Bundesverdienstkreuz für Ingrid Riedel

Ingrid Riedel präsentiert ihre Auszeichnung.

Kitzen hat seit Sonnabend, dem 22. April 2023, eine Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte die Auszeichnung im Namen des Bundespräsidenten an Dr. Ingrid Riedel. Damit wird das Engagement der Vorsitzenden des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai gebührend gewürdigt.

Ingrid Riedel, die mit ihrem Mann Siegwald Bilesch 1996 nach Kitzen gezogen ist, zeichnet nicht nur für die Sanierung der Kirche verantwortlich, sondern initiierte und initiiert parallel jedes Jahr ein Dutzend Kulturveranstaltungen und engagiert sich bei der Seniorenbetreuung sowie bei den Landfrauen.

Auch wenn Sie einigermaßen sprachlos war, als sie die Einladung zur Ehrung in der Dresdner Staatskanzlei erhielt – dass sie sich diese Auszeichnung redlich verdient hat, steht außer Frage. Ohne ihren Einsatz und den von Siegwald Bilesch stünde die Kirche heute vermutlich weder für Gottesdienste noch für die Vielzahl kultureller Veranstaltung zur Verfügung.

Nach der Auszeichnung in der sächsischen Staatskanzlei: Ingrid Riedel (3.v.l.) und Siegewald Bilesch (2.v.l.) im Kreise von Familienmitgliedern sowie Ministerpräsident Michael Kretschmer (4.v.l.) und Pegaus Bürgermeister Frank Rösel (4.v.r.). Foto: Privat

„Nachdem wir in Kitzen gebaut hatten und eingezogen waren, stand für uns fest, dass wir uns im Ort ehrenamtlich einbringen wollen, wenn wir mal weniger Arbeit haben“, erinnert sich Ingrid Riedel. Einen konkreten Zeitpunkt dafür hatte sie damals aber noch nicht ins Auge gefasst. Der sollte schneller kommen als gedacht, noch bevor sie und ihr Mann wirklich weniger Arbeit im Beruf hatten. „Wir waren 2007 in der Kirche und ziemlich erschrocken und entsetzt über den damaligen baulichen Zustand. Da wir noch kein Projekt für unser geplantes Ehrenamt hatten, entstand die Idee, dass wir uns der Kirche annehmen könnten“, erzählt Ingrid Riedel.

Das war genau zu dem Zeitpunkt, als seitens des Bauordnungsamtes eine Begehung der Kirche geplant war, die mit Sicherheit zu einer Schließung des Gotteshauses wegen Baufälligkeit geführt hätte. „Wir wurden von der Kirchgemeinde gebeten, an der Begehung teilzunehmen und haben das auch getan.“ Die Absicht des Ehepaars, sich der Kirche anzunehmen, verhinderte die Schließung.

Es sollten aber noch einmal drei Jahre vergehen, ehe mit der Sanierung begonnen werden konnte. „Wir hatten ja mit einem solchen Projekt keinerlei Erfahrung.“ Nach und nach gab es jede Menge Erkenntnisgewinne: dass man einen Verein braucht; wie man an Spenden kommt; dass Eigenkapital benötigt wird und wie das zusammenkommen kann (unter anderem aus Einnahmen aus Kulturveranstaltungen und privaten Spenden). Eine der größten Hürden war seinerzeit, dass der Verein aus Sicht des Freistaates Sachsen, der die damals eigentümerlose Kirche in seinem Bestand führte, nicht der neue Eigentümer werden konnte. Aber ohne den Besitz der Kirche, war es aussichtslos Fördermittel zu bekommen. Die rettende Idee war die Gründung einer Stiftung, für die der Verein als Treuhänder fungieren konnte.

Nun, 13 Jahre später, präsentiert sich die Kirche in einem ausgezeichneten Zustand. Und die Sanierung des Turms als Abschluss des Gesamtvorhabens hat begonnen. Die Kirche dient wieder ihrem eigentlichen Zweck und als Ort vieler kultureller Veranstaltung. Damit ist sie zu einer Begegnungsstätte im Ort geworden, in der Menschen aus Kitzen und der Umgebung zusammenkommen, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht.

Allerdings hat auch die Sanierung dazu beigetragen, dass viele Menschen näher zusammengerückt sind. Einerseits ist das der „harte Kern“ im Verein und seinem unmittelbaren Umfeld. Rund 100 Frauen und Männer sind regelmäßig dabei und unterstützen sowohl die Sanierungsarbeiten als auch die Gestaltung der Kultursonntage (oder auch -sonnabende). Die Zahl derjenigen, die entweder direkt mit ihren Spenden und Zustiftungen oder als Besucher der Veranstaltungen mit ihrem Ticketkauf indirekt die Sanierung unterstützen, muss man mittlerweile nach ein paar Tausend rechnen. Auch das ist ein Erfolg, den sich Ingrid Riedel auf die Fahne schreiben kann.