Zehn Jahre Sanierung in der Kirche

Man mag es gar nicht glauben, aber die Zeit ist wie im Flug vergangen. Die Sanierung der Kirche Sankt Nikolai Kitzen geht ins zehnte Jahr. Wenn 2020 der Tag des offenen Denkmals am 13. September natürlich mit einer offenen Kirche stattfindet, wird das Thema „10 Jahre Sanierung Kirche Kitzen“ eine bedeutende Rolle spielen. Der Förderverein wird Bilanz darüber ziehen, was seit dem Jahr 2010, in dem er die herrenlose Kirche erwarb, geschehen ist. Dann wird zu hören sein, das bislang in die Erneuerung des Gebäudes die gigantische Summe von 1,2 Millionen Euro geflossen ist. Fördervereinsvorsitzende Ingrid Riedel umreißt das mit der eher unspektakulären Aussage: „Wir kommen so langsam dem Ende der Sanierung der Kirche entgegen.“

Raymond Klieber (oben) und Obeida Nouf von der Firma Lenz bei den Malerarbeitenin der Kirche.

Die Besucher des Adventskonzerts am 1. Dezember um 16 Uhr mit dem Pegauer Elsterchor werden einen ersten Eindruck davon bekommen. Bis dahin nämlich präsentiert sich die Kirche auch von innen in einem neuen Zustand. Nachdem zuletzt die elektrischen Leitungen erneuert worden sind, erhält der Kirchenraum in diesen Tagen seinen endgültigen Anstrich. Der Weißton, in dem Decke und Wände gehalten sind, wird eine vollkommen neue Optik erzeugen. Mitarbeiter der Malerfirma Jürgen Lenz aus Großpösna, die spezialisiert ist auf Anstriche nach denkmalpflegerischen Vorgaben, sorgen derzeit für die Farbgebung. Mindestens drei Anstriche wird es geben, ehe das Ergebnis vollständig ist. Wenigstens zwei sollen bis zum Adventskonzert geschafft sein.

Allerdings wird trotz alledem die Zeit zu knapp, um bis dahin auch noch die neuen beziehungsweise aufgearbeiteten und mit Sitzpolsterheizung versehenen Bänke aufzustellen. „Wir werden für das Konzert Stühle in die Kirche stellen“, sagt Ingrid Riedel. Die Bänke samt Heizung können die Besucher dann ab dem Frühjahr 2020 genießen. Für den Chor gibt es beim Adventskonzert allerdings schon eine Neuerung. Er kann auf dem neuen Bühnenpodest Aufstellung nehmen, das wie die vier Pavillons (beim Rockkonzert Ende August schon im Einsatz) und das E-Piano von den 5000 Euro angeschafft wurden, die die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig in diesem Jahr als Fördermitte zur Verfügung gestellt hat. Auf dem Podest wird sich dann auch noch ein Heizteppich befinden, der dafür sorgt, dass die Künstler ihren Part nicht frierend bestreiten müssen. Denn die aufziehende Kälte in der kühleren Jahreszeit war von den Akteuren der Veranstaltungen immer wieder beklagt worden, was ihrem Engagement jedoch nie anzumerken war.

Die Innensanierung der Kirche hatte ja in diesem Jahr dazu geführt, dass bislang keine Veranstaltungen des Fördervereins in der Kirche stattfinden konnten, stattdessen im Schloss und auf der Schlossterrasse. Zu dem, was in diesem Jahr geschehen ist, gehört die Fertigstellung der Decke, das Legen neuer elektrischer Leitungen sowie die Erneuerung des Innenputzes. Auch dafür gab es Richtlinien der Denkmalpfleger. Aber mit der Firma Bubnick aus Trebsen bei Grimma hat der Verein einen Partner gefunden, der nach den Worten von Ingrid Riedel allen Anforderungen gerecht wurde. Beendet ist ebenso die Restaurierung des Nordportals, was die Restauratorin Birgit Mühler wie schon beim Südportal übernommen hatte. Beide Portale gehören zu den bemerkenswertesten historischen Teilen der Kirche, sind sie doch bereits um 1150 aus Stein gehauen worden.

Blick in den Altarraum, wo es auch nach den Malerarbeiten noch einiges zu tun gibt.

Bei alledem bleibt für das zehnte Sanierungsjahr noch allerhand zu tun. Im Frühjahr werden die Podeste für die Sitzbänke installiert. Die Bänke selbst werden lackiert, aufgesetzt und mit der Elektrik für die Sitzpolsterheizung verbunden. Im Altarbereich müssen Sandsteinplatten repariert werden, die jetzt noch vorhandenen Betonplatten werden mit Sandsteinplatten ersetzt. Letzteres soll in den Wintermonaten erledigt werden. Schließlich gibt es noch Arbeit in der Sakristei, wo der Fußboden erneuert werden muss. Nach historischem Vorbild geschieht das mit Ziegelplatten. Ähnliche Arbeiten erfolgen im Vorraum auf der Nordseite. So könnten die Sanierungsarbeiten im Laufe des kommenden Jahres tatsächlich zu Ende gehen. Parallel dazu sollte auch die Orgel wieder in Takt kommen. Die Kirchgemeinde kümmert sich darum. Ein Orgelbauer hat bereits den Auftrag bekommen, eine Bestandsaufnahme zu machen, um ein Angebot für die Restaurierung unterbreiten zu können. Die Orgelpfeifen sind übrigens ausgelagert worden. Jetzt, wo die staubintensiven Arbeiten in der Kirche zu Ende gehen, kann das Projekt in Angriff genommen werden. Eventuell könnte das Instrument ab 2021 wieder erklingen.

Allerdings bleibt dann immer noch eine große Aufgabe – der Kirchturm. Der muss jedoch warten. „Denn hier ist sicher eine Investition von mehreren hunderttausend Euro notwendig“, sagt Ingrid Riedel. Auch wenn der Großteil des Geldes aus Fördermitteltöpfen kommen muss, der Verein werde eine größere Summe Eigenkapital brauchen. „Das müssen wir erst zusammenbekommen, ehe die Turmsanierung in Angriff genommen werden kann“, erklärt die Vereinsvorsitzende.