Wie ein Hurrican

Stefan Keil und Una in der Kitzener Kirche

Das ist gerade noch einmal gut gegangen, zumindest für Fans der Musik von Neil Young. Weil man den im nächsten Jahr 80 Jahre alt werdenden Kanadier nicht immer und überall im Konzert erleben kann, finden Musiker und Bands, die die Songs von Young covern, überall ihr Publikum, zuletzt am 25. August auch in den Kitzener Kirche. Stefan Keil interpretierte zusammen mit Una fast zweieinhalb Stunden lang (mit kleiner Pause) Songs von Neil Young und begeisterte rund 130 Gäste.

Stefan Keil

Dabei hätte es für Stefan Keil auch ganz anders kommen können. „Ein Onkel von mir ist Bernd Ulrich, der zusammen mit seinem Bruder die Amigos bildet. Er hat mir angeboten, eben bei den Amigos mitzuspielen“, sagte Keil im Pausengespräch beim Kitzener Konzert. Nichts zu sagen gegen die volkstümlichen Schlager der Amigos, die genauso ihre Fans haben und finden, aber für Neil-Young-Interpretationen wäre eine herausragende Stimme verloren gegangen.

Im Grunge-Stil an der E-Gitarre

Stefan Keil, Jahrgang 1970, hat bereits als Kind zusammen mit Vater und Schwester musiziert, dann in einer Band gespielt und in den 1990er Jahren die Musik von Neil Young für sich entdeckt. Wie er sie interpretiert, ist hörens- und sehenswert. Googelt man seinen Namen, dann tauchen im Internet Texte auf, die Keil als eine der besten Neil-Young-Stimmen in Europa bezeichnen. „Vom Neil-Young-Fanclub Deutschland habe ich vor einigen Jahren eine E-Mail bekommen. Du bist Deutschlands beste Neil-Young-Stimme, stand darin.“ Er habe das damals gar nicht so ernst genommen. Aber bei einem Konzert in Ulm wenig später sei jenes Fanclub-Mitglied zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, warum er auf die Mail nie geantwortet habe. „Ich konnte ihm nur sagen, dass ich das damals als Fake eingeordnet habe. Aber nach der neuerlichen Bestätigung, habe ich mich noch nachträglich über das Feedback gefreut.“

Begeisterter Beifall im vollen Haus

Die Titel, die Keil und Una ausgesucht haben, waren ein schöner Querschnitt vom Schaffen des großen Vorbildes. Like A Hurrican, Heart Of Gold, Mother Earth, Old Man, Rockin` In The Free World und viele andere fanden ebenso Anklang wie vielleicht etwas unbekanntere Titel wie California Sunset oder This Old House. Was Keils Auftritt stimmig machte, war nicht nur der Gesang, sondern auch sein Instrumentenspiel, egal ob mit der Akustik-Gitarre oder der elektrischen (im Stil des unter anderem von Neil Young perfekt interpretierten Grunge) sowie am E-Bass.

Una ist die Background-Stimme und kennt viele Geschichten über Neil Young

Zwischen den Songs erzählte Una, die sich intensiv mit der Biografie Neil Youngs und seinen Konzerten beschäftigt hat und die Background Stimme bildet, fast zu jedem Titel eine Geschichte, die den Kanadier dem Publikum näher brachte. Beispielsweise jene von einer Zugabe Neil Youngs bei einem Live-Auftritt auf der Berliner Waldbühne, wo er eine dreißigminütige Gala-Version von Like A Hurrican gab, die der Berliner Tagespiegel damals vor elf Jahren als magisch beschrieben hat. Keil gab seine eigenen zehnminütige Version zum Besten, die die Besucherinnen und Besucher förmlich von den Sitzen riss.

