Kulturhaus – oder doch ein Schloss

Vortrag im Gutspark. Im Hintergrund das Gutshaus, das eigetlich ein Schloss ist.

Fast 60 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser erfasst die Liste eben dieser Bauten im Landkreis Leipzig auf den Seiten der Web-Enzyklopädie Wikipedia. Darunter sind auch die Groitzscher Wiprechtsburg, von der nicht viel zu sehen ist, und die Burg Zwenkau, deren Nachfolgebauten immer wieder verändert wurden und als aktuelle Version besser als Rathaus bekannt ist. Das Schloss Kitzen findet sich dort nicht. Ist das als früherer Gemeinderatssitz und jetzt als Kulturhaus bekannte Gebäude daher kein Schloss? Folgt man der Erklärung, was ein Schloss ist, nämlich ein im Auftrag des Landesherrn oder anderer Mitglieder des Adels errichtetes Bauwerk, dann können die Kitzener getrost jedem sagen: Wir haben ein Schloss!

Die Galerie der Besitzer des Ritterguts Kitzen.

Die Liste jener Adliger, die in Kitzen ansässig waren, oder durch deren Hände das Gut und damit auch das Schloss gegangen ist, ist lang. Bei einem Rundgang durch das Bauwerk und den angrenzenden Gutspark hat Carsten Iwan an einem der vom Förderverein für die Kirche Sankt Nikolai organisierten Kitzener Kultursonntage anschaulich erklärt, wie alles zusammenhängt. Auf zwei großen Schautafeln vor dem Schloss ist das auch noch einmal zusammengefasst. Zudem geben Plakate an der Remise daneben Auskunft über die in Kitzen ansässigen Adelsfamilien.

Bevor jedoch das heute sichtbare Herrenhaus beziehungsweise Schloss errichtet wurde, gab es eine lange Vorgeschichte. Wo es heute steht, befand sich einst eine slawische Fluchtburg, die man sich zwar nicht wie heute noch bekannte Burgen vorstellen darf, sondern ein System von Wällen und Gräben, mit denen sich die damaligen Bewohner vor mehr als 1000 Jahren vor Feinden schützen wollten. Carsten Iwan verweist auf die Aufzeichnungen der Pegauer Mönche, nach denen Wiprecht II. von Groitzsch 1073 in Zeitz Fridericus von Cutze erschlagen hat. Der ist der erste bekannte Gutsbesitzer von Kitzen gewesen, weshalb letztlich 1073 als urkundliche Ersterwähnung von Kitzen angenommen wird. Eine Siedlung muss es laut Carsten Iwan allerdings wenigstens seit dem Jahr 1009 gegeben haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten die deutschen Franken das Land östlich der Saale bereits in Besitz genommen und es gab keine neuen Gründungen slawischen Ursprungs mehr. Doch der Ortsname Kitzen sei slawischen Ursprungs und bezeichne eine Burg am See.

So soll die Burganlage im Grundriss ausgesehen haben. (Zeichung Carsten Iwan)

Was wir heute als Gutspark kennen, das ist ein Teil des früheren Sees, der ursprünglich ein Sumpf gewesen sein soll. Erst mit der Aufschüttung eines Damms etwa im Verlauf der heutigen Leipziger Straße wurde das feuchte Gebiet zum See. Die Burganlage daran war laut Carsten Iwan eine Niederungsburg ohne feste Gebäude. In die Sicherheit der umgebenden Wälle konnten sich die slawischen Bauern bei feindlichen Angriffen flüchten. Zugleich soll es eine Kultstätte für die slawische Götting Cica beziehungsweise Ziza gewesen sein. Der ihr gewidmete Tempel wurde allerdings auf Weisung des Merseburger Bischofs Thietmar um 1009 zerstört. Die Burg selbst wurde ins fränkische Burgwart-System eingegliedert und zu einer kleinen Burg mit Vorburg und Motte (ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter mittelalterlicher Burgtyp) ausgebaut. Und da hatte Fridericus von Cutze seinen Sitz.

Vom einstigen See ist nicht mehr viel zu sehen. Carsten Iwan (r.) bei seine Vortrag am Teich im Gutspark.

