Gestrichen und gezupft

Das Leipziger Symphonieorchster in der Kirche Kitzen.

„Erinnerungen an einen lieben Ort“ hatte Dirigent Sebastian Peter Zippel das Konzert am 21. Mai in der Kirche Kitzen überschrieben, zu dem er mit dem Leipziger Symphonieorchester gekommen war. Und irgendwie ist der Titel sinnbildlich. Denn mittlerweile ist es schon eine Tradition, dass dieser Klangkörper nach Kitzen kommt und sein Publikum findet. „Ich staune immer wieder, wie viele Menschen hier beim Konzert nach Kitzen dabei sind“, sagte ein Besucher, der aus Pegau gekommen war. Vor kurzem sei das Leipziger Symphonieorchester eben in Pegau gewesen, „und ich war enttäuscht, wie wenige Besucher kamen. Hier sind es heute bestimmt dreimal so viele Konzertbesucher“.

Wein hin und Wein her zwischen Ingrid Riedel und Wolfgang Rögner.

Vielleicht liegt das an der sehr familiären Atmosphäre, die die Kultursonntage des Fördervereins für die Kirche Sankt Nikolai auszeichnet. Die wurde bereits deutlich, als der im Sommer scheidende Intendant des Orchesters Wolfgang Rögner nachträglich der Vereinsvorsitzenden Ingrid Riedel zur Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz gratulierte und das mit einer Flasche Wein tat. Dabei wollte sich doch gerade Ingrid Riedel bei Wolfgang Rögner dafür bedanken, dass er seit Jahren Kitzen in das Tourneeprogramm des Orchesters aufnimmt, übrigens mit einer Flasche Wein. Als es am Schluss auch noch eine Flasche Wein vom Verein für den Dirigenten gab, amüsierte sich das Publikum lebhaft über den Flaschenreigen und mancher fragte sich schon, ob das denn immer dieselbe Flasche war, die da hin und her gereicht wurde. Nein, nein! Aus sicherer Quelle war zu erfahren, dass es jeweils eine ganz andere war.

Sebastian Peter Zippel führte das Orchster wunderbar und als Moderator durch das Programm.

Für das Konzert hatte Sebastian Peter Zippel Musik aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gemischt und dazu noch ein Stück aus einem Jahrhundert früher von Johann Sebastian Bach gepackt. Den Auftakt gab das Orchester mit einer Komposition von Jean Sibelius (1865 – 1957) „Andante festivo“ für Streichorchester, gefolgt vom Konzert für Waldhorn und Orchester von Richard Strauss (1864 – 1949). Als Solohornist trat Matthias Bartholomäus auf, der just an diesem Tag vom Orchester in den Ruhestand verabschiedet wurde. Dafür gab es einen Extraapplaus des begeisterten Publikums. Weiter ging es mit dem Air, eine besondere Art des Liedes, das Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) als 2. Satz seiner 3. Orchestersuite nutzte. Das Siegfried-Idyll für Kammerorchester von Richard Wagner (1813 – 1883), das der Komponist seiner Frau Cosima gewidmet hatte, beschloss den ersten Teil des Programms.

Solohornist Matthias Bartholomäus.

Nach der Pause verkleinerte sich der Klangkörper auf ein reines Streichorchester. Mit den drei Sätzen Allegro piacevole, Larghetto und Allegretto der Serenade für Streicher sowie dem Stück „Salut d’amour“ setzten Kompositionen von Edward Elgar (1857 – 1934) den Rahme für den zweiten Teil des Konzerts. Dazwischen boten die Musiker die Serenade g-Moll für Streichorchester von Vasily Kalinnikov (1866 – 1901) sowie die von den Streichern gezupfte Pizzicato-Polka von Johann Strauß Sohn (1825 – 1893) und Josef Strauß (1827 – 1870). Wie schon bei der Uraufführung 1869 kam das Stück auch beim Kitzener Publikum sehr gut an, so dass nach dem langen Schlussbeifall die Zugabe mit der ebenfalls gezupften Neuen Pizzicato-Polka von Johann Strauß ebenso freudig aufgenommen wurde.

Mit dem Versprechen, dass es nicht das letzte Konzert des Leipziger Symphonieorchesters in Kitzen gewesen sein sollte, verabschiedeten sich Publikum und Musiker bei einem Gläschen Wein aus wiederum ganz anderen Flaschen voneinander.

Nach der Pause hatten die Streicher das Sagen.