Und über allem schwebte noch ein Musiker, der offenbar großen Anteil an der Entwicklung des Young-Interpreten Stefan Keil hatte. Gitarrist und Bassist Peter Müller (1959 – 2016) war langjähriger musikalischer Begleiter, Freund und Mentor für Keil. Bis heute gehören zahlreiche Einspiele von Peter Müller mit Gitarre und Bass zum musikalischen Hintergrund der Auftritte. „Peter Müller ist auch nach seinem Tod weiter unsere Band“, sagte Una. Letztlich stand das Publikum und klatschte begeistert, rief nach Zugaben, die Stefan Keil gerne gab. Unter anderem mit Pocahontas und The Needle And The Damage Done. Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug. Und während das Publikum nach Hause ging, noch immer den Hurrican im Kopf, packten Stefan und Una ihren kleinen Tourbus, um zum nächsten Konzert Richtung Ostseeküste aufzubrechen. Vielleicht führt sie der Weg irgendwann noch einmal zurück nach Kitzen.

Am Schluss hielt es niemanden mehr auf seinem Platz
Stefan und Una verabschieden sich, vielleicht bis zu einem nächsten Mal
Wahre Fans von Neil Young zeigen das auch

Saxofonistinnen blasen zum Besucherrekord

Isabell Rose, Corinna Stieler, Luci Lux und Alexandra Michaelis (v.l.) – das sind Die Sax´n

Es gibt Sachen, von denen kann man einfach nicht genug bekommen. Auch wenn die Saxofonistinnen des Ensembles „Die Sax´n“ bereits zweimal während der vergangenen Jahre in Kitzen zu Gast waren, sprengten sie dieses Mal fast die Möglichkeiten des Fördervereins in Bezug auf die maximale Besucherzahl. Nahezu 200 Musikfreunde wollten sich den Auftritt der vier Damen mit ihren Blasinstrumenten nicht entgehen lassen. So viel Andrang gab es noch nie bei einem Konzert des Fördervereins. Für die Organisatoren bedeutete das, jede Menge zusätzliche Stühle herbeizuschaffen, um allen Interessenten Platz zu gewähren.

Bis in den kleinsten Winkel standen die Stühle für die zahlreichen Besucher.

Und der Andrang war mehr als berechtigt, denn zu schön war einfach, was Alexandra Michaelis (Sopransaxofon), Luci Lux (Tenorsaxofon), Corinna Stieler (Baritonsaxofon), Isabell Rose (Altsaxofon) sowie René Scipio (Moderation und Percussion) zu bieten hatten. Filmmusiken waren dieses Mal angesagt und das Enseble spannte einen weiten Bogen über die zurückliegenden 60 Jahre Filmmusikgeschichte, angefangen mit „Frühstück bei Tiffany“ von 1962 über „Dirty Dancing“ aus dem Jahre 1987 bis hin zu „Moulin Rouge“ von 2001.

René Scipio führte launig durchs Programm und sorgte am Schlagzeug für zusätzlichen Rhythmus.

Mit der Titelmusik aus „Mission Impossible“ schlichen sich die vier Saxofonistinnen nach und nach auf die Bühne, heizten immer mehr ein und versetzten das Publikum gut zwei Stunden lang in Entzücken, um es mit einem furiosen „Always look on the bright side of life“ von Monty Python als dritte Zugabe aus dem Konzert zu entlassen. Dazwischen gab es jede Menge Klassiker wie „Time of my life“ aus Dirty Dancing mit dem unvergessene Patrick Swayze. Wer bei dem Stück die Augen zugemacht hat, konnte ihn glatt noch einmal mit Jennifer Grey tanzen sehen.

Applaus ohne Ende gab es am Schluss der Vorstellung, die erst nach drei Zugaben ihr Finale hatte.

Großartig auch die Interpretation von „Lady Marmelade“. Der Titel sorgte schon 1974 in der Originalversion der Girlband Labelle für Furore und wurde 2001 im Film „Moulin Rouge“ in einer Interpretation mit Christina Aguilera, Lil´Kim, Mýa und Pink erneut zu einem großen Erfolg. Wie bei nahezu allen Stücken ging ein Raunen der Wiedererkennung auch bei der Ankündigung von „Love and Marriage“ durch die Zuschauerreihen, kann sich doch beinahe jeder an den kultigen Damenschuhverkäufer Al Bundy und seinen Familie aus der mehr als 250 Folgen umfassenden US-Sitcom-Serie „Eine schrecklich nette Familie“ erinnern. Nur bei der Frage von René Scipio, wer denn die Originalversion der Titelmusik gesungen hat, stutzte mach Besucher. Frank Sinatra war es. Dass Die Sax´n in Kitzehn auftreten, sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, die Ensemblemitglieder sind bereit dazu und das Publikum zeigte mit seinem Beifalls nachdrücklich, dass es für den vierten Auftritt bereit ist.