Am Schloss und am Teich im Park konnte Carsten Iwan den mehr als 60 Teilnehmern des Rundgangs anschaulich die Dimension der einstigen Burg veranschaulichen. Von der Ausdehnung her könnte sie das heute bekannte Areal des 14.500 Quadratmeter großen Gutshofes und des 27.000 Quadratmeter großen Gutspark umfasst haben.

Nach dem Tod von Fridericus de Cutze kam die Burg in den Besitz Wiprechts von Groitzsch. Gottfried von Hohenlohe (um 1243), Markgraf Dietrich von Landsberg (um 1277), die Familien von Hacke (um 1300 und um 1586 sowie um 1700), die Familien von Dieskau (um1722), die Gräfin von Dankelmann (um 1821) und andere waren spätere Besitzer des Gutes. Der ursprüngliche Bau des Schlosses geht auf das 17. Jahrhundert zurück.

In der Kirche wird es heller

Blick zur Decke. Der helle Anstrich wird für gut befunden beim Treffen, an dem Ingrid Riedel, Restauratorin Birgit Mühler, Denkmalpfleger Thomss Brockau und Stefan Reuter sowie Malermeister Jürgen Lenz (v.l.) teilnahmen.

Seit dem 10. April ist nun endlich klar, wie die Holzdecke in der Kirche aussehen soll. Sie wird einen hellen Farbton erhalten, der insgesamt den Kirchenraum in ein neues Licht taucht. Nach kleineren Probeanstrichen, die noch im vorigen Jahr vorgenommen wurden, hat jetzt Malermeister Jürgen Lenz einen großflächigeren Teil im südlichen Kreuzarm der Kirche gestrichen. Und bei einem Treffen in der Kirche mit Thomas Brockow und Stefan Reuter vom Landesamt für Denkmalpflege wurde der Farbton als gelungen angesehen, so dass nun die komplette Decke in der Kirche so gestrichen werden kann.

Jürgen Lenz, der mit seiner Firma in Großpösna ansässig ist, ist ein Experte für Anstriche nach denkmalpflegerischen Vorgaben. Er war schon bei Malerarbeiten in den beiden großen Leipziger Stadtkirchen St. Thomas und St. Nikolai aktiv, hat aber ebenso in den Kirchen von Tellschütz und Werben gearbeitet. Nun wird er den weiteren Anstrich in der Kitzener Kirche in Angriff nehmen.

An vielen Stellen ist der Fußboden derzeit aufgerissen.

Parallel zur Farbgebung finden derzeit in der Kirche auch Arbeiten für die neuen elektrischen Leitungen statt. Sie werden im Kirchenboden verlegt, der derzeit an vielen Stellen aufgerissen wurde. Der Deckenanstrich und die Elektroarbeiten sowie die Erneuerung des Innenputzes im Laufe dieses Jahres sind auch der Grund, warum die Kirche selbst 2019 voraussichtlich nicht für die Kulturveranstaltungen des Fördervereins zur Verfügung stehen wird. Die ersten Veranstaltungen dieses Jahres haben deshalb auch bereits im Kulturhaus stattgefunden. Die geplanten Open-Air-Konzerte werden an der Terrasse des Kulturhauses veranstaltet.

Insgesamt hat der Förderverein für 2019 wieder erhebliche Mittel aus Förderprogrammen bekommen. Das sind zum Beispiel 30.500 Euro, die aus dem Sonderförderprogramm des Freistaates Sachsen zur Verfügung gestellt werden. Sie werden eingesetzt für den Deckenanstrich und für die weitere Sanierung des Nordportals. Die Gesamtkosten allein dafür belaufen sich allerdings auf 43.000 Euro. Laut der Vorsitzenden des Fördervereins Ingrid Riedel wird das Geld aus dem Sonderprogramm mit 5.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Co-Finanzierung sowie mit Eigenmitteln ergänzt.

Eine enorme Summe bekommt der Verein in diesem Jahr auch wieder aus europäischen Förderprogrammen: Leader und EPLR. Leader steht für Liaison entre actions de développement de l’économie rurale (deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). EPLR ist das sächsische Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum, das wiederum auf dem Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums ELER fußt.

