Electra bis Santana – ab in die 70er und 80er

Capriccio überzeugte mit seinen Interpretationen von Musiklegenden.

Wie oft ärgert man sich, wenn im Radio tolle Rockballaden erklingen, aber die Rundfunkversion gerade mal 3:30 Minuten lang ist. Das ist eben das Schöne an Livekonzerten, da gibt es die komplette Version, auch wenn sie sechs, sieben oder gar acht Minuten lang ist. Vor allem in der Zugabe von Capriccio beim Konzert in Kitzen am 26. August hatte man gar den Eindruck, als wollten Sängerin Sabine Waszelewski und Gitarrist Klaus-Jürgen Dobeneck „Black Magic Woman“ von Carlos Santana und „Hotel California“ von den Eagles gar nicht enden lassen. Was um 19 Uhr mit dem Karat-Song „König der Welt“ begonnen hatte, endete 22 Uhr mit eben diesen beiden Zugaben. Auch wenn sich Besucher und Künstler zwischendurch noch ein Gläschen Wein holen konnten, allein die Zeitspanne zeigte, das Dessauer Duo spulte nicht einfach ein Song-Nummernprogramm ab, sondern zelebrierte jeden Titel mit großem Engagement. Und die Legenden, von denen sie die Musik seit 15 Jahren spielen, haben genau das verdient.

Sabine Waszelewski

Im ersten Teil ihres Programms waren es Ostrock-Legenden, denen sie sich widmeten. Karat eben mit dem schon erwähnten „König der Welt“, „Der blaue Planet“ und „Blumen aus Eis“ sowie „Albatros“. Jener Titel war zugleich eine Reminiszenz an den im Juni dieses Jahre gestorbenen Komponisten und Karat-Keyboarder Ulrich „Ed“ Swillms. Nahtlos der Übergang zu Veronika Fischer mit „Wenn ich eine Schneeflocke wär´“ und „Auf der Wiese“. Nahtlos schon deshalb, weil sie mit dem früheren Karat-Frontmann Herbert Dreilich und auch Swillms eine gemeinsame Vergangenheit bei der Band Panta Rhei in der ersten Hälfte der 1970er Jahre verbindet. Bevor es in die Pause ging, gab es dann neben Puhdy- und Stern-Meißen-Hits noch zwei legendäre Balladen, die zum Besten des sogenannten Ostrocks gehören: „Nie zuvor“ von Electra und „Am Fenster“ von City. Letzteres ging auch ohne Geige. Dobeneck interpretierte diesen Part mit der Querflöte wunderbar.

Klaus-Jürgen Dobeneck

„Ich versuche Klaus-Jürgen ja immer wieder zu überzeugen, mehr mit der Querflöte zu machen, weil das so toll kling“, sagte Sabine Waszelewski beim Pausenplausch. Und prompt begann Teil zwei mit einem Dobeneckschen Flötensolo. Da muss er sich nicht verstecken, wie später auch sein Flöteneinsatz auf den Spuren von Ian Anderson beim Jethro-Tull-Titel „Locomotive Breath“ zeigte. Der Konzertteil nach der Pause war internationalen Stars gewidmet wie Uriah Heep (Free me), Sutherland Brothers (Arms of Mary), Fleetwood Mac (Dreams) oder Pink Floyd (Another Brick in the Wall) – alles aus den 1970er Jahren. Noch weiter zurück ging es sogar beim Song „Don’t let me be misunderstood“, der in der Version von Nina Simone schon 1964 erklang und mit der Interpretation von Santa Esmeralda in den 1970er Jahren bekannt und später unter anderen von Joe Cocker, Gary Moor, John Legend und Lana del Rey gecovert wurde. Im Grunde hätte Capriccio jeden Titel ihres Programms ans Ende ihrer Playlist setzen können, um reichlich Applaus einzuheimsen. Das Duo tat es mit „Simply the Best“ der unvergessenen Tina Turner und traf den Nerv der zahlreichen Besucher in der Kitzener Kirche, das Waszelewski und Dobeneck ohne die schon erwähnte Zugabe nicht ziehen lassen wollte.

Begeisterter Applaus für Capriccio