Ohne sie geht gar nichts: Die Schar der freiwilligen Helfer.

All das wäre nicht möglich, würde es nicht die große Schar an freiwilligen Helfern geben, die sozusagen hinter den Kulissen und im Umfeld für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen sorgen. Sie machen den Einlass, platzieren die Besucher, sorgen für die Beleuchtung, stehen am Getränkeausschank, verkaufen Kaffee und den von vielen Kitzenrinnen gebackenen und gespendeten Kuchen, schleppen Stühle herbei, waschen das ganze Geschirr ab und machen zum Schluss alles wieder blitzblank sauber! Danke!

Auf der Zielgeraden

Der Kirchturm ist eingerüstet.

Selbst der längste UItra-Marathon hat irgendwann ein Ende. Die seit 14 Jahren mit viel Kraft, langem Atem und Stehvermögen organisierte Sanierung der Kirche Sankt Nikolai Kitzen ist ein solcher Ultra-Marathon. Und jetzt kommen die Beteiligten auf die Zielgerade. Der ursprünglichste Gebäudeteil, der Turm, wird von außen samt Dach und Turmuhr in Ordnung gebracht.

Der Turm ist, wie weithin zu sehen, eingerüstet, und auf den Laufplanken des Gerüsts wird Schwerstarbeit geleistet. Denn eben mal schnell mit dem Hammer den Putz abschlagen, das geht nicht.  Was zuletzt vor gut 35 Jahren als äußere Schicht aufgetragen wurde, erweist sich als stark betonhaltig und leistet damit der schweren Technik der Handwerker knallharten Widerstand. Dennoch, das Ende ist absehbar.

Das Entfernen des Putzes ist für die Bauhandwerker eine harte Arbeit.

Dieser letzte Abschnitt der Kirchensanierung musste aufgrund der zu sehr unterschiedlichen Zeiten erfolgten Fördermittelzusagen in zwei Teilen absolviert werden. Gerade für die umfangreichen Außenarbeiten war der Förderverein auf Hilfe aus EU-Programmen angewiesen. Die zuständigen Gremien hatten sich gerade wieder auf eine neue Periode für die Jahre 2023 bis 2027 festgelegt. „Aus Erkenntnissen früherer Verfahren war absehbar, dass wir die Zusagen und damit das Geld aus dem europäischen Förderprogramm LEADER erst Anfang 2024 erhalten würden“, sagt Fördervereinsvorsitzende Ingrid Riedel.

So kam es, dass die Innensanierung des Turms bereits 2022 erfolgte, dann aber zwangsweise eine Lücke auftrat und die Fortsetzung außen erst jetzt beginnen konnte. Zum Glück konnten Mittel aus der Denkmalpflege bis in dieses Jahr mitgenommen werden. „Denn wird sind immer auf einen Mix aus Fördermitteln angewiesen“, sagt Ingrid Riedel. „Das Geld für die Turmsanierung kommt aus dem schon erwähnten LEADER-Programm, aber zu großen Teilen auch aus dem Bundes- und Landesdenkmalschutz sowie von privaten Stiftungen.“

Sobald also der jetzige Putz abgeschlagen ist, bekommt der Turm als äußere Schicht einen Schlämmputz, also einen Dünnschichtputz wie ihn schon die anderen Wände der Kirche erhalten haben. Die Mauerwerkstruktur bleibt somit sichtbar. Damit wohl auch eine Entdeckung, die beim Entfernen des Putzes jetzt gemacht wurden. Unterhalb der Schallläden, die den Glockenklang optimieren sollen, gab es in früheren Zeiten einmal Fenster, die zugemauert worden sind. Wann das war, welchem Zweck die Fenster gedient haben und warum sie irgendwann dauerhaft geschlossen wurden, bleibt indes unklar.