104.500 Euro können genutzt werden, um die elektrische Anlage in der Kirche zu erneuern, die wiederum Voraussetzung für die Installation der Sitzplatzheizung ist. Die neuen Leitungen dürfen nach den Vorgaben der Denkmalschützer nicht in den Wänden gelegt werden, sondern müssen in den Fußboden. Das ist der Grund, warum der im Moment aufgerissen ist. Zwar belaufen sich die Gesamtkosten dafür auf 110.000 Euro, so dass auch Eigenmittel eingesetzt werden müssen, die unter anderem aus Spenden zusammenkommen. Aber für den Verein ist es ein enormer Gewinn, dass das Vorhaben mit einer Quote von 95 Prozent gefördert wird.

Geld gibt es aber nicht allein für die Kirchensanierung, sondern in diesem Jahr auch für die kulturelle Arbeit des Fördervereins. „Wir haben im vorigen Jahr einen Antrag an die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse gestellt und daraus 5.000 Euro zur Verfügung gestellt bekommen“, sagt Ingrid Riedel. Das Geld soll genutzt werden, um die Voraussetzungen für Veranstaltungen zu verbessern. Es dient unter anderem der Anschaffung eines E-Pianos. Gekauft werden soll aber auch ein Faltpavillon für die Open-Air-Veranstaltungen. Bisher wurden solche Dinge ausgeliehen. Um vor allem Chören bessere Auftrittsmöglichkeiten zu geben, will der Förderverein für die Kirche noch ein Stufenpodest erwerben. „Von der Sparkassenstiftung haben wir das Signal bekommen, für 2020 erneut einen Fördermittelantrag zu stellen. Das werden wir natürlich aufgreifen“, sagt Ingrid Riedel.

Neben den drei Hauptprojekten Decke, Elektrik und Innenputz werden im Laufe des Jahres noch eine Reihe anderer Arbeiten erledigt. Unter anderem werden die Sandsteinplatten im Altarbereich gesäubert. Die vor mehr als 30 Jahren mit Betonplatte ausgebesserten Stellen erhalten neue Sandsteinplatten. Dabei werden dann auch die Kabelkanäle, die am Rand des Altarbereichs im Fußboden verlegt werden, nicht mit Beton verschlossen, sondern ebenso wie die Sandsteinplatten in Sand gelegt. Das soll der aufsteigenden Nässe im Mauerwerk vorbeugen.

Die in der Mitte des Kirchenraums entfernten kaputten Fliesen sollen durch Spaltplatten ersetzt werden, wie sie auch im gesamten Innenraum der Kirche vorhanden sind. Dazu gehört jedoch, dass die an den Stufen zum Altarbereich zu sehende Jahreszahl 1797 sichtbar bleibt. Die Stufen zum Altarbereich werden zudem nach rechts und links ein wenig verlängert, um die Stolpergefahr zu verringern.

Im nördlichen Vorraum der Kirche, also auf der Seite zum Pfarrhof hin, soll der Fußboden mit den alten Ziegeln aus der im Vorjahr sanierten Patronatsloge in einem Sandbett gelegt werden. Die Decke in dem Vorraum wird so restaurier, dass das gesamte Nordportal zu sehen ist.

Mit dem Denkmalschutz wurde jetzt auch eine Einigung zum Bestuhlungsplan für die Kirche erzielt. Das gelang während der schon genannten Besprechung im April. Den Denkmalpflegern ging es darum, dass die Sichtachse zwischen Nord- und Südeingang frei bleibt. Die Bänke werden schließlich auf einem Holzpodest stehen, das die Kabel für die Sitzpolsterheizung aufnehmen wird. Neben den neuen beziehungsweise restaurierten Bänken werden im hinteren Bereich der Kirche vier Originalbänke aufgestellt.

Die Scheune im Pfarrhof wird saniert.

