuletzt am 25. August auch in den Kitzener Kirche. Stefan Keil interpretierte zusammen mit Una fast zweieinhalb Stunden lang (mit kleiner Pause) Songs von Neil Young und begeisterte rund 130 Gäste.
Stefan Keil
Dabei hätte es für Stefan Keil auch ganz anders kommen können. „Ein Onkel von mir ist Bernd Ulrich, der zusammen mit seinem Bruder die Amigos bildet. Er hat mir angeboten, eben bei den Amigos mitzuspielen“, sagte Keil im Pausengespräch beim Kitzener Konzert. Nichts zu sagen gegen die volkstümlichen Schlager der Amigos, die genauso ihre Fans haben und finden, aber für Neil-Young-Interpretationen wäre eine herausragende Stimme verloren gegangen.
Im Grunge-Stil an der E-Gitarre
Stefan Keil, Jahrgang 1970, hat bereits als Kind zusammen mit Vater und Schwester musiziert, dann in einer Band gespielt und in den 1990er Jahren die Musik von Neil Young für sich entdeckt. Wie er sie interpretiert, ist hörens- und sehenswert. Googelt man seinen Namen, dann tauchen im Internet Texte auf, die Keil als eine der besten Neil-Young-Stimmen in Europa bezeichnen. „Vom Neil-Young-Fanclub Deutschland habe ich vor einigen Jahren eine E-Mail bekommen. Du bist Deutschlands beste Neil-Young-Stimme, stand darin.“ Er habe das damals gar nicht so ernst genommen. Aber bei einem Konzert in Ulm wenig später sei jenes Fanclub-Mitglied zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, warum er auf die Mail nie geantwortet habe. „Ich konnte ihm nur sagen, dass ich das damals als Fake eingeordnet habe. Aber nach der neuerlichen Bestätigung, habe ich mich noch nachträglich über das Feedback gefreut.“
Begeisterter Beifall im vollen Haus
Die Titel, die Keil und Una ausgesucht haben, waren ein schöner Querschnitt vom Schaffen des großen Vorbildes. Like A Hurrican, Heart Of Gold, Mother Earth, Old Man, Rockin` In The Free World und viele andere fanden ebenso Anklang wie vielleicht etwas unbekanntere Titel wie California Sunset oder This Old House. Was Keils Auftritt stimmig machte, war nicht nur der Gesang, sondern auch sein Instrumentenspiel, egal ob mit der Akustik-Gitarre oder der elektrischen (im Stil des unter anderem von Neil Young perfekt interpretierten Grunge) sowie am E-Bass.
Una ist die Background-Stimme und kennt viele Geschichten über Neil Young
Zwischen den Songs erzählte Una, die sich intensiv mit der Biografie Neil Youngs und seinen Konzerten beschäftigt hat und die Background Stimme bildet, fast zu jedem Titel eine Geschichte, die den Kanadier dem Publikum näher brachte. Beispielsweise jene von einer Zugabe Neil Youngs bei einem Live-Auftritt auf der Berliner Waldbühne, wo er eine dreißigminütige Gala-Version von Like A Hurrican gab, die der Berliner Tagespiegel damals vor elf Jahren als magisch beschrieben hat. Keil gab seine eigenen zehnminütige Version zum Besten, die die Besucherinnen und Besucher förmlich von den Sitzen riss.
Und über allem schwebte noch ein Musiker, der offenbar großen Anteil an der Entwicklung des Young-Interpreten Stefan Keil hatte. Gitarrist und Bassist Peter Müller (1959 – 2016) war langjähriger musikalischer Begleiter, Freund und Mentor für Keil. Bis heute gehören zahlreiche Einspiele von Peter Müller mit Gitarre und Bass zum musikalischen Hintergrund der Auftritte. „Peter Müller ist auch nach seinem Tod weiter unsere Band“, sagte Una. Letztlich stand das Publikum und klatschte begeistert, rief nach Zugaben, die Stefan Keil gerne gab. Unter anderem mit Pocahontas und The Needle And The Damage Done. Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug. Und während das Publikum nach Hause ging, noch immer den Hurrican im Kopf, packten Stefan und Una ihren kleinen Tourbus, um zum nächsten Konzert Richtung Ostseeküste aufzubrechen. Vielleicht führt sie der Weg irgendwann noch einmal zurück nach Kitzen.