Die Schallläden werden übrigens im Juli ausgebaut und aufgearbeitet. Der nächste große Schritt ist für August geplant. Dann wird das Dach abgedeckt und bekommt die schon auf den anderen Dächern der Kirche verwendeten roten Ziegel. Das ist dann auch der Moment, in dem sich herausstellen wird, ob es nicht doch noch Unwägbarkeiten gibt. Sicher scheint schon, dass am Dachstuhl Zimmermannsarbeiten notwendig sind. Zu dem Zeitpunkt lässt sich laut Ingrid Riedel aber auch erst begutachten, ob das Gebälk des Glockenstuhls optimal positioniert ist. Es darf der Mauer wegen der mögliche Übertragung von Schwingungen nicht zu nahe platziert sein.

Der Glockenstuhl ist übrigens der obere Teil des Holztragegerüsts, das den gesamten Turm durchzieht und offenbar von 1635 stammt. Zumindest haben dendrochronologische Untersuchungen ergeben, dass das Holz in jenem Jahr geschlagen wurde. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg (1618 -1648) musste der Turm, der als ältester Teil der Kirche gilt, erneuert werden.

Zu den Kuriositäten der Baugeschichte der Kirche gehört die Sache mit den vor zwei, drei Jahren entfernten Zugbändern. Sie sollten eigentlich nur für gut ein Jahr die Turmstabilität nach der letzten umfangreicheren Sanierung unterstützen. Der Turm hat ein doppeltes Mauerwerk, der Raum dazwischen wurde mit anfallendem Material wie Bauschutt verfüllt. Erst Ende der 1980er Jahre wurde ein neues Verfahren angewandt und ein stabile Mischung zwischen die Wände gefüllt. Im Zuge der politischen Veränderungen und den für zwei Jahrzehnte ungeklärten Eigentumsverhältnissen an der Kirche geriet die Funktion der Zugbänder in Vergessenheit.

Gut zu erkennen sind die Konturen der einstigen Fenster unterhalb der Schallläden.

Der Schlusspunkt hinter der Turmsanierung wird der Einbau der erneuerten Turmuhr samt drei neuen Zifferblättern sein. „Die neuen Zifferblätter und die Zeiger werden ähnlich wie die bisherigen aussehen“, erklärt Ingrid Riedel. Damit bleibt die bekannte Optik erhalten. Verändern wird sich allerdings etwas an der Platzierung der Zifferblätter. Das auf der Südseite und das auf der Ostseite, die gleichzeitig aus Richtung Friedhof zu sehen sind, werden etwa auf eine Höhe gebracht. Das dritte Blatt auf der Nordseite wird seine bisherige Position behalten. Eingebaut wird im Übrigen eine elektrisch gesteuerte Uhr.

Schlussendlich soll laut Ingrid Riedel im November die Kirchensanierung beendet sein. 280.000 bis 300.000 Euro wird die Turmsanierung dann gekostet haben. Im Frühjahr 2025 sollte auch die Orgel wieder eingebaut, gestimmt und zu hören sein.

Wiener Klassik begeistert Publikum

Das Leipziger Symphonie Orchester in der Kitzener Kirche.

Das Leipziger Symphonie Orchester (LSO) hat wieder gehalten, was es verspricht: nämlich sein Publikum zu begeistern. Am 15. Juni bot es in der Kirche Sankt Nikolai unter dem Dirigat von Robbert van Steijn Wiener Klassik. Van Steijn hatte Musik von Wolfgang Amadeus Mozert, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn ausgewählt, um die Gäste zu verzaubern. Bei den Beethovschen Romanzen für Violine und Orchester in G-Dur und F-Dur gelang es Denis Loznykov als Solist mit der Geige, zwei besondere Glanzpunkte zu setzen.