Zwar nicht unter der Regie des Fördervereins, aber auf dessen Anregung hin, wird derzeit von der Kirche die Scheune am Pfarrhof saniert. „Wir haben eine beharrliche Diskussion darüber geführt, dass es schade wäre, wenn die Scheune angerissen würde. Denn dann wäre das romantische Bild des Pfarrhofs zerstört worden“, sagt Ingrid Riedel. Nun hat sich ein Team zusammengefunden, zu dem Heike Knappe aus Sittel und die Kitzenerin Astrid Gebhard, die Frau des Pfarrers, gehören. Es hat sich der Problematik angenommen. Gemeinsam haben sie es geschafft, den Kirchenkreis Merseburg nach anfänglich anderer Haltung zur Zustimmung für eine Sanierung zu bewegen. Der Kirchenkreis hat dafür im vorigen Jahr Leader-Fördermittel beantragt und bewilligt bekommen: 250.000 Euro. So kann im Laufe dieses Jahres unter der Leitung der Architektin Ulrike Kabitzsch, die schon die Kirchensanierung in Werben, Eisdorf und Kitzen begleitet hat, die Scheune vor dem Verfall gerettet werden. Nach Fertigstellung soll sie für Veranstaltungen der Kirchengemeinde, aber auch des Dorfes genutzt werden können. „Damit wird das Areal Kirche und Pfarrhoff als ein Kulturschwerpunkt aufgewertet“, erklärt Ingrid Riedel.

Mehr als 30 000 Euro vom Land

Ingrid Riedel (l.) und Birgit Mühler freuen sich über den Fördermittelbescheid, den Staatssekretär Günther Schneider überrreicht hatte.

Die Summe ist nicht rund, aber ein ordentlicher Betrag. 30.707 Euro bekommt der Förderverein für die Kirche Kitzen aus den Kassen des Freistaates Sachsen. Prof. Günther Schneider, Staatssekretär im Innenministerium, machte vor wenigen Tagen in Kitzen Station und überbrachte den entsprechenden Fördermittelbescheid. Zusammen mit Eigenmitteln soll das Geld laut Ingrid Riedel, Vorsitzende des Fördervereins, jetzt für den Anstrich der Decke im Kirchenraum sowie für die weitere Sanierung des Nordportals eingesetzt werden.

Der linke von den beiden Farbtönen soll künftig für die gesamte Decke angewendet werden. Dazu gehören auch die grünen und braunen Elemente.

Wie die Decke farblich aussehen soll, war ja lange diskutiert worden. Wie Restauratorin Birgit Mühler während der kleinen Veranstaltung zur Übergabe des Fördermittelbescheids sagte, gibt es jetzt mit der Denkmalschutzbehörde Einigkeit. Die Decke wird einen hellen grauen Farbton bekommen. Dazu waren jetzt vier kleinere Probeanstriche über der Orgelempore in verschiedenen Grau- und Weißtönen hergestellt worden. Bei näheren Untersuchungen war festgestellt worden, dass nicht das noch jetzt zu erkennende Braun der originale Anstrich ist. Birgit Mühler sagte, man habe darunter hellere Farbgebung gefunden. Um einen noch besseren Eindruck davon zu bekommen, wie die Kirche mit dem hellen Ton an der Decke aussieht, soll im November ein größerer Teil mit dem ausgewählten hellgrauen Farbton gestrichen werden. Dann wird das alles noch einmal begutachtet, ehe komplett gemalert wird.

Birgit Mühler zeigt den an einer Stelle freielegten früheren Anstrich, der im Farbton als Muster für die gesamte Wandgestaltung dienen soll.

Klar ist ihren Worten zufolge auch, dass die Wände in einem ähnlichen Ton gestrichen werden sollen. Die entsprechenden Muster waren bei Untersuchungen der vorhandenen Farbschichten gefunden worden. Bis zur Wandgestaltung wird allerdings noch etwas Zeit vergehen, weil vorher im kommenden Jahr die elektrischen Leitungen erneuert werden sollen.

Dieses Ornament wurde an der Brüstung der Orgelempore freigelegt und wird ein Element der Farbgestaltung sein.

Was auch immer in der Kirche saniert wird, ohne Fördermittel wird es nicht gehen. Staatssekretär Günther Schneider sagte zumindest zu, dass er das Projekt Kirche Kitzen im Auge behalten und sich dafür einsetzen werde, damit es vom Freistaat weitere Fördermittel gibt. Eine finanzielle Zusage könne er zwar noch nicht geben, aber es sei sein Anliegen, dass die fünf Millionen Euro, die jährlich in seiner Behörde für die Denkmalpflege eingeplant werden, nicht nur großen Schlössern dienen sollen, sondern auch Vorhaben im ländlichen Raum. Das Bild, das er sich bei seinem Besuch in Kitzen vom Sanierungsfortschritt an der Kirche gemacht habe, sei beeindruckend, sagte er.