Am Schluss hielt es niemanden mehr auf seinem PlatzStefan und Una verabschieden sich, vielleicht bis zu einem nächsten MalWahre Fans von Neil Young zeigen das auch
Isabell Rose, Corinna Stieler, Luci Lux und Alexandra Michaelis (v.l.) – das sind Die Sax´n
Es gibt Sachen, von denen kann man einfach nicht genug bekommen. Auch wenn die Saxofonistinnen des Ensembles „Die Sax´n“ bereits zweimal während der vergangenen Jahre in Kitzen zu Gast waren, sprengten sie dieses Mal fast die Möglichkeiten des Fördervereins in Bezug auf die maximale Besucherzahl. Nahezu 200 Musikfreunde wollten sich den Auftritt der vier Damen mit ihren Blasinstrumenten nicht entgehen lassen. So viel Andrang gab es noch nie bei einem Konzert des Fördervereins. Für die Organisatoren bedeutete das, jede Menge zusätzliche Stühle herbeizuschaffen, um allen Interessenten Platz zu gewähren.
Bis in den kleinsten Winkel standen die Stühle für die zahlreichen Besucher.
Und der Andrang war mehr als berechtigt, denn zu schön war einfach, was Alexandra Michaelis (Sopransaxofon), Luci Lux (Tenorsaxofon), Corinna Stieler (Baritonsaxofon), Isabell Rose (Altsaxofon) sowie René Scipio (Moderation und Percussion) zu bieten hatten. Filmmusiken waren dieses Mal angesagt und das Enseble spannte einen weiten Bogen über die zurückliegenden 60 Jahre Filmmusikgeschichte, angefangen mit „Frühstück bei Tiffany“ von 1962 über „Dirty Dancing“ aus dem Jahre 1987 bis hin zu „Moulin Rouge“ von 2001.
René Scipio führte launig durchs Programm und sorgte am Schlagzeug für zusätzlichen Rhythmus.
Mit der Titelmusik aus „Mission Impossible“ schlichen sich die vier Saxofonistinnen nach und nach auf die Bühne, heizten immer mehr ein und versetzten das Publikum gut zwei Stunden lang in Entzücken, um es mit einem furiosen „Always look on the bright side of life“ von Monty Python als dritte Zugabe aus dem Konzert zu entlassen. Dazwischen gab es jede Menge Klassiker wie „Time of my life“ aus Dirty Dancing mit dem unvergessene Patrick Swayze. Wer bei dem Stück die Augen zugemacht hat, konnte ihn glatt noch einmal mit Jennifer Grey tanzen sehen.
Applaus ohne Ende gab es am Schluss der Vorstellung, die erst nach drei Zugaben ihr Finale hatte.
Großartig auch die Interpretation von „Lady Marmelade“. Der Titel sorgte schon 1974 in der Originalversion der Girlband Labelle für Furore und wurde 2001 im Film „Moulin Rouge“ in einer Interpretation mit Christina Aguilera, Lil´Kim, Mýa und Pink erneut zu einem großen Erfolg. Wie bei nahezu allen Stücken ging ein Raunen der Wiedererkennung auch bei der Ankündigung von „Love and Marriage“ durch die Zuschauerreihen, kann sich doch beinahe jeder an den kultigen Damenschuhverkäufer Al Bundy und seinen Familie aus der mehr als 250 Folgen umfassenden US-Sitcom-Serie „Eine schrecklich nette Familie“ erinnern. Nur bei der Frage von René Scipio, wer denn die Originalversion der Titelmusik gesungen hat, stutzte mach Besucher. Frank Sinatra war es. Dass Die Sax´n in Kitzehn auftreten, sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, die Ensemblemitglieder sind bereit dazu und das Publikum zeigte mit seinem Beifalls nachdrücklich, dass es für den vierten Auftritt bereit ist.
Ohne sie geht gar nichts: Die Schar der freiwilligen Helfer.
All das wäre nicht möglich, würde es nicht die große Schar an freiwilligen Helfern geben, die sozusagen hinter den Kulissen und im Umfeld für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen sorgen. Sie machen den Einlass, platzieren die Besucher, sorgen für die Beleuchtung, stehen am Getränkeausschank, verkaufen Kaffee und den von vielen Kitzenrinnen gebackenen und gespendeten Kuchen, schleppen Stühle herbei, waschen das ganze Geschirr ab und machen zum Schluss alles wieder blitzblank sauber! Danke!