Denis Loznykow brillierte als Solist. (Fotos Karin Weigenand)

Die Gunst, gemeinsam zuzuhören

Der Leipziger Kammerchor beim Konzert in der Kitzener Kirche.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld

Die Trägen die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Beim gemeinsame Singen mit dem Publikum kam auch die Gitarre zum Einsatz.

Nun ja, ein Besuch in der Kirche Kitzen ist vielleicht noch nicht die weite Welt. Aber herauszukommen aus den eigenen vier Wänden, unter Menschen zu sein, an einem herrlichen Frühlingstag einem Frühlingskonzert zu lauschen, das ist schon ein wenig von dem, was der Dichter Joseph von Eichendorff (1788 – 1857) vor mehr als 200 Jahren meinte. In der Vertonung von Theodor Fröhlich (1803 – 1836) gehörte das Lied zum Programm des Kammerchors Leipzig, das er am Sonntag, dem 28. April 2024, in der Kitzener Kirche zu Gehör brachte. Rund 80 Besucher wollten sich das Konzert unter dem Motto „Nun will der Lenz uns grüßen“ nicht entgehen lassen. Und sie kamen offenbar auf ihre Kosten, wie der Beifall bis hin zum Erklatschen einer Zugabe zeigte.

Georg Mogwitz dirigierte das Konzert.

Unter der musikalischen Leitung von Georg Mogwitz boten die 25 Sängerinnen und Sänger zahlreiche bekannte Frühlingslieder die das Publikum wie bei „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder „Komm, lieber Mai und mache“ mitsingen konnte. Zum Programm gehörten zudem Liedkompositionen von Joseph Haydn (1732 – 1809), Claudio Monteverdi (1567 – 1643) oder Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und anderen. Fast 90 Minuten lang unterhielt die Gruppe „Andate“ (eine von zwei Formationen des Leipziger Kammerchors) das Publikum mit ihrem Gesang sowie netten Rezitationen. Unter anderen mit dem Gedicht „Der Veilchenpflücker“ von Anna Löhn-Siegel (1830 – 1904, hier zum Nachlesen), was zu manchem herzhaften Lacher führte.

Gut besucht war das Konzert.

Vor Beginn des Konzerts konnte Ingrid Riedel, Vorsitzende des Förderverein der Kirche Sankt Nikolai Kitzen, einige angenehme Ausblicke für den Fortgang der Sanierung des Bauwerks verkünden. Wenig Tage vor der Veranstaltung erreichte den Verein die dringend erwartete Fördermittelzusage, um die Außensanierung des Turms ab Mai in Angriff nehmen zu können. Zudem ist von der Kirchengemeinde alles in die Wege geleitet, damit die Orgel voraussichtlich gegen Ende des Jahre 2024  wieder eingebaut werden kann. Übrigens veranstaltet die Gemeinde am 9. Mai, 9.30 Uhr, ab Pfarrhof einen Spendenlauf zugunsten der Orgelsanierung. Bei einer Startgebühr von 10 Euro wird gelaufen oder gewalkt (Erwachsene fünf Kilometer, Kinder bis 12 Jahre einen Kilometer). Meldungen für den Spendenlauf bitte an claudia-lange@freenet.de oder telefonisch unter 017622377288.

Leckere Kuchen, gebacken von zahlreichen Kitzenerinnen, boten Gerlinde Wippert (l.), Hilde Grewe (M.) und weitere ehrenamtliche Mitstreiterinnen an.

Pilger in Kitzen

Ingrid Riedel erzählte den Besuchern von der Historie der Kirche Kitzen und der Sanierung.

Es muss nicht unbedingt Santiago de Compostela am Ende des Jakobsweg sein, wenn man einmal pilgern will. Es kann auch einmal Kitzen mit seiner Kirche Sankt Nikolai sein, das man sich als Ziel auswählt. So tat es eine kleine Gruppe aus der katholischen Gemeinde Sankt Bonifatius Leipzig, die sich am Sonnabend, dem 13. April, von Markkleeberg aus auf den rund 20 Kilometer langen Fußweg machte.

Gäste und Gastgeber bei der Andacht.