Die hellen Teile zeigen, wie umfangreich an der Decke das vom Hausschwamm zerfressene Holz ersetzt werden musste.

Ingrid Riedel sieht dem weiteren Fortgang optimistisch entgegen. Besonders auch deshalb, weil es in den neun Jahren, die bereits seit dem Beginn der Sanierung vergangenen sind, jedes Jahr Fördermittel gegeben hat. „Wir haben bislang für die Kirche 850.000 Euro ausgegeben, davon waren 700.000 Euro Fördermittel und 150.000 Euro Eigenmittel, die aus Spenden zusammengekommen sind“, sagte sie. Das Fördergeld stammte aus Fonds der Europäischen Union, des Bundes und des Landes. Geld gab es zudem von privaten Stiftungen. Ausgegeben wurde es für den Dachstuhl, die Fassade, die Decke, die Fenster und für die Patronatsloge. Gerade auf Sachsen habe man immer zählen können, so Ingrid Riedel. Das Land habe auch geholfen, wenn es um notwendige Co-Finanzierungen gegangen sei.

Allerdings geht es im nächsten Jahr um deutlich höhere Summen, die gebraucht werden. Ingrid Riedel sprach von 100.000 Euro, die notwendig seien, um die Elektrik zu erneuern. Wie auch bei anderen Förderungen, muss der Verein dafür stets eigenes Kapital einsetzen. „Das ist jeweils eine große Herausforderung, im Jahr bis zu 20.000 oder gar 30.000 Euro Eigenmittel anzusparen“, sagte Ingrid Riedel.

Spenden sind daher immer willkommen. Kontaktmöglichkeiten und Bankverbindung gibt es hier: Spenden

Landkreis überrascht Weihnachten mit Fördermittelbescheid

Der Anbau für die Patronatsloge soll noch einen Weg und einen behindertengerechten Zugang bekommen.

Weihnachten ist die Zeit der Geschenke, das war auch für den Förderverein für die Kirche Sankt Nikolai in Kitzen nicht anders. Der Landkreis Leipzig bewilligte aus dem europäischen Programm Liaison entre actions de développement de l’économie rurale (zu Deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft), das unter dem Kurznamen „Leader“ bekannt ist, Fördermittel. 30 509,35 Euro sind es exakt, die für die sogenannte Umnutzung der Patronatsloge an der Kirche eingesetzt werden können. Das war sozusagen das Tüpfelchen auf dem I, um die Patronatsloge fertigstellen zu können.

Hier entsteht der Mehrzweckraum in der oberen Etage der Patronatsloge.

Dieser Anbau an der Kirche, der einst die persönliche Loge des Patrons – daher der Name –  für die Teilnahme am Gottesdienst sicherte, damit er sich nicht zum gemeinen Volk setzen musste, stand kurz vor dem Verfall. Die Idee des Fördervereins war, diesen Bereich umzubauen, so dass im Erdgeschoss Toiletten eingerichtet werden und in der ersten Etage ein Mehrzweckraum. Die Toiletten waren bereits im Dezember fertiggestellt worden und konnten schon beim letzten Konzert des alten Jahres genutzt werden. Der Raum oben wird voraussichtlich im Februar zur Verfügung stehen.

Der Zugang zu den Toiletten, die bereits nutzbar sind.

Die Leader-Mittel waren insofern das I-Tüpfelchen, weil der gesamte Umbau rund 130 000 Euro gekostet hat bzw. kosten wird. Nach Auskunft von Ingrid Riedel, Vorsitzende des Fördervereins, hatte der Verein bereits 55 000 Euro einer insgesamt 70 000 Euro betragenden Summe einsetzen können, die aus Denkmalpflegemitteln des Freistaates Sachsen zur Verfügung gestellt wurden. Das Komplizierte an dem gesamten Plan war, dass aus den denkmalpflegerischen Mitteln nur bestimmte Teile des Umbaus der Patronatsloge bezahlt werden durften. „Für den Einbau der Toiletten brauchten wir zwingend die Leader-Mittel“, erklärt Ingrid Riedel. Da dieses Geld relativ spät im Jahr bewilligt und ausgezahlt wurde, war eine Zwischenfinanzierung nötig, um die Arbeiten nicht stoppen zu müssen. „Die haben wir unkompliziert und zinsfrei von der Stadt Pegau bekommen. Dafür bedanken wir uns“, sagt Ingrid Riedel. Aus dem jetzt vom Landkreis überwiesenen Geld kann die Überbrückungssumme an die Stadt Pegau zurückgezahlt werden.