„Pfarrer Christoph Baumgartner und ich wandern beziehungsweise pilgern sehr gern, um das Gemeindegebiet kennenzulernen“, sagt Gemeindemitglied Michael Kehr auf die Frage, wie es denn zum Ziel Kitzen gekommen ist. Der Raum Pegau gehöre mit zu Bonifatius-Gemeinde. „Drei- bis viermal im Jahr machen wir uns deshalb zu verschiedenen Zielen in der Region auf den Weg. Zehn bis 15 Gleichgesinnte kommen dann jeweils zusammen“, erzählt Kehr weiter. Bei einer dieser Pilgertouren waren die Teilnehmer in der nach dem Brand von 2015 wieder sanierten Kirche Tellschütz. „Dort haben wir auch von den Sanierungsarbeiten an der Kitzener Kirche erfahren und uns gesagt, dass das ein weiteres interessantes Ziel unserer Pilgertouren sein könnte.“

Pfarrer Christoph Baumgartner begleitete den musikalischen Teil der Andacht auf der Gitarre.

Der Kontakt zur Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai Ingrid Riedel war schnell hergestellt und ein Termin ausgemacht. Nach der Ankunft in Kitzen gestalteten Michael Kehr, seine Frau Katrin, Pfarrer Baumgartner und andere Gemeindemitglieder eine kurze Andacht in der Kirche. Es wurde, begleitet vom Pfarrer auf der Gitarre, gesungen, und es gab die ein oder andere lehrhafte Geschichte zu hören. Jene zum Beispiel von der Grille, die den ganzen Sommer über musiziert, aber nicht für die Winterzeit vorgesorgt hatte. Beim Hirschkäfer und bei der Maus wurde sie in der kalten Jahreszeit abgewiesen. Erst der blinde Maulwurf nahm sie auf, weil ihn ihre Musik den Sommer über erfreut hatte.

Eine Blume als Dank für die Gastfreundschaft und ihren Vortrag überreichte Michaelk Kehr am Ende an Ingrdi Riedel.

Danach gab Ingrid Riedel einige Einblicke in die Geschichte der Kitzener Kirche und vor allem in die seit 2010 laufenden Erneuerungsarbeiten, die mit der Turmsanierung in diesem Jahr und dem Wiedereinbau der Orgel ihren Abschluss finden sollen. Mit großem Interesse nahmen die Gäste zur Kenntnis, dass bereits mehr als 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des Bauwerks investiert wurden.

Zum Schluss der Begegnung gab es noch von Ingrid Riedel selbst gebackenen Kuchen und Kaffee, ehe sich die Besucher wieder auf den Heimweg machten. Allerdings nicht noch einmal zu Fuß. „Wir haben am Freitagabend Autos in Kitzen abgestellt“, sagte Kehr lachend. 20 Kilometer Fußmarsch an dem Sonnabend seien genug gewesen für den Pilgertag.

Wir brauchen den Graben

Der Saal im Kulturhaus war rappelvoll beim Vortrag über den Elsterfloßgraben.
Engagierter Streiter für den Erhalt des Floßgrabens: Vereinsvorsitzender Dr. Frank Thiel in der Kluft der Flößer und mit Flößerhaken.

Frank Thiel führte die rund 120 Besucher, für die extra noch Stühle aus den Räumen im Erdgeschoss nach oben in den Saal geholt werden mussten, im Laufe seines Vortrages in die Entstehungszeit des Floßgrabensystems im ausgehenden 16. Jahrhundert zurück. Gleichzeitig zeigte er auf, welchen Wert der Graben heute noch hat, auch wenn die Holzflößerei seit mehr als 150 Jahren Geschichte ist.

Was ist Norweschendier?

Kein Zweifel, das war ä gomisches Brogramm.