Die Treppe führt zur oberen Etage.

So setzen sich schließlich die zu finanzierenden Baukosten von rund 130 000 Euro aus den jetzt erhaltenen Leader-Mitteln, 55 000 Euro vom Denkmalschutz und 45 000 Euro Eigenmitteln zusammen. Die Eigenmittel stammen aus den Einnahmen der verschiedenen Kulturveranstaltungen im vorigen Jahr, besonders aber aus zahlreichen Spenden an den Verein, unter anderem 7 000 Euro von der Kirchgemeinde. Die 15 000 verbliebenen Euro aus den Denkmalpflegemittel des Landes werden für andere Innenarbeiten in der Kirche eingesetzt.

So sollen die neuen Bänke – noch ohne die Sitzpolsterheizung – aussehen.

Der Kampf um Fördermittel geht in diesem Jahr für den Verein natürlich weiter. Wie Ingrid Riedel sagt, werden bis Ende Januar Mittel beantragt, um die Sitzpolsterheizung realisieren zu können. Sie soll – montiert auf die neuen beziehungsweise aufgearbeiteten Bänke –  künftig die Besucher in der Kirche wärmen. Eine erste Bank als Muster steht bereits in der Kirche. 14 weitere Bänke sind bereits für 2018 in Auftrag gegeben worden. Angeschafft werden sollen zudem 50 bis 60 neue Stühle, die ebenfalls eine Sitzpolsterheizung bekommen sollen. Allerdings können die mit Strom „gefütterten“ Heizungen erst angeschlossen werden, wenn die Elektroanlage in der Kirche erneuert worden ist. Geht alles gut und die Fördermittel dafür werden im Laufe dieses Jahres bewilligt, könnte die Sanierung der Elektroinstallation 2019 erfolgen. Es wird also noch etwas dauern, ehe die wärmenden Sitzflächen zur Geltung kommen können. Die erneuerten Bänke sollen letztlich übrigens wieder einen Farbanstrich in einem Grauton bekommen. Die exakte Farbmischung muss noch mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt werden.

Das Nordportal soll saniert werden.

Das bereits sanierte Portal auf der Südseite.

Was passiert noch in diesem Jahr? Neben den Vorarbeiten für die Erneuerung des Innenputzes soll 2018 das romanische Nordportal saniert werden. Das Südportal ist ja bereits saniert worden. Das Nordportal sieht ähnlich aus, befindet sich aber nicht im Freien, sondern ist durch den Vorbau an der Seite zum Pfarrhof geschützt. Dennoch macht sich eine Erneuerung notwendig. Dafür sind die Fördermittel bereits beantragt worden.  Die Arbeiten sollen rund 12 000 Euro kosten. 1000 Euro als Eigenbeteiligung des Vereins liegen schon bereit. Die Restauratorin Birgit Mühler soll die Aufgabe übernehmen. Sie hat bereits das Südportal aufgearbeitet. Im Unterschied dazu muss das Nordportal aller Voraussicht nach nicht abgebaut und in ihre Werkstatt gebracht werden, sondern kann – weil wettergeschützt – an Ort und Stelle bearbeitet werden. Ingrid Riedel hofft, dass die notwendige Finanzierung im April von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bewilligt wird.

Die Decke muss noch einen neuen Anstrich bekommen.

Schließlich soll im Laufe des Jahres auch noch ein ordentlicher Weg zur Patronatsloge gelegt werden, einschließlich einem behindertengerechten Zugang zum Eingang der Patronatsloge. An der Stelle ist noch immer eine beträchtliche Schwelle, die den Zugang zu den Toiletten für Menschen mit Handicap erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Der Vereinsraum in der oberen Etage wird jedoch nur über eine Treppe erreichbar sein, die Anfang Januar eingebaut worden ist. Möglichst dieses Jahr soll auch noch der Deckenanstrich in der Kirche erfolgen. Die bietet derzeit aufgrund der Erneuerung einzelner Deckenteile einen scheckigen Anblick. Allerdings ist die Finanzierung dafür bislang nicht geklärt.