Das war ganz scheen gohmisch. Klaus Petermann aus Leipzig fragte beim Kultursonntag des Fördervereins Kirche Kitzen am 25. Februar sein Publikum: Genn Sie sächs´sch? Nadierlich genn mr das, meente ´s Bublikum, um nicht trotzdem herzlich zu lachen über das, was Petermann vorzutragen hatte. Es war eben gohmisch. Ganz egal, ob Petermann kurze Stücke von sächsischen Mundartdichtern/-dichterinnen wie – wer hätte es erwartet – Lene Voigt vortrug, oder über die eine oder andere Besonderheit der sächsischen Mundart kalauerte. Zum Beispiel bei: gohmisch. Man müsse dazu wissen, dass im Sächsischen das K zum G wird, zum weichen G bekanntlich. „Nur in einem Fall bleibt es beim harten K“, meinte Petermann, nämlich beim Wort Karasche! (Für diejenigen, für die Sächsisch Fremdsprache ist: Garage. Das ist der Zeitpunkt, wo nun auch jener Teil des Publikums lacht.)

Es gibr Dickdärme, Dünndärme, Schweinedärme, aber auch Kerschdärme. Fast jedes Dorf hat einen an seiner Kirche.

Wer nun denkt, er hat das Prinzip des Sächsischen verstanden, muss kurz darauf seinen Irrtum eingestehe. Spätestens bei Norweschendier. Bei dem ein oder anderen geht da die Gedankenblitz-Glühlampe oder heutzutage -LED an: „Nur wegen dir“, heißt das. Welch Fehler. Es handelt sich um den Elch, das Norweschendier – das Norwegentier. Man kann schon allerhand lernen bei Petermann, der übrigens gelernter Lehrer unter anderem für Deutsch ist. Deshalb gibt es auch noch gleich eine weitere Lektion. „Häää?“ Petermann: „Häää? Das ist im Sächsischen ein vollständiger Satz.“ Die Übersetzung ins Hochdeutsche lautet: „Sie werden entschuldigen, was haben Sie da eben gesagt?“

Da darf natürlich auch Antwort auf die folgende Frage gesucht werden: Worüber spricht der Sachse, wenn er von Gendern redet? Nadierlich über eenen, der mit´m Gahn umgibbt! Muss ich das jetzt näher erklären? Nee, lieber nicht! Petermanns Publikum, wenigstens die deutliche Mehrheit, war im Bilde. Genau wie bei ägyptisch, weil das ä Disch is, der gibbelt – ä Gibbdisch äben.

Die Sachsen haben auch viel aus dem Französischen übernommen. Nun denkt mal nach.

Gut 60 Gäste waren gekommen, um sich in Sächsisch weiterbilden zu lassen. Ein Zertifikat über die bereits besessenen oder neu erworbenen Sprachkenntnisse gab es zwar nicht (auch am Rande von Sachsen eher überflüssig), aber viele Beifall für den Lehrer und jede Menge gute Laune auf dem Heimweg.

Pedermann, mache weider so!

Gerlinde Wippert ausgezeichnet

Landrat Henry Graichen übergibt den Preis an Gerlinde Wippert.

Mit dem Ehrenamtspreis des Landkreises Leipzig ist am Freitag, 19. Januar 2024, Gerlinde Wippert ausgezeichnet worden. Vorgeschlagen hatte das der Förderverein der Kirche Sankt Nikolai Kitzen. Damit ist die Kitzenerin eine von sechs Personen, die beim Neujahrsempfang des Landkreises im Markkleeberger Rathaus für ihr ehrenamtliches Engagement im Jahr 2023 geehrt wurden.

Gerlinde Wippert (M.) mit Laudatorin Ingrid Riedel und Landrat Henry Graichen.

Aber was heißt für 2023? Das ist schließlich nur eins in einer ganzen Reihe von Jahren, in denen Gerlinde Wippert für andere aktiv gewesen ist. Neben ihrem beruflichen Einsatz als Altenbetreuerin in einem Pflegeheim, das sei noch angemerkt. Genau darauf machte Ingrid Riedel, die Vorsitzende des Fördervereins, in der Laudatio auf Gerlinde Wippert aufmerksam. „Seit 2008 leitet sie eine Frauen-Gymnastikgruppe, die sich wöchentlich trifft“, sagte Ingrid Riedel. „Gerlinde ist immer da“, weil sie nicht wie die eine oder andere Kursteilnehmerin dem inneren Schweinehund nachgeben und einfach mal nicht kommen könne. Da zu sein, sei aber nur eine Sache. Um in dem Sinne da sein zu können, muss sie regelmäßig Lehrgänge besuchen, um ihre Lizenz als Übungsleiterin zu erneuern.