Was passiert 2018?

Die schwierigen Jahre für die Sanierungsvorhaben des Fördervereins der Kirche Sankt Nikolai reißen nicht ab. Wie Vereinsvorsitzende Ingrid Riedel sagte, bleibt es beim komplizierten Kampf um die Fördermittel. Ohne die ist an einen Fortgang der Sanierung gar nicht zu denken. „Wir werden uns im Jahr 2018 vor allem auf die Beantragung der Fördermittel konzentrieren, die für die Innensanierung der Kirche gebraucht werden“, erklärte die Vereinsvorsitzende. Dabei geht es um die Erneuerung der Elektrik ebenso wie um den Einbau einer Heizung und um neue Stühle.

Was die Heizung betrifft, da gibt es mittlerweile klare Vorstellungen im Verein. Im Zuge der Sanierung der Bänke soll das geschehen. Sie erhalten während der Sanierung Polsterung, in die die Heizung integriert wird. Die Erneuerung der Bänke wird sich nach den Worten Ingrid Riedels über das Jahr 2018 hinweg ziehen. Wirklich nutzbar wird die Heizung ohnehin erst sein, wenn die elektrische Anlage der Kirche erneuert ist. Und das wird erst im darauffolgenden Jahr beginnen. Die Erneuerung der Elektrik kann nur über das europäische Förderprogramm „Leader“ finanziert werden. Damit es 2019 genutzt werden kann, müssen im Jahr 2018 die Anträge erarbeitet und eingereicht werden.

Zu den Zielen im neuen Jahr gehört auch die Sanierung des romanischen Nordportals. Das befindet sich zwar im Inneren des Kircheneingangs vom Pfarrhof her, muss aber dennoch aufgefrischt werden. Dieses Vorhaben ist mit 12000 Euro veranschlagt. Dieses Geld hat der Förderverein bei der Deutschen Stiftung Denkmalpflege beantragt. Ingrid Riedel rechnet damit, dass die Bearbeitung des Antrages sich über das erste Halbjahr hinziehen wird.

Dennoch gibt es Fortschritte zu verzeichnen. 2017 ist bekanntlich an der Patronatsloge gearbeitet worden. Die dort eingebauten Toiletten sind bereits nutzbar, die weiteren Räumlichkeiten werden im neuen Jahr eingerichtet.

Erfreulich ist, dass nicht für alle Arbeiten, die 2018 ausgeführt werden sollen, auf die Fördermittel gewartet werden muss. Laut Ingrid Riedel hat sich die Stadt Pegau bereiterklärt, Geld für eine Zwischenfinanzierung zur Verfügung zu stellen, das dann zurückgezahlt wird, sobald die Fördermittel abgerufen werden können.

Vorhaben 2017

Ein neuer Anlauf

Die Vorhersage, dass das Jahr 2016 ein schwieriges Jahr wird, erweist sich im Nachhinein als gelinde Untertreibung. Das Engagement des Fördervereis für die Sanierung der Kirche wurde jäh ausgebremst. Aufgrund fehlender Fördermittel hat es im Prinzip keinen Fortschritt bei der Sanierung der Kirche gegeben. Wie Vereinsvorsitzende Ingrid Riedel sagt, wurden vor allem die beantragten Bundesfördermittel nicht bewilligt. Die Begründung: Der Verein konnte nicht berücksichtigt werden.

Kirche
Die Veränderungen an der Kirche Kitzen sind unübersehbar: links Anfang 2014, Mitte Anfang 2015, rechts aktuell.

Das führte auch dazu, dass der Antrag auf Geld aus dem europäischen Förderprogramm Leader im vorigen Jahr wieder zurückgezogen werden musste, da die Gesamtfinanzierung zur Sanierung der Patronatsloge nicht mehr gesichert war. So gelang es lediglich, in Eigeninitiative Wasser- und Abwasserleitungen zur Patronatsloge zu legen. Die Patronatsloge soll ja so ausgebaut werden, dass ein Raum für den Verein entsteht und dass endlich das Toilettenproblem gelöst werden kann. Bislang müssen zum Beispiel bei Veranstaltungen die Toilette im Pfarrhaus genutzt werden oder eine Dixi-Toilette. „Aber wir unternehmen einen Anlauf“, sagt Ingrid Riedel optimistisch.