Musikalisch umrahmt wurden Empfang und Preisverleihungen von Schülerinnen und Schülern der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig mit einem großartigen Percussion-Programm.

Aber nicht nur beim Sport ist sie da. Als bereits 2005 der Seniorenclub in Kitzen ins Leben gerufen wurde, war sie sofort mit helfenden Händen dabei. Besonders würdigte Ingrid Riedel den Einsatz von Gerlinde Wippert in den Zeiten der Corona-Pandemie. Sie habe Kontakt zu den Senioren gehalten, den ein oder anderen zum Arzt gefahren, Einkäufe erledigt oder „sich auch einmal die Lebensgeschichte einsamer Menschen angehört“.

Wer regelmäßiger Besucher der Kulturveranstaltungen des Fördervereins ist, wird Gerlinde Wippert erst recht kennen. Ist sie es doch, die die Kuchentafel vor den Veranstaltungen organisiert, mit anderen zusammen Kaffee und Kuchen verkauft, abwäscht und saubermacht.

Die Runde der diesjährigen Preisträger mit dem Landrat (l.): (von rechts) Helmut Kuppke von der Freiwilligen Feuerwehr Thräna, Stellvertreterin für Mike Majetschak vom FSV Eintracht Serbitz/Thräna, Gerlinde Wippert, Kai Ludwig vom SV Groitzsch, Viola Heß vom Ringelnatzverein Wurzen sowie Elke Sinn vom Verein zum Wohle der Tiere in Lossa..

Übrigens: Gerlinde Wippert sollte mit der Auszeichnung überrascht werden. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde ein Plan geschmiedet. Sie sei zu einer Kabarettveranstaltung eingeladen, hieß es. Und noch bei Betreten des Lindensaals im Markkleeberger Rathaus glaubte sie daran, wie sie am Abend sagte. Erst als sie auf ihrem Sitzplatz das Faltblatt mit dem Programm für den Neujahrsempfang fand, habe ihr geschwant, dass es womöglich gar nicht um Kabarett gehen könnte.

Adventsstimmung beim Konzert

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Traditionell endete mit dem Adventskonzert das Kulturjahr des Fördervereins der Kreuzkirche Sankt Nikolai Kitzen. Erstmals zu einem Auftritt kam am 1. Advent der Gemischte Chor Neukieritzsch nach Kitzen und fand nicht nur ein volles Haus in der Kirche, sondern auch ein dankbares Publikum, das nicht mit Applaus geizte.

Die mehr als 30 Sängerinnen und Sänger des Chors unter der Leitung von Viktor Vetter kamen mit einem umfangreichen Repertoire an weihnachtlichen Weisen. Mit Liedern wie „Sind die Lichter angezündet“, „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“ lud der Chor zum Mitsingen ein. Dazu kamen Lieder, die bereits seit Jahrhunderten in der Adventszeit in den Kirchen gesungen werden wie „Vom Himmel hoch“, „Maria durch den Dornwald ging“ oder „In dulci jubilo“.  Englische, tschechische, spanische und schwedische Weihnachtsmelodien waren zu hören. Rundum waren es mehr als 30 Lieder, die an dem späten Nachmittag in der Kirche Kitzen erklangen.

Mit einer netten Geste sorgte die Vorsitzende des Fördervereins Ingrid Riedel am Schluss des Konzerts für eine Überraschung. Jedes Chormitglied bekam ein Beutelchen mit Weihnachtsplätzchen, die die Landfrauen der Kitzener Gruppe gebacken hatten. Die waren zum Mitnehmen auch am wieder reichlich aufgefahrenen und von fleißigen Bäckerinnen aus dem Ort bestückten nachmittäglichen Kuchenbuffet zu haben und fanden beim Publikum reißenden Absatz. Der Erlös aus der Aktion dient der Sanierung der Kirche.