Gute Nachrichten

Details
Details der Sanierung an der Kirche – die schön herausgearbeiteten Bogensteine.

Ihr Optimismus resultiert daraus, dass es eine erfreuliche Nachricht für 2017 gibt. „Im Dezember 2016 ist uns aus dem Sonderförderprogramm des Freistaats Sachsen eine Summe von 70 000 Euro bewilligt worden“, sagt Ingrid Riedel. Jetzt werde man auch wieder die Mittel aus dem Leader-Programm beantragt. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die bereits im vorigen Jahr von der privaten Katharina-und-Gerhard-Hoffmann-Stiftung zugesagten und nicht verbrauchten 5000 Euro mit ins neue Jahr genommen werden können. Darüber hinaus gibt es Hoffnung, aus derselben Quelle noch weitere 10 000 Euro zu bekommen. Das Geld aus der Stiftung sowie aus dem Leader-Programm wird benötigt, um die Auflage des Freistaats zu erfüllen, die zur Verfügung gestellte Summe mit 20 Prozent aus Eigenmittel zu ergänzen.

Die Patronatsloge

Loge
Blick in die Patronatsloge mit der nach oben führenden Treppe.

 

Ingrid Riedel geht davon aus, dass das zur Verfügung stehende Geld ausreicht, um die Patronatsloge in diesem Jahr wirklich fertigzustellen. „Wir müssen möglichst im März mit den Arbeiten beginnen und zuerst die denkmalpflegerischen Aufgaben erledigen“, erklärt sie. Das bedeutet die Sanierung der Fassade, der Fenster und der Tür. Die muss übrigens verlängert werden. Im Moment ist die Stufe zum Eingang zur Patronatsloge 40 Zentimeter hoch. Um den Zugang wenigstens ein bisschen behindertenfreundlicher zu gestalten, soll das zu übersteigende Niveau auf 15 bis 20 Zentimeter verringert werden.

Wappen
Die Jahreszahl weist auf die Entstehunng des Anbaus mit der Patronatsloge hin.

Im zweiten Schritt muss der Fußbodenaufbau komplett erneuert werden, ebenso die Decke und die Treppe. Neu aufgebaut werden muss auch die Wand zum Kirchenraum. Die Wand war irgendwann einmal weggerissen worden und ist später mit einer Art Fachwerk mit Lehmfüllung wieder aufgebaut worden. „Wird sie nicht neu errichtet, fällt sie eines Tages in sich zusammen“, kommentiert Ingrid Riedel den Schritt.

Wie geht es innen weiter?

Wunderschön aufgearbeitetes Fenster in der Kirche.

Es hängt von der Möglichkeit, mehr Geld aufzutreiben, ab, wie es innen weitergehen kann. Im Moment muss davon ausgehen, dass die angestrebte Erneuerung der Elektronanlage und der Einbau einer Heizung noch eine Weile warten muss. Vielleicht kann in diesem Jahr noch eine Aufgabe in Angriff genommen werden, bei der Eigenleistungen und Spenden nützlich sein könnten. „Es geht um die Bänke“, sagt Ingrid Riedel. Die müssen dringend aufgearbeitet werden. „Vielleicht findet sich jemand, der über die notwendigen handwerklichen Voraussetzungen verfügt und die Aufgabe übernehmen kann. Spenden für die Bänke sind natürlich auch willkommen“, erklärt die Vereinsvorsitzende.

Aktueller Stand der Sanierung 2016

2016 ist ein schwieriges Jahr für den Förderverein der Kirche Kitzen. Denn mit dem Beginn der Innensanierung der Kirche beginnt ein Abschnitt, der nicht ohne Auswirkungen auf das Veranstaltungsprogramm bleibt. Daher sind neben den beiden bereits absolvierten Vorträgen, die im Januar und im April im Kulturhaus stattgefunden haben, lediglich noch fünf weitere Veranstaltungen geplant.

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